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Bericht – Fr, 03.06.2022

Nachtrag zu gestern: Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass auch gestern wieder zwei gebrochene Speichen ersetzt werden mussten; einmal nach ca. 30 km und einmal nach 40 km.

Auch heute waren es wieder zwei Stück. Nach 28 km beim späten Frühstück habe ich sicherheitshalber alle Speichen geprüft, ohne, dass was kaputt war. Dann ging jedoch eine Speiche kaputt, als ich sie nur leicht berührt habe (upps) und eine lockere Speiche, die ich noch etwas festziehen wollte, hat sich dann auch noch verabschiedet. Die hätten wohl beide nicht mehr lange gehalten. – Etwas bedenklich finde ich allerdings, dass jetzt erstmalig eine der neuen, silbernen Speichen kaputtging. Bisher waren es immer nur die schwarzen Original-Speichen, die sich verabschiedet hatten.- Noch habe ich ausreichend Ersatz, aber wenn weiterhin zwei Speichen pro Tag brechen, reicht der Vorrat nicht bis zu Hause. Dann bräuchte ich nochmal Nachschub… der ja nicht so einfach zu bekommen ist.

So, jetzt aber zurück zum Anfang. Ich bin gegen 9:45 Uhr losgefahren. Schon kurz nach dem Start ging es über diese schöne Strecke auf einer ehemaligen Bahntrasse durch den Wald. Sehr schön.

Kurz darauf wurde die Neiße etwas aufgestaut und sehr breit…

… aber hinter dem Stauwerk kam fast nur noch ein Rinnsal an…

… weil nämlich der Großteil des Wassers in den Malxe-Neiße-Kanal abgezweigt wurde…

… der das Wasser diesem Wasserkraftwerk zuführt. Ob das Kraftwerk noch in Betrieb ist, weiß ich nicht, aber könnte gut sein, denn sonst macht es ja keinen Sinn, das ganze Wasser weiterhin dorthin umzuleiten. Ein paar hundert Meter später endet der Kanal übrigens schon wieder und die Neiße erhält ihre ursprüngliche Wassermenge zurück.

Gestern habe ich ja schon viele kaputte Brücken gesehen. Heute kamen nochmal mindestens zwei Stück hinzu:

Aber es gibt hier und da auch funktionsfähige, moderene Brücken, die Deutschland und Polen verbinden.

Heute war übrigens wieder ein besonders tierischer Tag. Jedes Mal, wenn ich irgendwo im Schatten angehalten habe, haben sich sofort Horden von Insekten auf mich gestürzt. Da half nur, die Pausen kurz zu halten und schnell weiterzufahren, denn bei schneller Fahrt haben sie kaum eine Chance. – Aber es gab auch jede Menge größere Tiere zu bestaunen. Zunächst diesen Storch, noch etwas weiter weg in der Neiße-Aue (Foto ist rangezoomt).

Dann dieser hier nur ein paar Meter vom Weg entfernt, der sich auch gar nicht davon stören ließ, dass ich vorbeifuhr.

Dann gab es noch diesen Raubvogel, der über mir und der Aue kreiste. Ich war ganz froh, dass ich offensichtlich eine Nummer zu groß für ihn war und nicht zur Beute wurde. – Wer weiß, was das für eine Vogelart ist, darf das gerne in die Kommentare schreiben. 😉

Rainald Grebe singt in seinem Lied “Brandenburg” (Link: siehe gestriger Tagesbericht) ja, dass dort angeblich wieder Wölfe wohnen würden. Wölfe habe ich zwar nicht gesehen, aber immerhin diesen Fuchs, der dann aber sogar abhaute, obwohl 50-100 Meter zwischen uns lagen.

Die nächste größere Stadt war Guben (polnisch: Gubin), welche einige prächtige alte Häuser zu bieten hat. – Noch viel wichtiger war für mich aber eine Bäckerei, denn ich war schon 27 km gefahren, was weit länger als die übliche Stunde gedauert hat, die ich bis zum Frühstück fahren möchte. Wurde echt dringend Zeit für etwas Verpflegung.

In Guben läuft übrigens gerade die Körperwelten-Ausstellung. Die wollte ich immer schon mal sehen… aber leider habe ich aktuell keine Zeit für sowas. Muss sehen, dass ich weiterkomme. Die fünf Tage Zwangspause in Dresden wegen Defekt am Rad haben schon zu viel Zeit gekostet.

Der Radweg an der Neiße ging dann zwar wieder schön geteert und oben auf dem Deich weiter, aber er war jetzt wesentlich schmäler als gestern, so dass ich so gerade Platz für mein Rad hatte. Mit Gegenverkehr wäre es echt schwierig geworden, aber am heutigen Freitagmittag war zum Glück wieder nicht viel los. Der Weg neben dem Deich (links, ca. 2 Meter tiefer) ist hier auch keine Option; zumindest nicht für Leute mit mehrspurigen Fahrzeugen oder Anhängern.

Insgesamt kam ich sehr gut voran und stand recht bald schon – für mich etwas überraschend – vor der Oder; hier mit Pegelhäuschen. – Wow, äh, klar, ich wollte heute mindestens bis Frankfurt (Oder) kommen. Da ist schon klar, dass ich von der Neiße an die Oder wechsele, aber da war ich seelisch noch nicht drauf eingestellt. Während die Neiße ein netter kleiner Fluss ist, kann man die Oder hier schon als Strom bezeichnen.

Hmm, wenn hier die Oder ist, dann muss doch hier auch die Mündung der Neiße in die Oder sein… aber die war gar nicht so leicht zu finden und zu erreichen. Dazu muss man an dem Pegelhäuschen durch ein Tor (wg. Schweinepest bei Wildschweinen), dann ein Stück über die frisch gemähte Wiese vorm Deich und schließlich einem von mehreren Trampelpfaden durch höheres Gras folgen, um dann endlich die Mündung zu sehen. Das ist doch ein toller Ort. Ich finde, da hätte die Gemeinde mal einen offiziellen Zugang schaffen können. Ist doch ein guter Touristenmagnet. – Auf dem Bild seht ihr die Neiße von rechts kommen und in die 2-3 xal breitere Oder fließen. Die Grenze zwischen Deutschland und Polen verläuft ab jetzt nicht mehr in der Mitte der Neiße, sondern in der Mitte der Oder.

Die Oder führt sich bei mir direkt sehr gut ein. Ein 2-3 mal breiteter Fluss hat auch einen 2-3 mal breiteren Deich und einen entsprechend breiteren schön geteerten Radweg oben auf dem Deich. Top! – Ok, später liegt der Radweg auch mal hinterm Deich, so dass man die Oder nicht immer sehen kann, aber er bleibt eigentlich immer schön fahrbar und breit.

In den Oderauen gibt es immer mal wieder kleine Tümpel mit Seerosen, Fröschen usw. – Richtige kleine Biotope.

In Eisenhüttenstadt überquere ich zunächst den Oder-Spree-Kanal und bin überrascht über die schöne Stadtkulisse. – Ich meine, der Name klingt eher nach hässlicher Industriestadt.

Aber Eisenhüttenstadt ist wirklich schöner als man denkt. Schöne Häuser… vielleicht auch wegen einer reichen Vergangenheit als Stadt der Eisenverhüttung?

Ein sowjetisches Kriegerdenkmal; leider sind die Inschriften nur auf russisch, so dass ich es nicht lesen/übersetzen kann.

Als ich Eisenhüttenstadt fast schon wieder verlasse, sehe ich noch diese Fabrikruine in direkter Nähe zur Oder. Keine Ahnung, ob das mal eine Eisenhütte war, aber heutzutage passiert da sicher nichts mehr.

Wie erwähnt, verläuft der Radweg an der Oder später hauptsächlich hinterm Deich. An einem sonnigen, sehr warmen Tag wie heute, ist Schatten leider dann oft für viele Kilometer Mangelware… und wenn doch mal Bäume nah genug stehen, um etwas Schatten zu werfen, kamen heute immer sofort die Insekten und kreisten um meinen Kopf. Nervig! – Aber der Ausblick ist trotzdem schön.

Erste Eindrücke der nächsten größeren Stadt:

Ich bin in Frankfurt, oder? – Nein, ich bin in Frankfurt (Oder)!

Sorry, aber der Wortwitz musste sein. Konnte mich nicht zurückhalten. Allein auf dem Rad hat man viel Zeit, um sich so einen Blödsinn auszudenken und selbst Spaß dabei zu haben… und manchmal schreibe ich den Quatsch dann abends auch auf… wenn ich noch dran denke.

Einerseits sind Städte ja schön, weil sie Infrastruktur zum Einkaufen (Bäckereien, Supermärkte, Tankstellen etc.) und oft auch schöne Fotomotive bieten… aber was uns Tourenradlern (vor allem) in Städten als “Radweg” verkauft wird, ist echt eine Zumutung. Erst extrem grobes, holpriges Kopfsteinpflaster an der Oder in Frankfurt und dann auch noch ein recht langes Stück von dieser Rüttelstrecke. Dringender Appell an die Stadt Frankfurt (Oder) und viele andere Gemeinden mit Radwegen: Es reicht nicht, nur Schilder aufzustellen! Man muss die Strecke auch Rad-tauglich machen! Solche Marterstrecken für Mensch und Material braucht echt keiner! Da nehme ich es keiner Speiche übel, wenn sie früher oder später bricht. Echt schlimm. Man müsste ja nicht mal die ganze Straße sanieren. Ein Teerstreifen rechts und ein Teerstreifen links würden für den Anfang ja schon genügen.

Ursprünglich wollte ich heute den Oder-Neiße-Radweg noch bis Kostrzyn weiterfahren und dann dort übernachten, da nur wenige Kilometer später der D3-Radweg beginnt, der mich wieder zurück ins Rheinland bringen soll. Von der Entfernung her hätte ich das auch heute locker geschafft…

… aber Tina gab mir heute morgen den Tipp, dass ich doch eigentlich schon hinter Frankfurt (Oder) Richtung Berlin abbiegen könnte, um einige Kilometer zu sparen und damit einen Teil der verlorenen Zeit wieder aufzuholen. Wäre zwar nett, den D3 komplett von Anfang an zu fahren, aber das würde mich tatsächlich unnötig weit in den Norden führen, was einen Umweg bedeutet, den ich mir aktuell nicht mehr leisten kann, um hoffentlich doch noch rechtzeitig und aus eigener Kraft wieder nach Hause zu kommen. Für den weiteren Verlauf des D3 gibt es sicher auch noch den ein oder anderen unnötigen Schlenker, der ich mir sparen werde, um Zeit aufzuholen… falls ein direkterer Weg nicht massiv mehr Höhenmeter bedeutet. Ist ein Berg im Weg, fährt man i.d.R. doch lieber außen rum… auch, wenn es weiter ist, geht das dann vermutlich doch schneller bzw. zumindest mit weniger Anstregung.

So bin ich jetzt also in Lebus – nächste Stadt nach Frankfurt (Oder) – nach Westen zu einem Campingplatz in Zeschdorf abgebogen und plane, morgen von hier möglichst direkt Richtung Grünheide (Tesla Giga Factory 4) und Berlin aufzubrechen. Damit werde ich Berlin hoffentlich einen Tag früher erreichen, als ich gestern noch dachte.

Den Campingplatz hier (Seecamp am Oderbruch) kann ich für Leute mit Zelt übrigens nur bedingt empfehlen, denn das ist hier der erste Campingplatz, bei dem ich keinen Strom bis ins Zelt gelegt bekomme. Auf der Zeltwiese gibt es einfach keine Stromanschlüsse, aber mit meinem Zelt darf ich mich auch nicht auf einen der Wohnmobil-Stellplätze mit Strom stellen, obwohl da eben noch einiges frei war. – Fadenscheinige Begründung: Der Platz ist halt so geplant, dass die Zelte unten am Wasser stehen, und dass es da keinen Strom gibt, ist halt so. Sie hätten den Platz ja auch nur übernommen. – Häh? – Ja und? – Ja, ich habe ein Zelt, aber heißt ja nicht, dass ich damit auch unbedingt auf die Zeltwiese muss, wenn ich andere Wünsche habe. Und, wenn ihr die neuen Eigentümer seid, dann entscheidet ihr doch, wer wo stehen darf. Scheinen die nicht zu kapieren… oder wollen es aus Prinzip nicht. – Also, sie waren freundlich, aber leider nicht besonders hilfreich. – Immerhin durfte ich meine Fahrradakkus hochbringen und da jetzt im Gastraum anschließen, um sie zu laden, was ein anderer E-Biker wohl auch schon gemacht hat. Die liegen da jetzt aber so halb-öffentlich rum. Finde ich nicht so gut. Immerhin wird da nachts abgeschlossen. – Hier unten auf der Zeltwiese habe ich übrigens noch zwei andere Gruppen, die wohl mit dem Auto angereist sind, gesehen, die große Kabeltrommeln dabeihatten… welche ihnen hier aber eben leider nichts nutzen. Doof. – Um 9 Uhr macht die Rezeption wieder auf. Dann kann ich meine Akkus wieder abholen. Dann also zum zweiten Mal der unnötige kleine Fußmarsch zur Rezeption, denn ohne Motorunterstützung dürfte es mit dem schweren Rad nicht so leicht werden, hier die grasbewachsene Steigung wieder hochzukommen.

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Bericht – Do, 02.06.2022

Habe gut geschlafen am alten Kühlhaus. Hübsch ist der Klotz nicht gerade, aber vermutlich funktional. Der Verein, der das Gelände jetzt betreibt, versucht alle Stockwerke des Gebäudes nutzbar zu machen – z. B. als Lagerräume – aber da gibt es wohl ein großes Problem. Die Denkmalschutzbehörde verlangt, dass die Aufzüge im Original erhalten bleiben. Aufzugfirmen könnten zwar die alten Aufzüge wieder in Stand setzen, würden für die alte Technik aber keine Gewährleistung übernehmen. Die gäbe es nur für neue Aufzüge, was aber von der Behörde nicht erlaubt ist. Hilfe! Übertreibt es da die Behörde nicht etwas? So ein Aufzug ist ja immerhin von außen nicht zu sehen. Ich hoffe, sie finden doch noch eine Lösung.

Am Morgen hat mich Görlitz einerseits verzweifeln lassen, andererseits wieder mal verzaubert. Ich bin leider erst recht spät – kurz vor 10:30 Uhr – losgekommen vom Kühlhaus und dann habe ich für die ersten 10 km fast zwei Stunden gebraucht, weil es etwas schwierig war, zu einer Bäckerei und einem Supermarkt für die Tagesverpflegung zu kommen und dann vor allem auch wieder zurück zur geplanten Route. Außer den Einkäufen haben vor allem eine gesperrte Eisenbahnbrücke sowie sehr viel grobes Kopfsteinpflaster, welches zum Langsamfahren zwang, für zusätzliche Verzögerungen gesorgt. Eigentlich wollte ich noch einen kleinen Abstecher etwas weiter in die Görlitzer Altstadt machen, wo Tina und ich 2002 (oh, schon 20 jahre her!) für eine Woche Urlaub gemacht haben. Aufgrund der (fehlenden) Zeit und des vielen Kopfsteinpflasters habe ich das dann aber gelassen und mich mit den Görlitzer Stadtansichten begnügt, an denen ich sowieso vorbeikam. Hier ein paar Beispiele schöner Häuser:

Natürlich darf die berühmte Brücke zwischen der geteilten Stadt – Görlitz in Deutschland und Zgorzelec in Polen – nicht fehlen; rechts die polnische Seite.

Und hier die deutsche Seite an der Brücke:

Das Frühst… äh… Mittagess… äh, Brunch gab’s um kurz nach 12 Uhr an diesem schönen Rastplatz unweit der Neiße. Davon könnte es ruhig noch etwas mehr geben. Eigentlich reicht mir aber auch schon eine Bank im Schatten… und, wenn lange keine kommt, parke ich mein Rad auch schon mal im Schatten eines Baumes oder Hauses und bleibe einfach auf dem bequemen Rad sitzen, während ich esse.

Wie schon gestern, stach mir auch heute wieder der kilometerlange Elektrozaun ins Auge, der mich schon seit Zittau auf deutscher Seite begleitet. Ich konnte mir immer noch keinen Reim darauf machen, welchen Sinn der haben soll. Im nächsten Ort sah ich dann eine Frau, die gerade Rasen mähte, und ich habe einfach mal nachgefragt. Sie erklärte mir, dass das ein Schutzzaun gegen Wildschweine ist, um die Ausbreitung der (afrikanischen) Schweinepest zu verhindern. Der Zaun ginge hoch bis Frankfurt (Oder), was so um die 300 km wären. Wow. Ganz schön aufwändig und sicher auch recht teuer. Zaun für 300 km beschaffen, aufstellen, warten und später irgendwann auch wieder abbauen. An zwei Stellen habe ich Mäharbeiten um den Zaun herum gesehen. Ob sich das rechnet!? Der Zaun hat an einigen Stellen auch Lücken. Einen 100%igen Schutz gibt es daher nicht, aber das ist vermutlich ein bisschen so wie bei Impfungen. Es müssen nicht alle geimpft sein, aber wenn viele geimpft sind, kommt es selten zu Ausbrüchen. So ähnlich ist das vermutlich auch mit dem Zaun. – Bin ich froh, dass das Rätsel endlich gelöst ist.

Auf der Nord-Süd-Tour 2016 bin ich durch “Rothenburg ob der Tauber” gefahren und in “Rotenburg an der Fulda” habe ich sogar übernachtet. Diesmal bin ich durch “Rothenburg/Oberlausitz” gefahren, welches einen direkt mit einem schönen Rastplatz begrüßte, welchen ich aber gerade nicht brauchte. – Habe ich damit jetzt alle Rot(h)enburgs in Deutschland gesehen oder gibt es noch mehr?

Übrigens ist der Oder-Neiße-Radweg bisher größtenteils sehr gut zu fahren. Meist ist er schön geteert. Sogar hier im Wald sind sie einmal komplett mit der Teermaschine durchgefahren. SO geht Radweg! Da könnten sich die Gemeinden am D4 mal eine große Scheibe von abschneiden! – Ja, auch hier gibt es immer mal kurze Passagen mit weniger gutem Belag, aber das ist verkraftbar. – Wo wir hier gerade das Bild vom Wald sehen. Es sind zweimal Eichhörnchen auf den Weg gesprungen und ein bisschen vor mir hergelaufen, bevor sie dann wieder abgebogen sind. Ich konnte zwar beide fotografieren, aber die sind doch recht klein, so dass sie hier nicht zu sehen sind.

Weitere Highlights am Wegesrand. Diese kleine Kirche hat sich hinter Bäumen versteckt.

Und hier ein kleines Miniatur-Fachwerkhaus (siehe Schild für Größenvergleich) direkt am Radweg. Das gehört vermutlich zu der (heute geschlossenen) Gaststätte dahinter.

Ich dachte ja schon, dass der Oder-Neiße-Radweg (D12) bisher bereits ganz gut gewesen wäre… was er ja auch – vor allem im Vergleich zum D4 – ist, aber jetzt kam ein langes Stück welches absolut top ist. Bisher fuhr man nicht immer in Neiße-Nähe und bog auch schon mal in den Wald ab und hatte ein paar Höhenmeterchen hier und da… aber dann wurde der gut geteerte Radweg auf die Deichkrone gelegt, so dass man immer guten Blick hat und – genau wie die Neiße – immer ein leichtes Gefälle. Das rollte wirklich perfekt! – Der einzige Kritikpunkt ist, dass der Weg recht schmal ist. Zwar kommen zwei Radfahrer so gerade aneinander vorbei, aber wenn viel Verkehr ist und man vielleicht auch mal langsamere Radfahrer überholen möchte, wird es schon schwierig; vor allem bei Gegenverkehr. Daher war ich froh, das heute (ein Werktag, außerhalb der Ferien, am späten Nachmittag / frühen Abend) sonst fast niemand unterwegs war. An einem belebten Wochenende oder Feiertag wäre meine Bewertung vermutlich etwas anders ausgefallen, aber egal. Ich habe diesen Streckenabschnitt heute weitestgehend alleine genießen können… und bin so sogar noch schneller am Tagesziel angekommen als gedacht.

Dann kam ein Abschnitt, wo in recht kurzer Folge mindestens vier Brückenruinen zu sehen waren; siehe Bilder. Vermutlich wurden die Brücken im Zweiten Weltkrieg zerstört und dann aber merkwürdigerweise nie wieder aufgebaut. Ok, ich verstehe, dass man direkt nach dem Krieg, der die deutsch-polnische Grenze an die Neiße (und weiter nördlich an die Oder) verschoben hat, wahrscheinlich besseres zu tun hatte als Brücken zwischen den ehemaligen Feinden zu bauen… aber die DDR und Polen waren doch sozialistische Bruderstaaten. Da hätte ich eigentlich erwartet, dass man mehr Brücken früher oder später wieder aufbaut.

Und zum Abschlss ein schöner Blick über die Neiße (gerade nicht zu sehen) Richtung Polen. Auch dort ist es grün und der Himmel blau. Ist schon irgendwie merkwürdig, wenn man die Neiße anschaut und die beiden Ufer betrachtet. Im Prinzip sehen beide Seiten gleich aus und doch wird diesseits und jenseits der Grenze eine andere Sprache gesprochen, herrschen andere Gesetze usw. Noch krasser ist es, wenn man sich vorstellt, dass es hier bis 1945 noch keine Grenze gab.

Heute konnte ich nach 114 km mein Zelt in Naundorf hinter einer Gaststätte aufschlagen und sogar noch ein ordentliches Abendessen bekommen. Ihr fragt Euch sicher: “Naundorf”, da hast Du doch schon im Freibad übernachtet. Ja, wird genauso geschrieben, aber – nein – das hier ist natürlich ein anderes Naundorf. In Deutschland gibt es insgesamt über zwanzig Orte mit Namen Naundorf zzgl. weiterer, die Nauendorf heißen. Dieses Naundorf hier ist ein Ortsteil von “Forst (Lausitz)” in Brandenburg. Und damit habe ich heute – tadaaa – das sechste Bundesland meiner Tour erreicht. Mit der Abschluss der West-Ost-Etappe gestern, der heutigen 100+ Etappe sowie dem Erreichen von Brandenburg habe mir das Abendessen redlich verdient (finde ich). Natürlich konnte ich auch duschen und sogar meine durchgeschwitzten Klamotten der letzten Tage waschen. Mal sehen, ob die über Nacht auf der Wäschespinne draußen trocken werden. Ansonsten muss die Morgensonne wohl etwas nachhelfen.

Und zum Abschluss noch die bitter-böse, aber irgendwie auch liebevolle Brandenburg-Hymne vom Klavier-Kabarettisten Rainald Grebe:

Zu Thüringen hatte Rainald Grebe übrigens auch was gemacht. Ebenso genial! – Ist allerdings auch schon etwas älter, so dass man die damals aktuellen Bezüge zu Personen des Zeitgeschehens vielleicht heute nicht mehr alle ganz versteht. Aber trotzdem sehens-/hörenswert!

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Bericht – Mi, 01.06.2022

Ich habe ganz gut geschlafen, aber mal wieder zu kurz, weil es gestern eh schon spät war und dann auch das Bloggen wieder recht lange gedauert hat.

Insekten habe ich morgens schon oft am Zelt sitzen sehen, aber, dass mehrere Schnecken von innen am Außenzelt saßen war neu. Das hatte ich noch nie. Im Gegensatz zu den Insekten, die spätestens beim Zeltabbau von alleine wegfliegen, musste ich die Schnecken vor dem Zusammenlegen einzeln “abpflücken”. [Anm. Tina: Tja, Bio-Laden-Wiese halt – hahaaa!]

Als ich dann wieder alles gepackt hatte, bin ich noch schnell zum Besitzer, um den Schlüssel zum Raum mit Dusche und WC abzugeben und zu fragen, was ich denn für die Übernachtung schuldig bin. Da meinte er, dass das schwierig wäre und er da auch mit seiner Frau drüber gesprochen hätte. – Äh, aha, okay. – Und dann sagte er doch tatsächlich, dass ich gar nichts bezahlen müsse, weil ich mir schon die Mühe gemacht hätte, mit dem Rad von Aachen bis hierhin zu fahren. Wow, das ist wirklich supernett! – Wir haben uns dann noch ein bisschen über die Region Oberlausitz, die Menschen dort, Politik, Religion usw. gesprochen… also buchstäblich über Gott und die Welt. Wir haben da im Detail nicht in allen Punkten übereingestimmt und auch ein bisschen fair diskutiert, aber uns dennoch gut unterhalten.

Letztlich bin ich dann um 11 Uhr losgekommen und habe mich auf den nur 3 km kurzen Weg zum “Rad Land” im Nachbarort gemacht. Dort angekommen, habe ich meine Notsituation bzgl. Tour und Bremsdefekt geschildert und es hat sich sofort jemand drum gekümmert. Als Shimano-Partner hatten die alle notwendigen Ersatzteile in mehr als ausreichender Menge vorrätig, so dass umgehend beide Bremsen (vorne links und rechts) repariert werden konnten. Neben dem Defekt mit der Spezialfeder vorne rechts, waren alle Bremsbeläge (also auch vorne links) ziemlich runter. Vorne links wurde wohl teilweise schon mit dem blanken Metall gebremst, weil der eigentliche Bremsbelag komplett weg war. Dabei haben die Bremsbeläge gerade mal 2000 km runter. Ich meine, die hätten sonst länger gehalten, aber diese letzten gut 1000 km auf Tour haben den Bremsen oft alles abverlangt. Starke, lange Gefälle mit hohem Gewicht haben den Bremsverschleiß deutlich erhöht. Damit hatte ich nicht gerechnet, weil die Bremsbeläge aus meiner Sicht ja noch recht neu waren. – Anyway, jetzt ist alles neu und bremst wieder sehr gut. Ich habe sicherheitshalber auch die Bremsscheiben wechseln lassen. Die wären zwar eigentlich noch gegangen, aber haben schon etwas gelitten, weil die Bremsbeläge so weit runter waren. Und zusätzlich habe ich noch zwei Ersatzbremsbeläge mitgenommen. Ich hoffe zwar, dass der Rückweg über D12 und D3 nicht ganz so schlimm wird wie der Hinweg über den D4, aber wer weiß. Wenn die Bremsen jetzt mal wieder nachlassen oder sogar ganz kaputt gehen sollten, kann ich die notfalls selbst wechseln. Um 13 Uhr waren die Bremsen repariert und auch die Speichen am Hinterrad nochmal vom Fachmann gecheckt.

Theoretisch hätte ich jetzt mit dem reparierten Rad wieder dem D4 nach Zittau folgen können, aber ich habe mich statt dessen entschieden, ausschließlich auf oder direkt neben der B96 nach Zittau zu fahren, denn erstens ist das die direkte und damit kürzeste Verbindung nach Zittau und somit bestimmt 10 km kürzer als der D4, und zweitens bin ich bei einer Bundesstraße sicher, dass der Fahrbahnbelag recht gut ist. Beim D4 habe ich schon zu viele negtive Überraschungen erlebt. Jetzt – so kurz vor dem Ziel – habe ich echt keinen Bock mehr auf Überraschungen und wollte weder mir noch dem Rad unnötige Strapazen antun. Hauptsache erst mal die West-Ost-Durchquerung abschließen, damit die Pflicht-Mission dieser Tour endlich doch noch abgeschlossen werden kann. – Alles danach ist dann nur noch die Kür… und nicht mehr ganz so wichtig. Also, jetzt kein Risiko mehr, und die etwas über 30 km nach Zittau schön über die Straße.

Laut Wettervorhersage, Regenradar und Himmel (siehe nächstes Bild) sah es übrigens so aus, als ob sehr bald eine Gewitterzelle auf mich zukommt. Also habe ich vor der Abfahrt von der Werkstatt die kompletten Regenklamotten angezogen… aber ich hatte Glück, denn der Regen war schneller als ich, so dass ich dem Regen nur hinterhergefahren bin, und bald wurde es sogar schon wieder richtig sonnig. Bei der nächsten Pause an einer Tankstelle habe ich dann die Regenklamotten endlich wieder ausgezogen, da die sehr warm sind, vor allem, wenn dann auch noch die Sonne rauskommt.

Richtung Zittau hatte ich eine wesentliche Steigung zu bewältigen, was aber gut ging. Oben angekommen, sah ich dieses Schild, bevor es Richtung Zittau bzw. Neiße fast nur noch bergab ging. Hinter mir liegt die Elbe, welche bei Cuxhaven in die Nordsee fließt. Vor mir liegt die Neiße, welche in die Oder fließt, die in die Ostsee mündet. Passt.

Also immer schön weiterstrampeln, bis das erlösende Ortschild kam. Nach der Nord-Süd-Durchquerung (Flensburg – Oberstdorf), habe ich jetzt Deutschland auch von A (wie Aachen) bis Z (wie Zittau) durchfahren! 🙂

Wobei ich meine Tour im Westen ja am Dreiländereck D-NL-B begonnen habe. Also geht’s von Zittau direkt weiter ein bisschen Richtung Süden nach Tschechien, um auf die andere Neiße-Seite zu kommen und zum offiziellen Dreiländerpunkt D-CZ-PL zu gelangen.

Kaum in Tschechien angekommen – nach insgeamt knapp 36 km Fahrt heute, ist wieder eine Speiche gebrochen. Also schnell ausgetauscht und weiter. Leider schon Routine. – Übrigens, nur 900 m vor dem Campingplatz in Görlitz, also nach gut 78 km, wurde noch ein Speichenwechsel fällig. Damit ist der übliche Schnitt von zwei gebrochenen Speichen pro Tag leider wieder erfüllt. Noch habe ich einige in Reserve. Müssten dann jetzt noch 17 Stück sein.

Dass ich in Tschechien bin, sieht man u.a. auch an leicht unterschiedlichen Verkehrschildern. In Deutschland werden Fußgänger i.d.R. als Frau mit Kind dargestellt. In Tschechien ist es wohl ein Mann (mit Hut) und ein Mädchen mit Schleife im Haar. Irgendwie süß.

Ein herzliches Hallo an die Neiße! Ich werde Dich ab jetzt eine ganze Weile begleiten.

Auf dem Weg zum Dreiländereck kam ich noch an diesem netten See vorbei. Ok, aktuell nicht ganz so das beste Badewetter, aber bei besserem Wetter und am WE ist hier bestimmt jede Menge los. Es gibt auch Beachvolleyball, Kiosk usw.

Anfahrt aufs Dreiländereck von der tscheschichen Seite. Die Grenze zu Deutschland liegt mitten in der Neiße. Die Genze zwischen Tscheschien und Polen liegt in der Mitte eines kleinen Zuflusses der von rechts kommt.

Mein Rad am Dreiländerpunkt mit den Fahnen von Deutschland, Tschechien, Polen und der Europäichen Union.

Ach ja, und ich war natürlich auch da. – JETZT bin ich wirklich am Ziel der Tour! Insgesamt habe ich jetzt 5 europäische Länder (D, NL, B, CZ, PL) sowie 5 deutsche Bundesländer durchfahren. => Mission erfüllt! Ab jetzt beginnt quasi der Rückweg.

Ab jetzt geht es für ca. 300 km auf dem Oder-Neiße-Radweg entlang; erst an der Neiße, später an der Oder. Aktuell stehen übrigens alle 100-200 Meter solche Grenzsteine auf der deutschen Seite. Die offizielle Grenze verläuft ja in der Flussmitte, so dass ich die Grenzsteine eigentlich direkt am deutschen Neißeufer erwartet hätte, aber die stehen hier mal rechts und mal links des Weges und bei breiten Überschwemmungsgebieten auch schon mal ca. 100 m von der Neiße entfernt. Also, irgendwie vermisse ich da ein Konzept, wo die zu stehen haben. Sollte doch eigentlich so nah an der echten Grenze sein wie möglich, oder? Ich bin aber vor allem überrascht, wie viele dieser Grenzsteine hier stehen. An den Grenzen zu den Niederlanden, Belgien oder auch Luxemburg kenne ich sowas gar nicht. – Nerds beachten bitte, dass der Grenzstein die Nummer 42 trägt. Wem das nichts sagt, dem sei dringend die Lektüre des Buches “Per Anhalter durch die Galaxis” bzw. auf englisch “The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy” (Affiliate-Links) von Douglas Adams empfohlen.

Ebenfalls irritiert hat mich übrigens der kilometerlange Elektrozaun am Oder-Neiße-Radweg. Wozu soll der gut sein? Ich dachte, Grenzzäune wären in der EU nicht mehr nötig! Zum Teil stehen die Zäune aber auch dann am Radweg, wenn dieser etwas weiter im Inland verläuft. Sehr merkwürdig… und auch hässlich.

Schöneres gibt es in den Ortschaften zu sehen. Zum Beispiel schön restaurierte Fachwerkhäuser in Hirschfelde…

… oder dieses ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal etwas südlich von Ostritz…

… oder auch dieses Gebäude, welches über den Gehweg gebaut ist, sowie der große Marktplatz mit seinen prächtigen Häusern in Ostritz selbst.

Kurz vor Görlitz treffe ich dann auf die Überreste des Braunkohletagebaus in der Oberlausitz. Aus dem rheinischen Braunkohlerevier bei mir zuhause in der Nähe kenne ich Ähnliches. Da gleichen sich der West- und der Ost-Rand der Republik ziemlich. Zuerst das letzte noch erhaltene Großgerät – Bagger 1452 – aus dem ehemaligen Tagebau Berzdorf.

Und schließlich der Blick über den Berzdorfer See, welcher nach Ende des Tagebaus durch Füllen mit Wasser entstanden ist und heute Teil eines Naherholungsgebietes ist.

Von hier hat man auch schon einen guten Blick auf die Landeskrone, den Görlitzer Hausberg. Ich erinnere mich noch, dass Tina und ich 2002 dort bei recht schlechtem Wetter rauf sind und sehr enttäuscht waren, dass das Restaurant oben am Gipfel nicht offen hatte.

Den ganzen Tag über bin ich quasi hinter dem schlechten Wetter hergefahren… aber hier treibt mich jetzt eine Regenfront vor sich her. Sie hat mich ein paar Minuten vor dem Campingplatz eingeholt, aber da fielen zum Glück nur wenige Tropfen. Es fing dann erst stärker an zu regnen, als ich schon in der trockenen Rezeption war und mich mit dem Campingplatz-Besitzer(?) über die Location “Kühlhaus” sowie meine Tour unterhalten habe. Das Kühlhaus war – wie weitere identische Kühlhäuser in anderen Regionen – zu DDR-Zeiten wohl Teil einer strategischen Reserve zur Versorgung der Bevölkerungen in Krisenzeiten. Man muss bedenken, dass damals noch kalter Krieg war und jederzeit damit gerechnet wurde, dass es einen bewaffneten Konflikt zwischen NATO und Warschauer Pakt geben könnte… was zum Glück nie passiert ist. Nach der Wende wurden diese Kühlhäuser dann nicht mehr benötigt und wurden entweder zivil genutzt oder – wie hier – umfunktioniert in Campingplatz, BMX-Strecke, Co-Working-Spaces usw.

Aufgrund des Regens wurde mir erlaubt bzw. sogar empfohlen, mich nicht oben auf die normale Campingwiese zu stellen, sondern mein Zelt unter dieser Überdachung aufzuschlagen, was ich gerne angenommen habe.

So geht dann nach Kochen und Duschen ein ereignisreicher Tag zu Ende, an dem ich trotz spätem Start durch die Bremsen-Reparatur immerhin noch 79 km gefahren bin. Vor allem auch dank der zuletzt wesentlich höheren Durchschnittsgeschwindigkeit die Neiße flussabwärts.

Offiziell ist es Tag 18 der Tour, aber da ich bekanntlich 5 Tage in Dresden verloren habe, habe ich also in 13 aktiven Tourtagen Deutschland von West nach Ost, von A(achen) bis Z(ittau), von Dreiländereck zu Dreiländereck durchquert. Ohne Reparaturpausen wie heute oder auch vor einigen Tagen in Gera, als das Speichenproblem zum ersten Mal auftrat, wäre es sicher auch in 12 Tagen möglich gewesen, aber 13 Tage für fast 1.200 km ist ja auch nicht schlecht. 🙂

Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich bisher erreicht habe, und bin jetzt erstmal ziemlich entspannt, weil das Hauptziel erreicht ist. Jetzt schaue ich einfach mal, wie gut das Rad jetzt nach den ganzen Reparaturen wieder hält (hoffentlich besser). Spätestens auf dem D3 von der Oder zurück in Richtung niederländische Grenze sollten sich hier und da ein paar Abkürzungen finden lassen, um die verlorene Zeit zumindest teilweise wieder rauszuholen. Mal sehen, ob das klappt, und ob ich in der verbliebenen Zeit mit eigener Kraft auf dem Rad wieder ganz nach Hause komme. Wäre schön und das ist auch weiterhin das Ziel, aber wäre auch kein Beinbruch mehr, wenn nicht.

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Bericht – Di, 31.05.2022

Nach fünf Tagen unfreiwilligen Aufenthalts in Dresden, habe ich heute endgültig in der Jugendherberge ausgecheckt und kann die Stadt endlich mit meinem Rad Richtung Zittau verlassen. Gut, immerhin Dresden. Ich hätte es auch schlechter treffen können. 😉 Offiziell ist heute Tag 17, aber eigentlich setze ich heute quasi Tag 12 der Reise fort.

Gestern hatte ich bei Meisner Räder in der Dresdner Neustadt zum Glück ja schon die letzte Reservespeiche als Muster abgeben und den Auftrag für die Anfertigung von 20 Ersatzspeichen erteilen können, obwohl der Laden offiziell geschlossen war. Gestern hatte man mir noch gesagt, dass die Werkstatt erst heute (Dienstag) um 11 Uhr wieder anfangen würde zu arbeiten, aber als der Laden dann um 11 Uhr aufgemacht hat und ich als zweiter Kunde drankam, waren die Speichen bereits alle fertig. Hat es sich also doch gelohnt, gestern schon mal auf Verdacht hergefahren zu sein. Danke. 🙂 So konnte ich mich also schon um kurz nach 11 Uhr auf den Weg machen, um Zittau näher zu kommen. Ganz erreichen werde ich es heute vermutlich nicht. Dafür ist es dann leider doch knapp, zu weit und ich bin zu spät gestartet, weil der Laden erst so spät aufmacht. Egal, spätestens morgen sollte es dann endlich so weit sein, wenn nicht wieder irgendwas dazwischenkommt.

Auf dem Weg in die Neustadt kam ich übrigens noch am Sächsischen Landtag vorbei (vorne rechts). Links im Hintergrund die bekannte Dresdner Kulisse mit Frauenkirche, Schlosskirche usw.

Etwas weiter die Elbe hoch kam ich dann an der umstrittenen Waldschlösschenbrücke vorbei, welche den Dresdnern so wichtig war, dass sie dafür sogar riskiert haben, den Status eines UNESCO-Welterbes für die “Kulturlandschaft Dresdner Elbtal” zu verlieren, was dann ja auch passiert ist. Tja, man kann eben nicht alles haben.

Im weiteren Verlauf gibt es eine Menge prächtiger Gebäude am Elbufer bzw. seinen Hängen. Hier nur zwei Beispiele:

Ganz ohne Streit steht schon lange die “Blaues Wunder” genannte Elbbrücke, welche gerade restauriert wird.

Auf der anderen Seite des Blauen Wunders fühlen sich diverse Vogelarten am Elbufer sehr wohl.

Schnappschuss eines riesigen Betonklotzes. Ich vermute mal, dass dies ein ehemaliger Bunker ist!?

Ein Stückchen weiter ragt dann der Fernsehturn Dresden hoch in den Himmel auf.

Bald schon bin ich in Heidenau angekommen. Die Stadt hat für mich zwei Besonderheiten.

Erstens ist mein Schwiegervater hier aufgewachsen, bevor er und seine Familie später in den Westen geflohen sind, als das noch ging, d.h. noch vor dem Mauerbau. Leider kann er nun nicht mehr miterleben, wie ich durch Heidenau fahre… aber vielleicht schaut er ja von seiner Wolke zu?

Zweitens sollte ich lauf D4-Route hier eigentlich die kleine Fähre über die Elbe nehmen. Als ich ankam, legte sie auch gerade schon mit einer Radfahrerin vom anderen Ufer ab. Da die Fähre recht klein ist (nur für Fußgänger und Radfahrer) und ich nicht ganz sicher bin, ob ich da mit meinem Gespann gut drauf und wieder runterkomme, habe ich erst mal abgewartet und den Kapitän, der dann auch die Rampe hochkam, gefragt, ob ich mit meinem Rad gut drauf- und wieder runterfahren könne. Er hatte von Anfang an schon sehr komisch geschaut und meinte dann nur, dass ich schiebe müsse, wie alle anderen auch. Ich sagte, dass das mit dem Rad kaum ginge… und damit war die Diskussion beendet. Ich hätte ihm jetzt noch erklären können, dass die Rampe so steil ist, dass ich das Rad fahrend mit den Bremsen gut kontrollieren kann, aber ich das Rad schiebend bei dem Gefälle und voller Beladung kaum unter Kontrolle halten kann. So, wie der schon von Anfang an geschaut hat, hätte diskutieren aber vermutlich eh nichts gebracht. Also kam Plan B zum Einsatz. Ein Stück weiterfahren und über die nächste Brücke fahren. Ist auch kaum weiter und immerhin kostenlos. Tja, wenn er kein Geld verdienen will, hat er halt Pech gehabt.

Heidenau hat auch ein paar sehr schöne Ecken. Diese Fabrik hier sieht zum Beispiel fast schon wie ein Schloss aus.

Von der Brücke dann ein letzter Blick auf die Elbe. Unten rechts führt der Elbradweg weiter die Elbe hinauf.

Jagdschloss Graupa. Sehr schön anzusehen, aber erst auf den zweiten Blick sieht man, dass die Schwäne Fake sind. Sachen gibt’s!

Auch heute hatte ich wenigstens einmal einen schönen Blick mit grün und blau… und sogar noch einem Tupfer rot von dem Dach.

Stolpen: Tolle Gebäude oben auf dem Berg. Ich war aber sehr froh, dass der Radweg nicht oben drüber geht, sondern die Stadt nur unten gestreift hat.

Am Donnerstag wollte ich ja eigentlich bis zu einem Campingplatz etwas südlich von Neustadt in Sachsen abseits der Strecke. Dies wäre im Prinzip auch heute eine mögliche Option gewesen, aber erstens wollte ich möglichst noch etwas weiterfahren, da ich mich – trotz der 5 Tage Pause – ganz gut fühlte und auch nicht zu früh Feierabend machen wollte. Zweitens hatte ich gut 35 km weiter (in Oppach) einen Campingplatz fast direkt an der Strecke gesehen, der durchaus heute noch erreichbar sein sollte. Also habe ich von Neustadt aus dort angerufen. Die nette Dame erklärte mir aber, dass sie aktuell nicht vor Ort wäre und es sich für nur eine Person für eine Nacht nicht lohnen würde, extra jemand zu beauftragen, die Sanitäranlagen für mich zu säubern usw. Sie hat mir also abgesagt, gab mir aber den Tipp, dass die Betreiber des Bio-Ladens in Oppach (nur ein paar Straßen weiter) auch Übernachtungsgäste auf einer Zeltwiese nehmen würden. Also den Bio-Laden rausgesucht und einfach mal angerufen. Ja, ich könne gerne kommen und könnte auch duschen und Strom bekommen. Wenn es später würde, einfach hinten bei ihnen privat klingeln. Dann würde mir geholfen. Top! Auf nach Oppach…

Und wieder ein neuer Fluss: Die Spree. Hier noch recht klein. Bis Berlin wird die Spree deutlich mächtiger. Ich hoffe sie dort wiederzusehen.

Und, last, but not least, die heutige Pannenstatistik:

Ich habe wieder zwei gebrochene Speichen. Nach ca. 38 km habe ich die letzte Ersatzspeiche aus Gera eingesetzt und nach ca. 64 km die erste der zwanzig Ersatzspeichen aus Dresden. Es war also auf jeden Fall eine gute Entscheidung, bis Dienstag in Dresden zu bleiben, um auch noch zusätzliche Ersatzspeichen mitzunehmen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich beim letzten Speichenbruch vor einigen Tagen alle Speichen nachgezogen habe, so dass keine mehr locker waren… aber heute waren schon wieder mehrere Speichen sehr locker. Können die sich so einfach lockerrütteln? Finde ich sehr merkwürdig. Muss ich wohl täglich kontrollieren und bei Bedarf nachziehen.

Der Speichenwechsel wird langsam Routine und geht recht schnell…

… aber bei Kilometer 72 gab es ein neues, noch größeres Problem. Die rechte vordere Scheibenbremse machte plötzlich durchgehend sehr hässliche Geräusche, wenn sich das Rad dreht. Auch, wenn man gar nicht bremst. Also sofort angehalten, Werkzeug aus dem Anhänger gekramt, das rechte Vorderrad ausgebaut und mir die Bremse angeschaut. Erst war nichts zu sehen, aber als ich die Bremsbeläge ausgebaut habe, sah ich die Bescherung. Eine Ecke der Feder, die die beiden Bremsbeläge auseinanderhält, war total verbogen und berührte deshalb dauerhaft die Bremsscheibe am Rad. Also mit einer Zange alles wieder einigermaßen gerade gebogen, eingebaut und getestet. Ja, puh, keine Geräusche mehr, wenn ich das Rad drehe… aber leider kam das Problem sofort wieder, wenn man ein paar Mal den Bremshebel betätigt. Zwar etwas weniger schlimm als vorher, aber eben immer noch. Also nochmal ausbauen, wieder richtig biegen und wieder testen. Geht… bis man den Bremshebel betätigt. Argh! Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch ca. 25-30 km bis zu meiner geplanten Unterkunft. Die einzige Möglichkeit weiterzufahren, war. die Bremsbeläge vorne rechts wieder auszubauen und ohne diese Bremse zu fahren, da sie ja sonst dauerhaft schleifen würde. Doof. Mit nur einer Bremse (hier: vorne links) fährt bzw. bremst es sich nicht so richtig gut, weil das Liegedreirad beim Einsatz nur einer Bremse zur Seite zieht. Das kann man zwar nutzen, um sehr dynamisch durch Kurven zu kommen, aber mit viel Gepäck auf Tour, will/kann ich nicht dynamisch fahren, sondern sehr ruhig. Ok, man kann entsprechend gegenlenken und so einigermaßen die Spur halten. Das ist nicht das größte Problem. Wesentlich problematischer ist aber, dass sich das hohe Gewicht natürlich mit zwei Bremsen wesentlich besser bremsen lässt als nur mit einer. Die Belastung für die eine Bremse ist dann natürlich doppelt so hoch, so dass diese schneller überhitzt und die Bremswirkung nachlässt. Nicht so gut. Um die Bremse möglichst zu schonen, habe ich die Strecke umgeplant und folge ab jetzt nicht mehr dem D4, sondern fahre auf oder an Straßen auf dem direkten Weg zu meiner Unterkunft. So konnte ich die Reststrecke auf 20 km reduzieren und hatte einen wesentlich höheren Anteil von gut fahrbaren Straßen mit wenig Kurven, so dass ich auch weniger bremsen muss. Dennoch wurde es gelegentlich kritisch, so dass ich schon mal kleine Brems-Kühlungspausen einlegen musste. Letztlich habe ich es dann aber doch noch sicher bis nach Oppach geschafft.

Dort wurde ich auch sehr freundlich vom 85-jährigen Hausherrn (und auch kurz seiner Frau, mit der ich telefoniert hatte) empfangen. Mir wurde die Dusche und das WC gezeigt und der Schlüssel dafür überreicht. Dann haben wir noch einen guten Platz für mein Zelt in der Nähe einer Steckdose gesucht und gefunden. Es gab so gar mehrere Möglichkeiten. Perfekt. – Dazu gab es noch ein bisschen Lebensgeschichte des Hausherrn und der umliegenden Gebäude, die zum Anwesen gehören. Er wurde in dem Haus geboren, in dem er jetzt auch wieder wohnt. Allerdings gefiel ihm als junger Mann die Arbeitsweise in der DDR nicht, so dass er noch vor dem Mauerbau in den Westen gegangen ist. Zunächst zu Siemens in Köln, wo er später auch für Aachen mit zuständig war. Die Welt ist echt klein! Später war er dann auch noch für Siemens in Frankfurt und lange in München tätig, wo er es wohl bis in den Vorstand geschafft hat. Er wollte nie zurück in die DDR, weil ihm das sozialistische System nicht gefiel, aber durch die Wende gab’s keine DDR mehr, und für seine Rente suchte er eine neue Beschäftigung, also zog er zurück in sein Geburtshaus, welches in der ganzen Zeit, in der er im Westen war, weiterhin von seiner Mutter bewohnt wurde, und er kaufte noch einige der umliegenden Gebäude dazu, weil diese aufgrund von Betriebsschließungen nach der Wende nicht mehr genutzt wurden. Er hält sich fit mit der Renovierung dieser Gebäude. Interessante Vita… und das war hier nur die Kurzfassung. 😉

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Bericht – Mo, 30.05.2022

Zunächst das Wichtigste: Das Rad funktioniert wieder, d.h. ich kann wieder normal schalten!!!

Heute morgen nach dem Frühstück habe ich beim Fahrradladen (Der Dynamo) angerufen, wo ich am Freitag schon war. Der Mechaniker hatte auch schon mit dem Pinion-Support telefoniert, wo er den Tipp bekommen hat, die Schaltzüge mal ganz auszuhängen, und es dann nochmal zu probieren. Im Moment hätte er viel zu tun, aber wenn ich in ca. einer Stunde nochmal mit dem Rad kommen könnte, würde er das mal probieren. Also habe ich mich etwas später – diesmal nur mit dem Rad, Gepäck und Anhänger blieben in der Jugendherberge – wieder auf den Weg zur Werkstatt gemacht. Der Mechaniker meinte, er bräuchte ungefähr eine Stunde. Die habe ich genutzt, um zu Fuß etwas Leergut wegzubringen, eine Kleinigkeit einzukaufen und mir in einer Bäckerei was zu essen zu kaufen. Als ich dann wieder zurück zur Werkstatt kaum, waren beide Schaltzüge gewechselt, und die Schaltung funktionierte wieder einwandfrei. Es war wohl – zum Glück – doch so, dass die Schaltzüge komplett blockiert waren und sich kein Stück mehr bewegen ließen. Warum das so plötzlich passiert war, ohne große Ankündigung, bleibt ein Rätsel, aber Hauptsache, jetzt klappt wieder alles! Die Reparatur hat knapp 51,- € gekostet.

Anschließend bin ich noch in die Dresdner Neustadt (nördlich der Elbe) zu Meisner Räder gefahren. Die haben zwar heute geschlossen, aber ich wollte mir den Laden zumindest mal anschauen. Dort angekommen, habe ich mal an die Eingangstür geklopft, und es hat tatsächlich jemand aufgemacht. Zwar sei er heute nur für Papierkram da, und in der Werkstatt würde erst morgen ab 11 Uhr wieder jemand arbeiten, aber ich konnte meinen Namen, meine Telefonnummer sowie die letzte verbliebene Ersatzspeiche als Muster dort lassen und darum bitten, dass sie mir Dienstagvormittag dann schnellstmöglich 20 Ersatzspeichen anfertigen, so dass ich morgen hoffentlich nicht allzu viel Zeit verliere und bald meine Tour fortsetzen kann.

Ach ja, was ich bisher noch nicht geschrieben hatte: Ich hatte am Samstagvormittag sicherheitshalber schon mal einen Miettransporter für Dienstagnachmittag 15 Uhr gebucht, damit ich so oder so am Dienstag Dresden verlassen kann. Entweder mit repariertem Fahrrad Richtung Zittau :-)… oder mit defektem Fahrrad im Transporter wieder nach Hause :-(. Aufgrund der erfolgreichen Reparatur 🙂 heute konnte ich den Mietwagen sogar noch kostenfrei stornieren, weil es noch etwas mehr als 24 h bis Mietbeginn sind. Gutes Timing!

Wieder zurück in der Jugendherberge habe ich dann erst mal was gesessen, diesen Bericht verfasst und einen Film geschaut.

Sieht so aus, als ob doch noch alles gut wird und ich morgen weiterfahren kann… 🙂

Bericht – Sa, 28.05.2022

Ein Hoffnugsschimmer! Ich habe gerade was Interessantes auf der Pinion-Seite gefunden: “Als Besonderheit bieten die Premium-Partner die einzigartige Pinion-Mobilitätsgarantie: Premium-Partner halten Austauschgetriebe und alle gängigen Ersatzteile bereit. Innerhalb der 5‑Jahres-Garantie bekommen Pinion-Kunden im Reparaturfall des Getriebes kostenlos ein Austauschgetriebe zur Verfügung gestellt und müssen nicht auf ihr Fahrrad verzichten.” – DAS klingt doch gut!

Zum Glück gibt es hier in Dresden auch einen solchen Premium-Partner, aber das ist Meisner Räder, die leider erst am Dienstag wieder aufhaben.

Also erwarte ich am Montagmorgen von Pinion eigentlich nur den Verweis auf den Premium-Partner und werde dann wohl am Dienstagvormittag nach dem Auschecken in der Jugendherberge direkt zu Meisner Räder fahren und hoffe, dass die wirklich ein Pinion P1.18 Getriebe als Ersatzteil vorrätig haben und das umgehend einbauen können. Gleichzeitig sollten sie mir außerdem weitere Ersatzspeichen anfertigen können… oder vielleicht sogar das Hinterrad ganz neu einspeichen!? Und eine etwas bessere Bergübersetzung wäre auch nicht schlecht.

Ok, das wären jetzt schon drei Wünsche auf einmal, die ohne Ankündigung für die Werkstatt kommen, aber mal sehen, was die hilfsbereiten Sachsen für einen leidgeplagten Tourenradler so spontan möglich machen können.

Heute morgen habe ich ganz gut am Frühstücksbuffett gegessen und dann die meiste Zeit im Bett verbracht mit Serien gucken, etwas recherchieren und schlafen, aber insgesamt bin ich schon etwas weniger müde als gestern.

Abends bin ich dann noch einkaufen gegangen, um die Vorräte – insbes. für die nächsten beiden Tage in der Jugendherberge – aufzufüllen und habe mir an einem Imbiss endlich eine Original Thüringer Rostbratwurst gegönnt. Bin zwar schon in Sachsen, aber in Thüringen hatte ich leider keine Gelegenheit dazu. Beim Imbiss (Curry24) habe ich draußen gesessen. Rund um die Bierbänke und -tische lebt übrigens ein ganzer Schwarm frecher kleiner Spatzen(?), die wohl nur darauf aus sind, dass was runterfällt oder sie sogar gefüttert werden. Die landeten sogar mehrfach auf meinem Tisch und kamen teilweise bis auf 30-40 cm an meine Schalen mit Essen ran. Scheu vor Menschen gleich Null. Zum Glück kamen sie immer nur einzeln angeflogen, so dass ich sie vertreiben konnte. Wenn die sich absprechen und gleichzeitig “angreifen” würden, hätte ich wohl keine Chance gehabt. Aber so konnte ich mein Essen doch noch ganz alleine essen.

Apropos “Tiere in der Stadt”. Als ich gestern vom Abendessen zurückkam, habe ich hier mitten in Dresden auf einem kleinen Grünstreifen vor einem Wohnkomplex einen Hasen gesehen. Hätte nicht gedacht, dass sich Hasen hier in der Innenstadt wohfühlen.

Ach ja, ich bin übrigens schon zu lange in Dresden, denn ich fange an, mich ein bisschen auszukennen und schaue im näheren Umkreis kaum noch aufs Navi, wenn ich unterwegs bin. Waren zwar heute nur 2 km und eine relativ einfache Strecke, aber immerhin.

Da gerade ein bisschen Zeit ist, komme ich nochmal zurück auf Fahrradinfrastuktur. Die ist hier in Dresden gar nicht mal sooo schlecht. Zwar gibt es auch häufig die sog. Radschutzstreifen, welche ja meist mehr schaden als nützen, aber in Dreseden sind diese oft wesentlich breiter als üblich, so dass es doch recht angenehm ist, diese zu nutzen. Außerdem gibt es an Kreuzungen oft spezielle kleine Ampeln für Fahrradfahrer, die etwas früher grün werden als die für Autofahrer, so dass die Radfahrer durch den kleinen Vorsprung schon im Blickfeld der Autofahrer sind, wenn diese losfahren. Sehr gut! Geht doch! – Wie in allen Städten mit Straßenbahnen muss man auch in Dresden als Radfahrer beim Queren von Gleisen immer aufpassen, dass man nicht in zu spitzem Winkel über die Schienenschlitze fährt, da dann die Gefahr besteht, dass man mit dem Reifen einfädelt. Ist mir zum Glück noch nicht passiert, aber da ich das nicht gewohnt bin, braucht es da z. T. schon volle Konzentration, wenn Schienen aus allen möglichen Richtungen kreuzen. Mit dem Liegedreirad droht zwar kein Sturz wie bei Zweiradfahrern, aber um da wieder rauszukommen, müsste ich vermutlich absteigen und das Rad rausheben, was Zeit kostet und ggfs. andere Verkehrsteilnehmer behindert. Muss ja nicht sein.

Nicht unbedingt in Dresden, aber an vielen Stellen auf meiner Tour hörten Radwege ja auch einfach so auf. Zwischendurch hatte ich Hessen ja mal zu mein Lieblingsbundesland für gute Radinfrastruktur ernannt. Das war anfangs auch so, aber im weiteren Verlauf hat Hessen diesen Vorsprung leider wieder verspielt. Da gab es dann leider auch benutzungspflichtige Radwege auf der linken Seite, so dass man extra die Straßenseite wechseln muss. Aber schon nach wenigen hundert Metern hört dann der ohnehin holprige Radweg schon wieder auf und man muss erneut die Seite wechseln und sich in den fließenden Verkehr einfädeln. Das hat sich dann echt nicht gelohnt, sondern die Gefahren sogar noch erhöht. Wer plant so einen Mist? – Zu dem Problem hat Jan Böhmermann vor einiger Zeit mal ein sehr gutes Musikvideo für seine Sendung ZDF Magazin Royal gemacht. Er hat ja mit vielem leider so recht. Viel Spaß beim Anschauen.

Bericht – Fr, 27.05.2022

Die Nacht war ganz gut. Wie üblich, morgens alles zusammengepackt (immerhin ohne ein Zelt abbauen zu müssen) und pünktlich um 10 Uhr ausgecheckt. Dann noch das Rad beladen und die komplette Regenmontur angezogen, da es leider heute morgen immer wieder regnet. Dann im ersten Gang, aber mit E-Unterstützung die 5,5 km durch die Stadt zum Fahrradladen “Der Dynamo” in Dresden-Striesen gefahren, da dies der nächstgelegene Pinion-Partner ist, der heute offen hat. Es hat sich auch sehr schnell jemand von der Werktstatt um mein Problem gekümmert und gecheckt, was zu checken ist. Zunächst Sichtcheck von Griff, Seilzügen und Pinion. Sieht soweit alles gut aus… bis auf das Detail, dass vorne an der Pinion bei einer Abdeckung zwei Schrauben fehlten. Upps, vermutlich auf einer der vielen Rüttelpisten losgerappelt und rausgefallen!? Naja, nicht so schlimm. Ich glaube, er hat die fehlenden Schrauben jetzt auch ersetzt. Jedenfalls hatte er gesagt, dass er mal schauen wolle, ob er solche da hat. Dann hat er seitlich am Getriebe ein bisschen was geöffnet, wo aber auch alles gut aussah und alles gut geschmiert war. Dort kann man wohl mit einem Werkzeug eigentlich auch manuell Gänge schalten… aber leider ging auch das nicht. Das heißt dann wohl, dass es weder an den Seilzügen noch am Drehgriff liegt, sondern tatsächlich was im Getriebe selbst das Schalten blockiert. DAS ist jetzt aber echt blöd! Das Getriebe noch weiter öffnen und reinschauen, darf die Werkstatt aber auch nicht, zumindest nicht ohne Freigabe von Pinion, da sonst die Garantie erlischt. Die Pinion P1.18 hat immerhin 5 Jahre Garantie. Dann hat der Mechaniker versucht, den Pinion-Support zu erreichen, aber hat da wohl niemanden erreicht, weil die am Brückentag komplett frei gemacht haben. Das ist ja wohl ein Unding, dass ein Hersteller wie Pinion an einem normalen Werktag einfach keinen telefonischen Support liefert; nur weil Brückentag ist. Sehr enttäuschend. Der Händler hat natürlich auch kein Pinion-Getriebe auf Lager, da das natürlich schon recht teuere Einzelstücke sind und keine Massenware. Außerdem kommen die i.d.R. bereits fertig im Rad verbaut. Tja, ohne Hilfe von Pinion kommen wir so also nicht weiter, aber der Pinion-Support ist erst wieder am Montag erreichbar. – Übrigens, die Haupt-Pinion-Vertretung in Dresden (Meißner Räder), nördlich der Elbe, hat nicht nur heute Brückentag, sondern grundsätzlich auch Montags geschlossen. Die haben also erst Dienstag ab 11 Uhr wieder geöffnet. – Nun ja, der nette Mechaniker hat versprochen, Montagmorgen Pinion anzurufen, um mit denen zu klären, ob/wie ich möglichst schnell wieder mobil werde. Anschließend will er mir dann telefonisch Bescheid geben, was dabei rausgekommen ist. Große Hoffnungen scheint er nicht zu haben. Zwar hatte er noch keinen solchen Fall mit einem defekten Pinion-Getriebe, aber i.d.R. sagt Pinion dann wohl, dass das Getriebe ausgebaut, eingeschickt, von Pinion repariert und zurückgeschickt würde, was so 5-8 Tage dauern könne. Mist, so viel Zeit habe ich nicht, weil ich eine Tour zu beenden habe und möglichst schnell weiterfahren muss, da der Urlaub leider nicht unendlich ist. Ich werde ja auch so schon 4 Tage verlieren, bis das Update am Montag kommt. Ich habe zwar mit etwas Puffer geplant, aber mehr Verzögerung kann ich mir beim besten Willen nicht leisten. – Tja, hilft aber alles nichts, denn jetzt muss ich erst mal den Montag abwarten… bzw. besser noch den Dienstagvormittag, weil dann der andere Fahrradladen, der sowohl Pinion führt als auch Speichen anfertigen kann, offen hat.

Also wieder zurück zur Jugendherberge, wo ich vor knapp 3 Stunden ja erst ausgecheckt habe. Diesmal war die Buchung leider problematischer. Zunächst sah es so aus, als ob ich höchstens für eine Nacht was bekommen könnte, aber jetzt hat es doch noch geklappt, wenigstens ein Einzelzimmer mit Waschbecken (Dusche/WC auf dem Gang) zu bekommen. Die haben dafür ziemlich mit den Zimmern hin- und herrotieren müssen, konnten es letztlich aber möglich machen. Super! Das andere Zimmer hatte zwar Dusche/WC mit drin, aber muss ja nicht. Hauptsache ein relativ günstiges Bett in Dresden, so dass die Fahrradläden in Reichweite bleiben.

Tja, mal sehen, was ich jetzt mit den ungeplanten freien Tagen anfange. Als ich endlich auf dem Zimmer war (wieder alles hochgeschleppt, was ich brauchte) und die nassgeregneten und nassgeschwitzten Klamotten endlich ausgezogen hatte, meinte mein Körper erst mal, dass er dann ja wohl vorerst nicht mehr gebraucht würde, und ich habe nachmittags etwas gepennt… sogar länger als geplant… aber ich habe ja Zeit. Boah, ich war echt fertig. Konnte mich kaum dazu aufraffen, überhaupt wieder aufzustehen, aber da ich so langsam Hunger bekam, habe ich es dann mit Müh und Not doch noch irgendwann geschafft und bin um 19:30 Uhr zu einem Imbiss in gut 1 km Entfernung losgegangen. Interessanterweise heißt der Laden “Schweizer Döner Haus Dresden” und wird scheinbar von einem Inder geführt. Hä, was denn nun? Indisch wegen Inhaber und einigen Gerichten auf der Speisekarte, türkisch wegen Döner oder doch schweizerisch? Nun, zumindest Letzteres hat sich dann schnell aufgeklärt, weil der Laden in der Schweizer Straße liegt. Aaaaaaaah. – Ich hatte einen Dönerteller, eine große Cola und ein großes Radler. Puh, ich glaube, ich hatte Durst. Habe seit heute morgen nur 1-2 Tassen Leitungswasser getrunken. Das war wohl zu wenig.

Hmm, was fange ich jetzt mit der Zeit an, in der ich hier festsitze? Ich weiß es noch nicht genau, aber vermutlich viel schlafen. Da gibt es scheinbar einiges nachzuholen. Vor der Tour hatte ich mir einige Serien aufs Handy geladen, aber hatte bisher weder Zeit noch Lust, irgendwas davon zu schauen. Jetzt wäre vermutlich der richtige Zeitpunkt, was davon wegzuschauen. Ansonsten gibt es hier gutes, kostenloses WLAN, so dass z. B. auch YouTube eine Option ist. Direkt neben der Jugendherberge gibt es eine Schwimmhalle mit Sauna. Das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit. Aktuell bin ich noch nicht motiviert, da hinzugehen, aber mal sehen, wie es in den nächsten zwei Tagen aussieht.

In den nächsten Tagen werden daher leider keine bzw. nur kurze Berichte kommen, da es ja nicht vorangeht. Wenn’s wesentliche Neuigkeiten gibt, wird man es hier lesen.

Und, falls sich das Pinion-Getriebe nicht kurzfristig reparieren oder komplett ersetzen lässt, muss ich leider darüber nachdenken, die Tour in Dresden wg. technischer Probleme abzubrechen. Das wäre natürlich sehr ärgerlich, weil ich es schon so weit geschafft habe und das Hauptziel Zittau bzw. das Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien nur noch ca. 135 km entfernt ist. Ohne das Problem von gestern wäre ich jetzt – Freitagabend – vielleicht sogar schon in Zittau. Echt schade, denn Zittau zu erreichen ist natürlich das Minimalziel für die West-Ost-Durchquerung Deutschlands. Alles, was danach kommt, ist dann eher die Kür… ohwohl ich mich auch schon sehr auf das Stück flussabwärts an Neiße und Oder gefreut hatte…. und die Vorbeifahrt am Tesla-Werk in Grünheide… und auf die Durchquerung Berlins auf dem Liegerad!

Naja, warten wir erst mal ab, was der Montag und vor allem dann auch der Dienstag bringen… und dann wird entschieden, wie’s weitergeht. Notfalls muss ein kleiner Transporter gemietet werden, wo das Rad samt Anhänger reinpasst, und ich komme vorzeitig nach Hause. Die Tour müsste ich dann zu einem späteren Zeitpunkt mit repariertem Rad ab Dresden fortsetzen… aber vielleicht klappt’s ja jetzt doch noch irgendwie. Ich gebe noch nicht auf! [Anm. Tina: Wir drücken Dir alle die Daumen!!]

PS:

Thema Wetter: Auf den ca. 11 km zum Fahrradladen und zurück habe ich übrigens auf dem Rad mehr Regen abbekommen als in den ganzen 12 Tagen zuvor. Und auch das heute war durchaus erträglich. Daran sieht man, wie viel Glück ich bisher mit dem Wetter hatte!

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Bericht – Do, 26.05.2022

Ich habe ganz gut im Freibad geschlafen, welches ich über Nacht für mich alleine hatte. Hier ein paar morgendliche Impressionen des Geländes. Bei Sonnenschein und 25 °C oder mehr bestimmt echt nett. Wenn ich es richtig verstanden habe, finden heute auf jeden Fall ein paar Vatertagsfeierlichkeiten statt. Das Wetter ist heute wohl nicht so richtig Freibad-tauglich, aber zum gemütlichen Beisammensitzen reicht’s bestimmt.

Und hier konnte ich mein Rad parken und mein Zelt aufschlagen. Es hat nicht geregnet, aber selbst das wäre hier kein Problem gewesen. – Obwohl sie ja offiziell kein Campingplatz sind, haben wohl schön öfter mal Wanderer und Radfahrer dort übernachtet. Also, wenn ihr eine Unterkunft braucht, traut Euch und fragt beim Freibad Naundorf nach! Die Leute da sind sehr nett.

Da ich heute etwas weniger abzubauen und einzupacken hatte, ging es bereits um 9 Uhr los, obwohl der Wecker auf 7:30 Uhr stand. Also gute Voraussetzungen, um heute richtig weit zu kommen. Leider ging es sehr bald schon wieder im Wald auf schlechtem Untergrund steil bergauf. Das war mal wieder sehr grenzwertig! Für E-Montainbiker ohne Gepäck vielleicht noch OK, aber nicht für Tourenradler. Naja, trotzdem wieder mal geschafft… und aufgrund des besseren Fitnesszustandes auch lockerer genommen als noch am Anfang in der Eifel und an der Sieg.

Fast ganz oben dann u.a. dieses Forstfahrzeug gesehen. joa, mit den Ketten ordentlich geländegängig.

Wenn jemand einen Grund sucht, ich habe in Sachsen einen guten Grund gefunden. 😉

Endlich ganz oben angekommen. Wieder mal schöne Aussicht mit viel Grün… leider fehlt noch das Blau im Himmel, so dass ich bei den Abfahrten die Fahrradweste zugemacht habe, damit der Körper durch den Fahrtwind nicht zu sehr auskühlt. Bei den Steigungen war das logischerweise nicht nötig. Da habe ich die Weste immer schnell wieder aufgemacht und trotzdem viel geschwitzt.

In Tharandt gibt es hoch oben über der Stadt ein Schloss und eine Burgruine. Wer länger in der Gegend ist, kann sich das sicher mal anschauen.

In Freital gibt es nicht nur schöne Gebäude wie dieses hier, sondern auch – auf Tour an einem Feiertag noch wichtiger – auch endlich eine Tankstelle, an der ich mich mit Verpflegung versorgen kann, weil Bäckereien heute i.d.R. geschlossen haben. Sonn- und Feiertag sind auf Tour echt doof, weil man sich für die Tagesverpflegung normalerweise auf Bäckereien verlässt. In der Tanke habe ich mir heute sogar eine Bockwurst im Brötchen gegönnt und sofort gegessen, weil der Hunger mittlerweile recht groß war. Normalerweise fahre ich ja morgens erstmal ca. eine Stunde, manchmal auch 1,5 Stunden, aber heute waren es fast 3 Stunden und 30 Kilometer, bevor endlich eine Tankstelle nah an der Strecke liegt. Also spätes “Früh”stück um kurz vor 12 Uhr.

Kurz nach der Rast habe ich übrigens einem Campingplatz südlich von Neustadt in Sachsen angerufen. Das wären dann heute ca. 100 km und sollte, trotz diverser Steigungen eigentlich machbar sein, weil ich ja schön früh losgekommen bin. Außerdem sagte die Dame, dass ich mich einfach irgendwo hinstellen könne, falls ich erst nach 20 Uhr kommen würde, weil dann die Rezeption nicht mehr besetzt ist. Das wäre kein Problem, denn duschen geht so (ohne Duschmarken), und Strom kann ich mir auch anschließen. Die Kästen sind nicht verschlossen. Alles absolut perfekt. Genauso mag ich das. Einfach und unkompliziert. Ankommen, wann man will und dann eben einfach morgens vor der Abfahrt noch schnell zahlen und wieder weg. Das Wetter wurde langsam besser, gegessen habe ich auch gut, bis nach Dresden ist es nicht mehr weit und zur Elbe geht’s quasi nur noch bergab und die abendliche Unterkunft ist gesichert. Alles super! Gute Laune bei mir.

Interessanter Turm kurz nach dem Ortseingang von Dresden; laut Karte von einer ehemaligen Weizenmühle.

Als ich dann nach ca. 40 Kilmetern gerade in Höhe des Bahnhofs Dresden-Mitte bin, also schon ganz knapp vor der historischen Altstadt und der Elbe, habe ich plötzlich massive Schaltprobleme, d.h. der Drehgriff des Pinion-Getriebes lässt sich nicht mehr bewegen. Ich habe aktuell den 1. Gang drin. Damit kann ich auch fahren, aber hochschalten geht nicht mehr. Die Verbindungen zwischen Drehgriff und Getriebe sehen eigentlich alle gut aus. Kein Problem erkennbar. Was für ein Mist! Ich wollte doch jetzt gemütlich entlang des offiziellen D4-Radwegs Dresden-Sightseeing vom Rad aus machen und dann noch 60 km weiterfahren, um den beschriebenen Campingplatz zu erreichen. Aber das geht sicher nicht nur im 1. Gang. Ok, wäre schlimmer, wenn ein hoher Gang drin wäre, aber nur im 1. Gang wird das auch nix. Tja, und da heute leider Feiertag ist, haben nicht nur Bäckereien, sondern natürlich auch Fahrrad-Werkstätten geschlossen. Also muss ich in Dresden übernachten und morgen früh direkt in eine Werkstatt. Am besten in eine, die sich mit Pinion auskennt. Zum Glück bin ich in einer Großstadt, so dass ich auf der Pinion-Webseite gleich mehrere Partner in Dresden finde. Hoffentlich können die mir dann morgen helfen. – Genauso spontan, wie das Rad kaputtging, habe ich dann die nächstgelegene Jugenherberge in Dresden angerufen (es gibt mehrere) und gefragt, ob die ein Zimmer für mich und einen sicheren Platz für mein Fahrrad hätten. Beides wurde mit “ja” beantwortet. Die Jugendherberge war nur ca. 2 km entfernt und somit trotz langsamer Fahrt recht schnell erreicht.

Wow, DAS ist schon mehr Hotel als Jugendherberge, aber nur für Mitglieder. Laut Eigenauskunft die größte Jugendherberge Sachsens. Eine Rezeption, die 24 h am Tag besetzt ist, kostenloses WLAN und ich konnte sogar für nur 2,- € meine Wäsche waschen. So ist das wenigstens auch schon mal wieder erledigt. Tja, und das Dresden-Sightseeing habe ich dann nicht per Rad, sondern zu Fuß erledigt. Zwar war ich schon 2002 mit Tina und 2018 mit der ganzen Familie in Dresden, aber die Stadt hat einfach so viele schöne Ecken, die man sich einfach immer wieder gerne anschaut. Außerdem lädt so eine Stadt mit ihren vielen Lokalen natürlich dazu ein, sich auch mal ein bisschen für das bisher Geleistete zu belohnen. Ich habe jetzt fast 1000 Kilometer und es immerhin schon bis Dresden und zur Elbe geschafft. Bis Zittau ist es quasi nur noch ein Katzensprung. Sieht jedenfalls auf der Fortschrittskarte schon ganz gut aus, oder? – Also habe ich mich recht schnell damit abgefunden, den Nachmittag und die Nacht in Dresden zu verbringen. Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus! Ok, bei mir war es genauer gesagt keine Limonade, sondern ein ca. 7 km Sightseeing-Rundgang, ein Radler, ein Wiener Schnitzel und ein Eis. 😉

Die üblichen Highlights, aber trotzdem schön:

Zwinger von der Südseite von außen.

Nordseite des Zwingers von innen. Die Aufnahme gefällt mir besonders gut. Kaum zu glauben, dass alle Bilder immer nur mit der Handykamera gemacht wurden. Ok, immerhin ein Samsung S10, welches mal das Spitzenmodell war, aber trotzdem.

Aktuell sind übrigens große Teile des Innenhofs gesperrt, weil dort Ausgrabungen stattfinden, um die Geschichte des Zwingers besser untersuchen zu können.

Die Semperoper (auch bekannt aus der Radeberger-Werbung):

Das Residenzschloss mit Schlosskirche:

Und der erste Blick auf die Elbe!

Zweiter Blick auf die Elbe. Aktuell ziemliches Niedrigwasser. Kurze Zeit später stehe ich unten am Strand am Rand des Wasser (siehe auch die beiden folgenden Bilder). Am Strand und vor allem auf der Wiese und den Terassen darüber tummelten sich übrigens jede Menge Leute. Viele Leute sind da bei gutem Wetter sicher oft, aber diesmal waren viele davon angetrunken und es ertönten allerorts Schlager und Ballermann-Hits aus mobilen Boxen. Vatertag in Dresden fühlt ich ein bisschen an wie Karnveval in Köln. Nur sind die wenigsten verkleidet. Da kann man jetzt genervt sein, ich fand’s allerdings eher unterhaltsam… und etwas Gute-Laune-Musik kann ich aktuell durchaus vertragen. – Übrigens sind mir die Männerhorden mit Bierflaschen, Kippen und Musik (teilweise aber auch ganze Familien) nicht nur in Dresden begegnet, sondern eigentlich in jedem Dorf und auf jedem Waldweg auf dem 40 Kilometern. Heute waren echt alle auf den Beinen.

Und jetzt zwei Dresden-Ansichten von der anderen Elbe-Seite, also vom Nordufer. Direkt am Wasser. Ich habe den Track meiner kleinen Wanderung aufgezeichnet (siehe kleiner Kringel in Dresden) und laut Karte stehe ich da schon im Fluss. Also ist die Elbe normalerweise deutlich höher.

Und hier ist einfach mal so eine Kette im Boden befestigt. Was die da wohl mal festgehalten hat? Scheint aber gerissen zu sein. Heute auch recht weit weg vom Wasser, aber das ist sicher oft anders.

Und hier ein kleiner Zufluss der Elbe vor der Altstadtkulisse. Ich habe erst später gesehen, dass sich der Kirchturm perfekt darin spiegelt. 🙂

Auch nördlich der Elbe hat Dresden sehr imposante Gebäude zu bieten. Dieses hier beherbergen die sächsichen Kultus- und Finanzministerien. Wir sind immerhin in Sachsens Landeshauptstadt. Nach Erfurt also schon die zweite Landeshauptstadt, die ich besuche.

Und nochmal das ganze Panorama. Dresden ist einfach eine schöne Stadt. Sie wird ja auch Elb-Florenz genannt.

Ok, zugegeben, es gibt in Dresden auch eher hässliche Ecken. Die Stadt wurde in Zweiten Weltkrieg ja auch sehr stark zerstört. Zum Glück sind aber viele historische Gebäude erhalten geblieben oder wieder sehr schön restauriert worden.

Apropos restauriert. Die wiederaufgebaute Frauenkirche bildet im Wesentlichen den krönenden Abschluss meiner Tour. Echt toll, dass sie die genauso schön wieder aufgebaut haben, wie sie früher mal war. Und, dass sie sogar noch einige erhaltene Originalsteine an der jeweiligen Originalposition wieder mit eingebaut haben und wirklich grandios. Die dunklen Steine sind alt (auf dieser Seite recht wenige), die neuen hell. Das muss ein riesiges Puzzle gewesen sein. Eine Meisterleistung! Natürlich damals im 18. Jahrhundert bei der Erst-Erbauung, aber auch noch im ausgehenden 20. Jahrhundert bei der Wieder-Errichtung.

Ergo: Neue Radprobleme, aber immerhin 42 km weiter gekommen (heute ohne weitere Speichenbrüche) und eine schöne 7 km Fußrunde durch Dresden gemacht und mir mal was gegönnt. Mal sehen, was der morgige Tag bringt…

Hier müsste ich jetzt eigentlich die Melodie vom Ende der Lindenstraße einspielen… denn das ist ja schon wieder so ein unfreiwilliger Cliffhanger. Vor ein paar Tagen hatte ich Euch abends vom ersten Speichenbruch erzählt, jetzt von den Schaltproblemen. – Wenn Ihr wissen wollt, wie’s weitergeht, schaut morgen wieder rein. Ich bin selbst gespannt…

Video

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Bericht – Mi, 25.05.2022

Ich habe – wie auch die die letzten Nächte schon – recht gut geschlafen. Schlafe abends sehr schnell ein und wache meist nur noch einmal (höchstens zweimal) in der Nacht auf. Ok, die Nächte sind leider immer noch zu kurz; u.a. weil das Bloggen abends so lange dauert und der Wecker recht früh klingelt, da es erfahrungsgemäß mindestens 2 Stunden dauert von Weckerklingeln über alles einpacken, Zeltabbauen und alles auf Rad und in Anhänger verstauen. Wenn man sich etwas Zeit lässt, dauert’s auch schnell länger. Heute habe ich mir absichtlich etwas Zeit gelassen, weil es gerade etwas regnete, mir der Regenradar aber verraten hat, dass es bald aufhören wird. Also habe ich im trockenen Zelt schon mal alles, so gut es ging, vorbereitet, war noch Zähneputzen und Trinkblase auffüllen etc., so dass ich das Zelt dann tatsächlich im Trockenen abbauen konnte. Leider waren die Außenzelte natürlich durch den Regen klatschnass. Kann man halt nix machen. Dann noch in der Rezeption vorbei, um zu bezahlen, denn gestern Abend ging das nicht mehr, weil der Rechner schon runtergefahren war. Habe hier günstige 10 € bezahlt. Eigentlich sollten noch 3,- € pauschal für den Strom hinzukommen. Da ich aber im Gegensatz zu einem Wohnwagen oder Wohnmobil nur wenig Strom brauche – nämlich nur ca. 1 kWh für Fahrrad- und Handyakkus – hatten wir uns eigentlich gestern auf 1,- € Stromkosten geeinigt, was immer noch viel gewesen wäre. Heute morgen dann hat sie mir den Strom jedoch ganz erlassen. Danke!

Um ca. 10:45 Uhr ging es dann endlich los. Direkt in Rabenstein eine Bäckerei gefunden und mich für den Tag eingedeckt.

Auch wenn es dann eine recht lange Etappe geworden wäre, hatte ich für heute damit geliebäugelt, bis nach Dresden zu fahren. Im Süden von Dresden – leider etwas abseits der Strecke – gibt es einen Campingplatz. In einem Telefonat mit dem Campingplatz erfuhr ich, dass ich dort nur zelten könne, wenn ich bis 19 Uhr da bin. Danach wäre keiner mehr da und ich könne/dürfe auch nicht später kommen und mich dann erst morgens melden. Hmm, die lange Strecke bis 19 Uhr? Das wird wohl kaum klappen. 🙁 Damit ist das Ziel schon mal geplatzt. In Dresden gibt es zwar auch einige Jugendherbergen, aber ich war ja gerade erst in einer und möchte wieder zelten, da das Wetter gut bleiben soll und ich auch noch keine Wäsche waschen muss. Da war ich jetzt erstmal etwas demotiviert und planlos. Daher erstmal los ins nahe Chemnitz. Naja, streng genommen bin ich ja schon in Chemnitz, aber ich meine das Stadtzentrum. Was ich bisher nicht wusste: Durch die Stadt Chemnitz fließt der Fluss Chemnitz… und ich habe mich gefragt, ob man den damals – analog zum Stadtnamen – dann auch Karl-Marx-Fluss genannt hat. Ich glaube nicht, aber wäre ja lustig gewesen.

Wo wir gerade beim Thema sind. Natürlich habe ich auch die Karl-Marx-Büste gesehen.

Insgesamt ist Chemnitz nicht gerade eine schöne Stadt. Vermutlich wurden im zweiten Weltkrieg große Teile der Innenstadt zerstört und dann im DDR-Stil mit vielen Plattenbauten und anderen wenig charismatischen Gebäuden wieder aufgebaut. Dennoch ist Chemnitz natürlich eine recht große Stadt mit Straßenbahn, Einkaufszentren usw. – Und sogar (mindestens) einem Hochhaus, wie hier das Dorint Hotel, welches aber vermutlich nach der Wende entstanden ist.

Vor allem auch in den Randbezirken findet man aber auch eine ganze Mege sehr ansehnlicher Gebäude, die oft schön renoviert sind.

Anderen Gebäuden lassen die alte Größe erahnen, müssten aber komplett saniert werden.

Hier wurde schön mit Farben gespielt… aber diese absichtlich schief/falsch gemalten Rahmen triggern mich irgendwie.

Hier das prächtige Schloss Augustusburg aus der Ferne. Der Radweg kommt hier von Westen und könnte direkt weiter nach Osten eine 2,8 Kilometer lange Steigung hochführen. Statt dessen nimmt der Radweg hier einen Umweg, biegt erst nach Süden und dann später wieder nach Norden ab, was eine Strecke von ca. 8 Kilometern und sogar ein paar Höhenmeter mehr beschert. Vermutlich wäre die Strecke schöner zu fahren als die recht steile Autostraße den Berg hoch. Egal, ich wollte ja nach Dresden und konnte mir “unnötige” Umwege nicht leisten, und mittlerweile habe ich auch überhaupt kein Problem mehr damit, auf der Straße zu fahren, selbst dann, wenn es steil wird und mich Autos bei Gegenverkehr nicht überholen können. Tja, dann bleiben sie eben eine Weile hinter mir. Ich denke und schaue aber auch ein bisschen für die Autofahrer mit, so dass ich sie schon mal vorbeiwinke, wenn ich vorne früher sehen kann, dass frei ist… oder fahre sogar schon mal rechts ran, um ein paar Autos vorbei zu lassen. Ja, und um selbst etwas zu verschnaufen, wenn es sehr steil ist. Zurück zur Strecke: Ich hatte mich bereits dafür entschieden, die Abkürzung zu nehmen. Das schlechte Gewissen, somit nicht ganz dem D4 gefolgt zu sein, hielt sich in Grenzen, war aber vorhanden. Letztlich ist der D4 ja nur Mittel zum Zweck, denn das eigentliche Ziel ist ja die West-Ost-Durchquerung Deutschlands und nicht das 100%ige Befahren des D4. Allerdings wurde mein Gewissen schnell erleichtert, denn der Umweg nach Süden war aufgrund einer Baustelle nicht zugänglich und die Umleitung, welche meist mehr Kilometer bedeuteten, war meine geplante Abkürzung. Abkürzen mit gutem Gewissen. Super!

Heute waren mal wieder jede Menge heftiger Anstiege dabei. Mal auf gut zu fahrenden Straßen, aber oft auch auf Schotter- oder anderen Rüttelpisten. Oben angekommen, wird man aber oft mit schönen Ausblicken über die Hügellandschaft belohnt.

Hmm, ich dachte eigentlich immer, Frankenstein sei hässlich, aber ich fand den Ort eigentlich ganz hübsch. 😉

Viele schöne Eisenbahnbrücken gibt es auch immer wieder zu sehen, da man Züge nicht so die Berge rauf und runter schicken kann, wie man es offensichtlich mit Radfahrern machen kann.

Ich frage mich, ob dieser Baum von alleine rechts und links um die Stromleitungen herumgewachsen ist oder ob man ihn dazu gezwungen hat. Sieht jedenfalls sehr interessant aus.

Nochmal zurück zur Übernachtungsplanung: Da ich ja nach 19 Uhr auf dem Campingplatz in Dresden nicht mehr aufgenommen würde und es mittlerweile aufgrund der vielen krassen Steigungen (es ging heute dauernd rauf und wieder runter, nicht nur ein bisschen, sondern jedes Mal direkt so richtig) ohnehin utopisch war, zu erträglichen Zeiten bis Dresden zu kommen, habe ich mir notgedrungen überlegt, heute nur bis zu einem Campingplatz südlich von Freiberg zu fahren, also quasi heute eine Kurzetappe einzulegen und dafür dann idealerweise morgen eine besonders lange Etappe als Ausgleich zu fahren. Da der Campingplatz vor Freiberg leider ein paar Kilometer abseits der Strecke liegt, habe ich sicherheitshalber mal angerufen, ob das klargeht…. aber leider ging niemand ans Telefon und dann sah ich auch auf Google-Maps, dass dieser vorübergehend geschlossen sei. Na super! Was für ein Mist! Jetzt gibt es gar keine Campingplätze mehr, die einigermaßen nah an der Strecke liegen und heute erreichbar sind. – Zum zweiten Mal heute frustriert und weiterhin keinen Plan, wo ich heute unterkomme. Also erst mal weiterfahren und später, wenn es dann Zeit für eine Unterkunft wird (also ab frühestens 18 Uhr) weiterüberlegen/suchen. Vielleicht dann einfach mal bei Bauern fragen, ob sie ein Stück gemähte Wiese oder eine Scheune haben, wo ich mein Zelt aufstellen darf… und idealerweise auch noch eine Steckdose, damit ich meine Akkus aufladen kann. – Da es jetzt noch zu früh für eine solche Suche ist, also erst mal weiter…

Die nächste größere Stadt ist Freiberg. Im Gegensatz zu Chemnitz ist Freiberg insgesamt sehr schön anzuschauen mit vielen alten, gut restaurierten Gebäuden. Hier der Marktplatz mit einem Ritterdenkmal und dann ein Turm, welcher früher vermutlich Teil der Stadtmauer/-verteidigung war. – So schön ich die Stadt auch fand, so sehr hat mich jedoch ihr Kopfsteinpflaster zermürbt. Freiberg hat wahnsinnig viel großes Kopfsteinpflaster im gesamten Innenstadtbereich. Nicht gut für Radfahrer!
[Anm. Tina: Freiberg, die Silberstadt … da habe ich schnell mal im Bücherregal nachgeschaut: Sabine Ebert hat mehrere historische Romane darüber verfasst – sehr spannend, wie ich finde; “Das Geheimnis der Hebamme” ist das erste tolle Buch dieser Reihe. Lohnt sich!]

Nach Freiberg ging’s in den Wald und – natürlich – mal wieder auf schlechten Wegen und extrem steil rauf. Das war schon oft sehr grenzwertig und einmal bin ich nur mit höchster Stufe 5 und auf dem losen Boden gelegentlich leicht durchdrehenden Rädern überhaupt raufgekommen. War knapp, aber hat geklappt. Solche Strecken mögen was für Tagestouren für E-Mountainbike-Fahrer sein, aber doch nicht für Tourenfahrer als Teil einer D-Route!

Mittlerweile könnte ich dann doch mal eine Unterkunft vertragen. Im Wald, fast ganz oben, fand ich dann diese nette Hütte hier. Die ist innen geräumiger als sie aussieht. Da hätte mein Zelt problemlos Platz drin gehabt, und mein Rad hätte ich hinter der Hütte verstecken können. Eigentlich eine Überlegung wert… wenn da nicht das Stromproblem wäre. Ich habe heute durch die vielen krassen Steigungen bereits den Akku gewechselt und vom zweiten bestimmt auch schon ein Drittel verbraucht. Bis Dresden und ich glaube auch hinter Dresden kommen aber noch einige Steigungen, so dass ich für morgen auf jeden Fall volle Akkus brauche, um unter diesen Bedingungen eine nennenswerte Reichweite zu haben. Also habe ich die Idee verworfen und bin weitergefahren.

Da es auch nicht so leicht ist, geeignete Bauernhöfe an der Strecke zu finden, habe ich mir dann vorgenommen, jeden, den ich so auf der Straße treffe, von meiner Notlage (keine Campingplätze, brauche Platz für ein Zelt und etwas Strom) zu erzählen und zu fragen, ob jemand eine Idee hätte, wo ich unterkommen könnte. Im nächsten größeren Ort sah ich eine Frau auf einem Rad am Straßenrand stehen (später kamen noch weitere hinzu, die sich scheinbar zu einer Radtour verabredet hatten). Ich hielt an und fragte, ob sie aus der Gegend sei. Ja. Dann kam meine Erklärung und sie überlegte, kam recht bald auf das Freibad in Naundorf und hat sogleich angerufen, um zu fragen, ob da noch jemand ist. Ja, es war noch jemand da (sehr viele sogar, wie ich später feststellte) und ich könne da mein Zelt aufgeschlagen. Strom würde ich auch bekommen und wahrscheinlich spränge sogar noch eine Dusche dabei raus. Naundorf ist nur 5 km entfernt und liegt ohnehin auf meiner Strecke. Perfekt!

Eigentlich ist das hier kein Campingplatz, aber in solchen Notfällen lassen sie immer mal wieder Wanderer und/oder Radfahrer hier übernachten. Mein Rad und mein Zelt stehen jetzt in einem halboffenen Partyraum/Schuppen unter festem Dach, ich habe duschen können und mir eben was gekocht. Ach, und kurz nach der Ankunft, habe ich sogar noch ein Radler im Glas kaufen können, das sie mir im frisch zusammengemixt hat, obwohl ja eigentlich längst geschlossen und aufräumen angesagt war. Nett! Habe nämlich heute in keinem der Läden, in denen ich war, um meine Vorräte vor dem Feiertag nochmal aufzufüllen, gekühltes Radler in Dosen gefunden. Entweder gar nix, oder nur in Glasflaschen, die ich nicht nur wg. des Gewichts nicht so gerne habe.

So, jetzt sitze ich also in meinem Zelt ganz allein auf dem Freibad-Gelände und kann die Sanitären Anlagen wie Dusche und Toiletten benutzen.

Ich muss sagen, IM Freibad ist noch wesentlich besser als VOR dem Freibad, wie in Stadtallendorf.

Da dies ja eigentlich kein Campingplatz ist, gibt es natürlich auch keinen offiziellen Preis für die Übernachtung. Auf meine Frage, was ich schuldig wäre, fragte der Mann nur zurück, was ich zahlen wolle. Ich sagte, dass ich auf einem Campingplatz jetzt 10,- € bezahlt hätte, und die hat er dann auch bekommen. Ich glaube, wenn ich nur 5,- € gesagt hätte, hätte er vermutlich auch akzeptiert, aber 10,- € sind immer noch ein sehr guter Preis. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich nur 30 Minuten vorher noch überhaupt nicht wusste, wo ich heute übernachte und ob ich überhaupt Strom bekomme. Jetzt gibt es sogar Dusche und Toilette dazu. Was will man mehr?

Also, ich finde das Fahren ja wesentlich entspannter und auch motivierender, wenn man weiß, wo man abends unterkommt. Werde also wieder verstärkt morgens früh versuchen abzuschätzen, bis wo ich kommen kann, um dann schon telefonisch zu klären, ob der Plan zumindest von Seiten des Campingplatzes (oder der Jugendherberge o.ä.) klappt.

Ach ja, noch was: Auf der Speichenfront schien heute zunächst alles OK, denn ich habe zum Glück das charakteristische klack-klack der klappernden, gebrochenen Speiche heute nicht wieder gehört… bis 16:45 Uhr. Da ist diesmal sogar eine komplett weggeflogen… und überraschenderweise habe ich noch eine zweite gebrochene Speiche entdeckt und beide ausgetauscht. Jetzt habe ich nur noch eine Speiche in Reserve. Bei dem aktuellen Verbrauch ist das sehr wenig. 🙁 Meine Idee, dass es in der großen Stadt Dresden sicher einen Fahrradladen gibt, der auch solche Speichen anfertigen kann, ist übrigens hinfällig, weil ich am morgigen Feiertag durch Dresden fahre. Da wird kein Laden offen haben. Pech. – Habe schon überlegt, welche im Internet zu bestellen… aber wohin liefern lassen? Es müsste jemand bzw. ein Ort sein, der a) mitspielt und b) wo ich sicher vorbeikomme. Vielleicht eine Jugendherberge, aber ich weiß ja leider noch nicht, ob bzw. welche Jugendherberge ich als nächstes ansteuere… oder vielleicht eine DHL-Paketstation an der Strecke? Müsste ich mich mal erkundigen, ob das geht.

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