Montag, 12.09.2016:

Heute ging der Wecker schon vor 7 Uhr, weil ich auf jeden Fall zuhause anrufen wollte, um meiner Jüngsten zum 7. Geburtstag zu gratulieren. Eine Glückwunschkarte sowie ein kleines Geschenk hatte ich schon letzte Woche in Minden besorgt und so früh abgeschickt, dass die Sachen auf jeden Fall rechtzeitig vor dem Geburtstag ankommen. Sie hat sich wohl auch sehr darüber gefreut. 🙂
Es ging halt leider nicht anders, als im September zu fahren und damit in Kauf zu nehmen, dass ich an Sophies Geburtstag nicht da bin. Daher musste ich mich schon ein bisschen anstrengen, um das wieder gut zu machen. 😉

Heute gab’s bzgl. der Tagesverpflegung was Neues. Normalerweise hole ich mir ja belegte Brötchen beim Bäcker, aber ich habe ja in der Jugendherberge übernachtet und da gehört das Frühstück mit zum Preis dazu. Das kann man auch nicht rausbuchen. Also bin ich heute am Montagmorgen in den (fast leeren) Frühstücksaal gegangen und habe mir die üblichen zwei Brötchen geschmiert und eingepackt. Vermutlich darf man eigentlich nichts mitnehmen, aber ob ich zwei Brötchen dort esse oder nichts esse, aber zwei Brötchen geschmiert mitnehme, macht für die ja keinen Unterschied. Immerhin habe ich allerdings noch eine Banane direkt vor Ort gegessen und zwei Tassen O-Saft dazu getrunken. Eine gekühlte Cola – auch, um die Brötchen frisch zu halten – konnte ich dort auch kaufen. Prima, damit bin ich für die nächsten Stunden versorgt.

Mein Zimmer lag im ersten Stock ganz am Ende eines langen Flures, obwohl ich sicher bin, dass auch deutlich nähere Zimmer frei gewesen wären, aber egal. So habe ich meine ganzen Sachen halt wieder den ganzen Weg zurück zum Eingang geschleppt. Diesbezüglich ist Campen doch irgendwie praktischer, denn man kann ohne Schlepperei das Rad direkt neben dem Zelt beladen. Bei Regen notfalls sogar im Zelt.

p1000790Dann gab es natürlich noch das unvermeidliche Gespräch mit dem Chef des Hauses wg. des Brandlochs im Tisch. Der Tisch habe 600,- € gekostet (Anm. Stefan: Allerdings hat der auch schon eine Menge anderer Löcher, wenn auch kleinere.), aber er könne das vermutlich reparieren lassen, so dass es vielleicht nur um die 50,- € kosten würde. Er würde sich dann melden. OK, meine Kontaktdaten hat er ja. Mal sehen, wann er sich meldet und was er dann genau will. Notfalls muss ich halt die Versicherung einschalten. Wird schon werden…

Dann wollte ich mein Rad aus der Fahrradgarage holen. Dort hatte ich das Rad sicherheitshalber mit zwei Schlössern gesichert. Schloss 1 ist ein recht stabiles Faltschloss mit Schlüssel. Kein Problem; Schlüssel ist da. Schloss 2 ist ein einfaches dünnes Kabelschloss mit Einzugsautomatik und Zahlenschloss, wie es das vor einiger Zeit mal bei Aldi gab. Ich weiß, dass das Schloss nicht besonders sicher ist, aber es soll auch eher einen abschreckenden Charakter für Gelegenheitsdiebe haben, wenn ich den Schlüssel für das andere Schloss nicht zur Hand habe, denn das Zahlenschloss kriege ich ja immer auf, denn die Zahlenkombination habe ich mir gut gemerkt (und außerdem noch in meinem Passwort-Manager KeePass hinterlegt). Eine sichere Sache also… dachte ich… aber heute Morgen ließ sich das Zahlenschloss nicht mehr öffnen, obwohl ich ganz sicher – mehrfach kontrolliert – die übliche Kombination verwendet habe. Vielleicht hat sich unbemerkt die Kombination verstellt? Keine Ahnung, jedenfalls ging das Sch**ss-Ding nicht mehr auf. 🙁 Hier zahlte es sich jetzt aus, dass das Sicherheitsniveau des Schlosses nicht besonders hoch ist, denn ich konnte die Stränge des verzwirbelten Kabels einzeln mit einer Kneifzange, die ich zum Glück in meinem Werkzeugfundus mitführe, durchtrennen. Ich habe also heute Morgen mein eigenes Rad geknackt. Oh, Mann! – Übrigens stand die Kneifzange schon fast auf meiner Streichliste, weil das Multitool auch eine Kneiffunktion in der Zange integriert hat, aber damit kann man bei weitem nicht so gezielt arbeiten wie mit einer richtigen Kneifzange. Jetzt bin ich sehr froh, dass ich sie doch mitgenommen habe. So musste ich wenigstens niemand von der Jugendherberge bitten, mir Werkzeug zum Knacken eines Fahrradschlosses zu leihen. Das hätte nur unnötige Fragen aufgeworfen. 😉 Wo ich schon den “guten” Tisch beschädigt hatte …

Nun ja, das alles hat natürlich mal wieder ziemlich gedauert, so dass es erst um 9:45 Uhr los ging. Frühstück gab es dann während der Fahrt, ungefähr eine Stunde nach Abfahrt gegen 10:45 Uhr.

p1000805Eine halbe Stunde später nehme ich in Schmalnau Abschied von der Fulda und dem Fuldaradweg R1, denn der D9 verläuft jetzt auf dem R2 durchs Tal der Sinn. Macht Sinn, oder? (Sorry, aber DAS Wortspiel musste jetzt sein!)

In meinen Unterlagen hatte ich schon notiert, dass heute über viele Kilometer mit Steigungen zu rechnen ist und so war es dann auch. Gestartet bin ich bei der Jugendherberge von 304 m über NN, dann ging’s erst mal wieder runter zur Fulda, welche im Süden der Stadt Fulda (echt verwirrend, wenn Stadt und Fluss gleich heißen) auf 285 m ü. NN liegt. An der Fulda ist noch alles recht gut, aber ich bog ja recht bald ab und da fingen die z. T. recht knackigen Steigungen dann an. Um 12:45 erreichte ich die Schnapszahlhöhe von 444 Metern über NN, aber ich hatte wieder nichts Alkoholisches zu Trinken da, also einfach weiterfahren.

Der Höhepunkt nach langem Aufstieg war bei 502 m ü. NN nach 34,9 km um 13:38 Uhr erreicht.

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Ausblick vom höchsten Punkt der heutigen Etappe auf 502 m über NN.

Danach ging es erst mal steil abwärts (coole Schussfahrt!), so dass ich um 14:10 Uhr wieder auf 289 m war, also der Höhe, auf der ich in Fulda an der Fulda gestartet bin. Ergo: Alles völlig “unnötige” Berge. 😉 Natürlich gab es nicht nur den einen großen Anstieg, sondern es gab immer wieder ordentliche Steigungen, dann wieder Abfahrten usw. Aber da ich damit gerechnet hatte, war alles halb so schlimm. Alles eine Frage der Einstellung! – Übrigens, der heutige Campingplatz (in Gemünden am Main) liegt sogar nur noch auf 159 m ü. NN, ich bin also heute sehr viele Höhenmeter raufgefahren, aber immerhin etwas über 100 Höhenmeter weiter runter. Ist ja schon mal was. Im Gegensatz zu den meisten anderen Flüssen, denen ich so im Laufe der Tour folge, durfte ich nämlich ausnahmsweise mal die Sinn hinunter fahren. Normalerweise fahre ich die Flüsse ja rauf, wodurch sich zwangsläufig eine Gesamtsteigung ergibt.

Nach einer kurzen Rast in Zeitlofs, wo ich tatsächlich einen geöffneten Bäcker direkt an der Route sah, was heute sonst kaum/nicht vorgekommen ist, fiel mein Blick auf ein Schild, das auf die “Röhn-Apotheke” hinwies. Da wurde mir nochmal klar, dass ich ja gerade in der Röhn unterwegs bin. Röhnräder habe ich aber keine gesehen. Nun ja, jedenfalls hat mich das zu einem spontanen kurzen Gedicht animiert:

Die Röhn (aus Sicht eines Radreisenden)

Die Röhn
ist sehr schön,
aber ich gewöhn’
mich nur schwer an die Höh’n.

(von Stefan Leupers, 12.09.2016)

Genial, oder? – Hat Goethe eigentlich jemals ein Röhn-Gedicht verfasst? 😉

Die Strecke heute war übrigens angenehm ruhig. Während es auf dem Weserradweg von anderen Radlern nur so wimmelte, so dass man kaum aus dem Grüßen rauskam, war es auf dem Fuldaradweg schon etwas ruhiger, aber immer noch recht viel los. Wobei ich sagen muss, dass es um die große Stadt Kassel besonders schlimm war, denn da nutzten abends unglaublich viele Rennradfahrer und einige Mountainbiker den Fuldaradweg als Rennstrecke. Nicht schön, wenn man so gemütlich mit viel Gepäck unterwegs ist. Auf dem R2 im Sinntal schließlich sind mir kaum noch Radler begegnet. Klar, mit den ganzen Steigungen ist das ja auch nicht jedermanns Sache, und deutlich abgelegener und ländlicher ist es auch. Es ist z. T. sogar so wild, dass es nicht mal geeignete Feld- oder sonstige Radwege gibt. Größere Teile die Berge rauf und runter mussten daher auf der Straße gefahren werden, aber ich bin mit leuchtend gelbes Taschen und – auch bei Tag – immer vorne und hinten mit Licht fahrend, sehr gut zu sehen, so dass es keine echten Probleme mit Autos gab. Nur zwei-/dreimal mussten hinter mir Autos oder auch mal ein LKW voll in die Eisen steigen, weil sie eigentlich Schwung hatten zum Überholen, dann aber wegen Gegenverkehr kurzfristig doch nicht konnten. Da brauchte ich manchmal schon gute Nerven, aber ich habe die herannahenden Autos und LKWs immer ganz gut in den beiden Spiegeln beobachten können und hätte – wenn es brenzlig geworden wäre – zumindest noch versuchen können auszuweichen. War aber nie richtig nötig. Nur als ein großer LKW dicht hinter mir die Bremsung hinlegte, habe ich doch mal nach rechts rüber gezuckt. Sicher ist sicher. 😉

In den Vorgärten entdeckt man übrigens immer mal wieder liebevolle Accessoires. Mein persönliches Highlight heute war das Blumen-Dreirad. Tolle Konstruktion!

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Wetter: Gestern war es ja schon warm, aber heute wieder volle Sonne und dazu noch die Steigungen. Daher war schon um 16:15 Uhr und nach nur 63,5 km der erste 3 Liter Trinkbeutel leer und musste gewechselt werden. So brauchte ich also erstmalig die Reserve auf der Tagesetappe.

Um kurz nach 18 Uhr erreichte ich den Campingplatz Gemünden am Main, welcher allerdings nicht am Main liegt, sondern an der nur wenig später in den Main mündenden Fränkischen Saale. Genau genommen liegt der Campingplatz (und das angrenzende Freibad) auf einer Saaleinsel gegenüber der Stelle, wo die Sinn in die Saale mündet. Der Campingplatz ist übrigens prima. Mit 11 € für 1 Person mit Zelt zwar keiner von den ganz günstigen, aber unbegrenzt Duschen ist dafür schon im Preis inbegriffen. Die machen hier also die Unsitte, für jedes Duschen 50 Cent (oder so) extra zu verlangen und die Duschzeit auf 3, 5 oder 7 Minuten zu begrenzen zum Glück NICHT mit. Duschen soll zwar in erster Linie sauber machen, ist für mich aber nach einem langen verschwitzten Tag auf dem Rad auch ein bisschen Entspannung, aber man kann sich nicht entspannen, wenn die Uhr läuft und man jederzeit damit rechnen muss, dass das Wasser unwiderruflich stoppt oder zumindest kalt wird. Auch, wenn 5 Minuten eigentlich ausreichend sind, um sauber zu werden, erzeugt allein der Gedanke an die Zeitbegrenzung bei mir Stress und das ist das Gegenteil von Entspannung. Daher kann ich diesen Campingplatz nur wärmstens empfehlen. Die haben sogar einen großen Waschraum mit mehreren Waschmaschinen und vielen Wäscheständern, so dass man seine Sachen prima im Sanitärhaus trocken lassen kann. War bei mir nicht nötig, weil ich das ja gestern schon in der Jugendherberge erledigen konnte, aber so eine Ausstattung hier ist echt klasse; insbesondere für Radreisende. Wenn ich gewollte hätte, hätte ich sogar noch kostenlos ins angrenzende Freibad gehen dürfen, aber dafür war es mir schon zu spät. Und sie haben auch ein einfaches Restaurant im Haus mit drin. Das habe ich heute mal genutzt, weil meine Vorräte über das Wochenende aufgebraucht wurden und ich heute auf der Route keinen Supermarkt an der Strecke gefunden habe. Da ich mich heute Abend nicht nur von Bifi Roll und Butterkeksen ernähren wollte (Notration), habe ich mir eine Currywurst mit Pommes gegönnt und dazu zwei Radler, weil ich ja tagsüber keins bekommen habe, denn Tankstellen mit Shop gab es auf der Strecke ebenso wenig. => Dicke Empfehlung für diesen Campingplatz.

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Letzer Blick auf die Fulda.

Das war jedenfalls mal wieder ein sehr erfolgreicher Tag. Die Fulda hinter mir gelassen (siehe Foto), die ersten richtigen Bergetappen relativ problemlos bewältigt, d.h. keine körperlichen Probleme damit, nur die Geschwindigkeit ist dann halt niedrig, das Sinntal durchfahren und den Main erreicht (naja, fast). Auf der Fahrt gar nicht bemerkt, aber ich habe nach Schleswig-Holstein, Niedersachen, (kurz) Nordrhein-Westfalen und Hessen nun das fünfte und letzte Bundesland meiner Nord-Süd-Deutschlandtour erreicht, nämlich Bayern. (Nachtrag: Stimmt gar nicht, es wird auch noch kurze Abstecher nach Baden-Württemberg geben. Somit durchfahre ich sogar sechs Bundesländer!) Der Gesamtkilometerstand liegt jetzt schon bei 901 km. Somit habe ich schon knapp 2/3 der Strecke absolviert! Wow, ich fand, das ging ziemlich schnell. Für mich ist die Zeit jedenfalls gerast, denn die Tage sind so vollgepackt, dass keinerlei Zeit für Langeweile bleibt. Immer ist man beim Abbauen/Einpacken, beim Fahren auf dem Rad, beim Aufbauen/Auspacken, bei der nötigen Körperpflege, beim Essen, Bloggen und schließlich Schlafen. Und jeder Tag ist so voll mit Eindrücken und neuen Erfahrungen, dass es im Rückblick schwerfällt, das alles sortiert zu bekommen. Außerdem ist es eine interessante Erfahrung, wenn man morgens noch nicht weiß, wann und wo man was zum Essen findet und wo man abends schlafen wird. Natürlich habe ich morgens einen groben Plan im Kopf, wo ich mindestens und idealerweise hin möchte, aber aufgrund äußerer Einflüsse klappt das eben oft so nicht. Da muss ich meine selbstgemachte Etappen-Liste mit potentiellen Unterkünften wälzen und überschlagen, was ich schaffen könnte. Die ursprüngliche Idee, einfach bis 16 oder 17 Uhr zu fahren und dann den nächstbesten Campingplatz zu nehmen, scheitert schon allein daran, dass es immer wieder auch Etappen gibt, da kommt für 50 km kein einziger Campingplatz. 50 km sind aber gut 4 Stunden Fahrt. Viel später als 18 Uhr sollte man aber nicht am Campingplatz ankommen, wenn man das Zelt aufbauen und Essen kochen noch im Hellen machen möchte. Die Duschen finde ich dann auch im Dunkeln. Das ist das geringere Problem.

Und wie üblich noch der Track, wobei die Karte gut zeigt, dass auf der ganzen Strecke an der Sinn zwischen Fulda und Gemünden keine größeren Orte sind:

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PS: Da mein Notebook einfach nicht mehr richtig online gehen will, habe ich jetzt mal versucht, die auf dem Notebook erstellten bzw. erarbeiteten Artikel und Bilder per Bluetooth vom Notebook auf das Smartphone und von da dann in den Blog hochzuladen. Ist zwar ein bisschen lästiger, aber WordPress kriegt die Artikelbearbeitung  auf dem kleinen Handy-Display erstaunlich gut hin. Bravo. – Somit sind jetzt alle bisherigen Tage veröffentlicht. – Seht mir gelegentliche Tipp- und Satzstellungsfehler bitte nach. Es wurde manchmal spät. [Tina: Die Korrektur wird meine liebe Frau übernehmen, sobald sie die Blogeinträge findet. ;-)]

Sonntag, 11.09.2016:

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Campingplatz Rotenburg an der Fulda kurz vor dem Aufbruch am Morgen; nur noch Zelt abbauen und Fahrrad beladen. Im Vordergrund: hochgelegter Stromkasten (Hochwasserschutz). Im Hintergrund (hinter den Bäumen): die Fulda.

Da es gestern wieder später wurde als geplant, habe ich mir heute Morgen eine halbe Stunde länger gegönnt. Wecker auf 7:30 Uhr, Abfahrt dann um 9:40 Uhr. Nicht gerade ein neuer Rekord, aber immerhin. 😉

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Sonne hinter morgentlichem Hochnebel.

Als ich losfuhr tauchte der Morgennebel noch alles in einen stillen Schleier und die Sonne war nur zu erahnen… aber mit ihrer immer noch großen Kraft vertrieb die Sonne den Nebel recht schnell, so dass es schon bald sehr warm wurde.

In Bebra habe ich zunächst den Bahnhof gesucht und gefunden, weil ich dort zu Recht einen Hotspot gesucht habe, um noch einmal zu probieren wieder mit dem Notebook ins Internet zu kommen. Gefunden habe ich dann einen Telekom-Hotspot, den ich gratis nutzen kann, weil mein DSL-Vertrag das beinhaltet. Da es mit einem manuellen Connect nicht klappte, habe ich sogar extra noch die Telekom-Anwendung zum Verbindungsaufbau mit dem Handy heruntergeladen. Es waren nur 14 MB oder so, so dass es mit LTE rasend schnell ging. Dann musste ich die Installationsdatei jedoch per Bluetooth aufs Notebook schicken, was quälend langsam war und eine gefühlte Ewigkeit (mehrere Minuten) gedauert hat. Als es dann endlich soweit war, habe ich das Programm installiert und es konnte auch mit meinen Login-Daten erfolgreich eine Verbindung aufbauen, d.h. wie schon bei Tethering klappte die WLAN-Verbindung, ich hatte eine IP-Adresse, ein Standardgateway und einen DNS-Server der funktioniert. “ping www.google.de” ging, aber jeder Zugriff per Webbrowser nicht. Zum Mäusemelken! – Nein, ich habe keinen Proxy eingetragen. Sonst noch Ideen?

Als ich hier dann zum wiederholten Mal entnervt aufgegeben habe, suchte und fand ich eine Bäckerei, aber die verkauft sonntags nur trockene Brötchen, d.h. ohne Belag. 🙁 Tja, wenn sie mein Geld nicht wollen, dann trag ich’s eben mal wieder zur Tankstelle (diesmal war es JET mit einem Spar Express Shop drin), wo es sehr leckere belegte Brötchen mit guter Auswahl gab. Das eine mit Frikadelle hab ich als – wie üblich – verspätetes Frühstück sofort gegessen, das mit Kochschinken für später aufgehoben. Durch die gekühlten Getränke blieb das in der leichten Kühltasche trotz der Temperaturen bis zum Nachmittag ausreichend frisch. – Als ich von der Tankstelle aufbrach, hatte ich zwar “schon” knapp 10 km auf dem Tacho, äh, GPS, aber eigentlich ging es dann erst so richtig los. Die weitere Fahrt war schön. Zwar ging es immer mal wieder etwas rauf und runter, aber man gewöhnt sich dran, und hier in der Gegend geht es aufgrund der Topologie leider nicht anders. Und leider kann es nicht immer einen Radweg direkt am Fluss geben, was natürlich ideal wäre.

Von Bebra ging es dann weiter Richtung Bad Hersfeld. Kurz vor Bad Hersfeld lag mitten in der Walachei ein großes DHL-Verteilzentrum. Hmm, hat nicht Amazon eine Niederlassung in Bad Hersfeld? Na, wenn das mal nicht zusammenhängt…

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Wenig später wurde ich vor die Wahl gestellt, friedlos zu werden, äh, nach Friedlos zu fahren… oder eben doch weiter nach Bad Hersfeld. Ich habe mich für letzteres entschieden und bin weiter auf dem D9 aka R1 aka Fuldaradweg gefahren. Nicht nur bis Bad Hersfeld, sondern auch bis Schlitz und weiter… War wohl besser so.

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Ungefähr drei Stunden nach dem Frühstück bzw. 52 km nach dem Start gönnte ich mir die Mittagsrast auf einer Bank im Schatten (wichtig!) sowie das zweite Brötchen und ein Radler. Die Pause sollte aber nicht allzu lange dauern, da ich ja noch was schaffen wollte.

Übrigens stehen hier manchmal auch einfach so Türme in der Gegend rum. Nein, ok, es war nur der eine, aber das sah schon irgendwie kurios aus. Mich würde interessieren, was da früher mal stand. – Geht das mit dem Zeitreisen eigentlich jetzt? Doc Brown, Marty McFly, könnt Ihr mich mal kurz abholen?

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(Nachtrag: Genau diesen Turm aus fast gleicher Perspektive hat die Tagesschau vom 18. Mai 2017 gezeigt.)

Heute war mit Sicherheit der heißeste Tag meiner bisherigen Tour, denn ich habe erstmalig – zusätzlich zu Cola und Radler, was zusammen ein Liter ist – auch eine 3-Liter-Trinkblase schon während der Fahrt um 16:30 nach nur 74 km komplett geleert. Bisher war meistens noch ein kleiner (oder größerer) Rest drin, den ich abends getrunken habe. Nach der Tour habe ich sicher auch schon wieder mindestens 1,5 Liter in mich reingekippt. Insgesamt habe ich heute am Tag also sicher wieder 5,5 Liter oder sogar noch etwas mehr getrunken. Bei Sonne und Bewegung schwitzt sich eben ganz schön was weg.

Mein Ziel für heute war, mindestens bis Fulda zu kommen und das habe ich auch geschafft. Übrigens, für die, die es noch nicht wussten: Fulda liegt doch tatsächlich, man glaubt es kaum… tadaaa… an der Fulda! Nein, wie, oh, doch! 😉

Leider gibt es hier in und um Fulda keine Campingplätze, jedenfalls haben weder OpenStreetMap noch Tante Google was Passendes ausgespuckt. Ich hätte mich also entscheiden müssen, entweder schon deutlich früher Feierabend zu machen (das wollte ich nicht) oder ein recht großes Stück weiter fahren zu müssen (was wieder seeehr spät geworden wäre; auch blöd!). Aber in Fulda hatte ich eine Jugendherberge auf der Liste, welche sogar recht nah an meiner Route lag. Leider jedoch – wie ich dann feststellen musste – ein gutes Stückchen den Berg hoch. Naja, was soll’s. Zur Sicherheit hatte ich kurz vor Fulda schon mal bei der Jugendherberge angerufen und gefragt, ob noch ein Zimmer für mich frei sei, was bejaht wurde. (Gestern hatte ich prophylaktisch schon mal in der Jugendherberge in Bad Hersfeld angerufen, weil ich da noch dachte, dass ich so weit kommen könnte, ging dann aber aufgrund der Radprobleme nicht, aber die waren schon komplett ausgebucht. Naja, es kam dann ja eh alles anders… – Aber vorher anrufen ist auf jeden Fall eine gute Idee.)
Ich hatte für mich (und die Familie) ja extra Jugendherbergsausweise besorgt, damit ich diese Option auch habe, was sich jetzt ausgezahlt hat. 🙂

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Meine Wäscheleine im Jugendherbergszimmer; die Socken und Unterwäsche, die an den Wäscheklammern rechts hingen, sind schon abgenommen und verpackt.

Luxuriöserweise habe ich ein Einzelzimmer für 32,- € gebucht, weil ich ja sonst auch immer ein Einzel”zimmer” im Zelt habe. 😉 Jetzt sitze ich in einem Zimmer mit zwei Doppelstockbetten und kann mir aussuchen in welchem der vier Betten ich schlafe. Ein eigenes WC sowie Bad mit Dusche habe ich auch auf dem Zimmer. Luxus pur! Das bin ich von Campingplätzen nicht gewöhnt. So habe ich die Gelegenheit gleich genutzt und mal wieder in Ruhe Haare und Bart getrimmt, wo ich doch ein Badezimmer mit Steckdose und Dusche für mich alleine habe. Und als krönenden Abschluss konnte ich sogar ohne Extrakosten meiner Wäsche waschen, was eh langsam mal wieder Zeit wurde. Ich habe zwei Saugnäpfe, eine Wäscheleine und einige leichte Mini-Reisewäscheklammern dabei, so dass ich die Sachen zum Trocknen in meinem Zimmer aufhängen konnte. Morgen kann ich dann direkt in die Klamotten von der Leine steigen und den Rest für die nächsten Tage einpacken. Super, so verliere ich nicht wieder einen halben Tag für die Wäsche. – In die Wäscheleine habe ich auf einer Seite in gewissen Abständen einige Knoten gemacht, damit die Kleiderbügel an den Knoten hängenbleiben und nicht alle in der Mitte zusammenrutschen, da die Wäscheleine aufgrund des Gewichts doch etwas durchhängt.

Nachdem ich dann also das Zimmer bezogen, mich gepflegt und geduscht habe, wurde also erstmal die Wäsche reingeschmissen und dann draußen im Sitzbereich mit dem Trangia gekocht. Heute gab’s Nudeln mit Pilzsoße und dazu ein Bifi aus dem Vorrat, da ich ja heute, am Sonntag, nicht einkaufen konnte. Obwohl, naja, vielleicht hätte ich im Tankstellen-Shop was bekommen, aber da habe ich gar nicht erst nachgeschaut, weil ich ja ausreichend versorgt war.

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Das Loch rechts ist von mir; die anderen Schäden waren vorher schon drin.

Übrigens, aus recht dünnem Plastik geflochtene Tische eignen sich NICHT als Unterlage für den Traniga. Also, die Wärmeabstrahlung des Trangia nach unten ist recht gering, weil der Brenner selbst ja Abstand vom Boden hat und die Flamme nach oben geht. Jedenfalls habe ich schon zuhause auf einem Kunstoff-Gartentisch und auf Campingplätzen auch auf recht trockenem Gras und sogar auf der Baumarktplane, die ich als Unterlage für’s Zelt nehme, gekocht. Alles ohne Probleme, aber ich wunderte mich dann eben doch, dass unten im Windfang kleine Flammen erschienen, wo keine hingehören. Es war aber nicht die Brennerflamme, sondern der Kunststoff, der sich wohl selbst entzündet und ein kleines Loch hineingebrannt hatte. Die Flamme ließ sich leicht auspusten. Ich habe dann auf dem Steinboden weitergekocht. Mit Zelt koche ich ja auch immer am Boden. Der Tisch hatte auch schon ein paar andere kleinere Löcher. Also besonders stabil scheint das Teil eh nicht zu sein, aber… dass der direkt anfängt zu brennen, obwohl er keinesfalls direkt mit einer Flamme in Kontakt gekommen sein kann, hat mich doch sehr verwundert. Ich habe das mal gemeldet, aber die DJH-Angestellte wusste jetzt auch nicht, was sie mit der Info machen soll. Morgen früh sei der Chef wieder da. Naja, schauen wir mal, ob da noch was nachkommt. Meine Kontaktdaten haben sie ja und ich hoffe mal, dass notfalls die Haftpflicht einspringen würde. Shit happens… 😉

Und wie üblich noch der Track:

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Samstag, 10.09.2016:

Gestern bin ich ja nach den 123 km recht spät am Campingplatz angekommen und daher hat sich auch alles andere entsprechend verschoben. Daher habe ich den Wecker mal auf 8 Uhr gestellt und den Morgen etwas ruhiger angehen lassen. Abfahrt somit erst gegen 10:30 Uhr, aber was soll’s. 😉

Auf geht’s, weiter die Fulda rauf. Die nächste Bäckerei auf meiner Route war in Melsungen, was aber noch ein ganzes Stück zu fahren war. Die normale Route, d.h. mein D9 bzw. aktuell der Fuldaradweg, welcher hier in Hessen R1 heißt, führt meist schön nah an der Fulda, aber eben nicht an passenden Geschäften vorbei. Wie so oft fand ich zuerst eine Tankstelle und holte dort zumindest schon mal die gekühlten Getränke. Leider waren die Brötchen in dieser Tankstelle nicht so berauschend, so dass ich verzichtet und weitergesucht habe. Kurz danach fand ich dann eine Bäckerei in einem Supermarkt, der “tegut” heißt. Das scheint eine Kette zu sein, denn den gleichen Supermarkt fand und nutzte ich später auch in Rotenburg an der Fulda. Allerdings muss das wohl eine lokale Kette sein, denn bei mir zuhause im Rheinland kenne ich die nicht. Von der Größe und Ausstattung würde ich die mit Edeka vergleichen. Nun ja, das erste Brötchen des Tages wurde dann jedenfalls beim Rausrollen aus der Stadt auf dem Rad vertilgt. Da die Bedienung zwar gesagt hatte, sie würde Butter drauf tun, stattdessen aber wohl doch (auch?) Remoulade verwendet hat, musste ich jedoch auch mal anhalten, um das ganz vorsichtig zu essen, damit nichts kleckert. Dieses “Früh”stück bzw. eher “Spätstück” gab’s also heute erst nach 12 Uhr.

Notiz an mich selbst:
In Bäckereien unbedingt drauf bestehen, dass nur(!) Butter verwendet wird und keine(!) Remoulade.
Habe ich bisher immer vergessen dazuzusagen, aber gefragt haben sie auf meiner bisherigen Tour noch nie. 🙁 Bei meiner Stammbäckerei in Aachen-Haaren fragen sie normalerweise. Das finde ich besser. – Es schmeckt ja super mit Remoulade, aber es kleckerst eben leider auch ziemlich.

Fluss: Anfangs sah man fast keinen Unterschied zwischen der Weser und der Fulda, was wohl aber auch daran lag, dass es eine Reihe von Staustufen gab, die die Fulda tiefer und breiter aussehen machten als sie eigentlich ist. Mittlerweile gibt es keine Staustufen mehr und die Fulda ähnelt in Breite und Tiefe der Rur (die ohne “h”) bei Düren oder Jülich.

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Das positive Highlight des heutigen Tages war die Überquerung der Fulda. – Was? Diese Flußüberquerungen mache ich doch andauernd und fahre mal auf der rechten und mal auf der linken Seite. Stimmt, aber bisher gab’s immer Brücken, diesmal nur eine schwebende Seilzug”fähre” mit Handbetrieb! Als ich eintraf, verließ gerade eine Gruppe von Radfahrer, die wohl in zwei Gruppen fahren musste, da maximal 4 Personen und 4 Fahrräder zugelassen sind, die “Fähre”. Praktischerweise war die Gondel damit immerhin schon mal auf der richtigen Seite. Ich habe mein Fahrrad vorsichtig hineingeschoben (es passte so gerade), die Türen geschlossen und dann fing das Kurbeln an. In der “Bedienungsanleitung” stand, dass zwei Leute kurbeln sollen, aber ich war allein, also wurde auch allein gekurbelt. Sonst sind ja immer nur die Beine aktiv, aber jetzt mussten die Arme mal ran. Meine Beine sind allerdings gut trainiert und können ohne Probleme den ganzen Tag lang viele Stunden in die Pedale treten. Die Arme dagegen waren froh, als einige Minuten später die Anlegestelle auf der anderen Seite erreicht war. Es ist übrigens schon irgendwie ein… äh, sagen wir mal… interessantes Gefühl, so allein mitsamt Rad mitten über dem Fluss zu schweben… mit nichts unter einem als einem Metallgitter. Es machte zwar alles einen neuen, stabilen Eindruck, aber ich habe schon kurz überlegt, was ich mache, wenn der Korb mit mir und Rad doch ins Wasser fallen sollte. Sicher ist sicher… 😉

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Um 14:30 die erste richtige Pause mit auf einer Bank sitzen, (zweites) Brötchen essen und Radler trinken.

Ich bin von meinem Liegedreirad (Trike) immer noch total begeistert, da man damit einfach sehr bequem reisen kann und es sich gut anfühlt, damit zu fahren. Der Spaßfaktor ist einfach höher als beim normalen Rad. So ein bisschen Go-Kart-Feeling umschreibt es vielleicht am besten. Und dennoch hat mein Rad heute leider auch das negative Highlight gesetzt. Schon sehr früh auf der Fahrt heute, hatte ich subjektiv das Gefühl, dass ich langsamer voran komme als sonst, was aber wohl nicht nur mit den mittlerweile häufiger und höher werdenden Bergen zu tun hat. Selbst objektiv war meine Durchschnittsgeschwindigkeit heute einige km/h niedriger als bisher. Komisch, dass sich das Rad so langsam anfühlt, aber es gab keine merkwürdigen Geräusche, die Schaltung funktionierte auch gut. Muss ich mir also irgendwie einbilden… habe wohl müde Beine nach den letzten beiden langen Etappen… dachte ich. Aber irgendwas war doch komisch. Ich bemerkte nämlich zunächst, dass die Kippgefahr in schnellen Linkskurven scheinbar höher war als sonst. Gut, normalerweise liegt das Trike ja auf der Straße wie ein Brett, wenn man’s nicht zu sehr übertreibt bzw. sich gut in die Kurven reinlehnt. Mit meiner vollen Beladung ist der Schwerpunkt deutlich höher und ich weiß, dass die Kippneigung in Kurven und bei schrägem Untergrund damit deutlich größer ist als normal. Daher fahre ich auf der Tour viele Stellen deutlich defensiver und langsamer als im Alltag mit wenig und niedriger Beladung. Es schien aber mit der Zeit schlimmer zu werden. Als ich mal anhielt, um nach dem Rechten zu schauen stand das Trike am Straßenrand, der minimal nach rechts abschüssig war, und sobald ich den Sitz verließ, fing das Trike von selbst an auf die rechte Seite zu kippen! Ich konnte es so gerade noch festhalten. Hallo? Das macht es doch sonst nicht!? Also habe ich die Ladung überprüft. Naja, ok, die Sachen scheinen schon leicht nach rechts verrutscht und rechts ist auch der schwerere Beutel mit dem Zelt usw., aber eigentlich dürfte das nichts ausmachen. Ging ja bisher auch. Wieder aufgestiegen, weitergefahren… aber bald wieder angehalten und nochmal geschaut. Ja, es hängt schon irgendwie alles nach rechts. Hmm, vielleicht doch zu ungleich beladen? Komisch, aber wer weiß. Ich habe mich dann dazu durchgerungen, die obere Schicht mit den Beuteln und dem Fahrradrucksack nochmal neu zu positionieren. Also, Spanngurte lösen, oben alles ab und in neuer Reihenfolge, d.h. mit mehr Gewicht auf der linken Seite, wieder drauf. Puh. Dann weitergefahren, aber gemerkt, dass es nicht wirklich besser geworden ist. Schließlich noch ein paar Dinge von der rechten auf die linke Seite umgeräumt, um die rechte Seite weiter zu entlasten… aber es half alles nichts. Mein eigentliches Tagesziel, an das ich mal so grob gedacht hatte, war längst aufgrund der langsamen Fahrt und der vielen Extrapausen zum Checken und Umbauen in weite Ferne gerückt. Daher habe ich beschlossen, bereits den nächsten Campingplatz in Rotenburg an der Fulda – NICHT verwechseln mit Rothenburg ob der Tauber – anzusteuern. Ein Schild verriet bald, dass es noch knapp 10 Kilometer seien. Normalerweise sind 10 Kilometer für mich nicht besonders viel, aber mit einem solchen Rad können auch 10 Kilometer ganz schön lang werden. Und es wurde immer schlimmer: Geteerte Feldwege sind oft nicht ganz flach, sondern in der Mitte etwas höher und zum Rand hin leicht abfallend. Aufgrund meiner Schräglage, was es noch ganz OK, in der Mitte zu fahren, besser noch auf der linken Seite, damit die hängende Radseite auf dem etwas höheren Mittelteil des Weges fährt, aber das geht natürlich nur, wenn kein Gegenverkehr kommt. Bei Gegenverkehr musste ich mit dem ohnehin schon nach rechts hängenden Rad auch noch auf die leicht nach rechts abfallende Wegseite. Das wurde so schlimm, dass dann das Hinterrad hörbar stärker radierte und ich mich auf dem Sitz extraweit nach links auf die Kante setzen musste, was auf Dauer nicht so angenehm ist. 5 km vor Rotenburg – es wurde immer schlimmer – beschloss ich, nochmal zu halten und mal genau zu schauen, ob nicht vielleicht irgendwas am Rahmen gebrochen oder verbogen war. Da glaubte ich zwar nicht wirklich dran, da der Rahmen eigentlich sehr stabil gebaut ist, aber es konnte einfach nicht mehr nur an ungleicher Beladung liegen. Aufgrund des ganzen Gepäcks hat man keinen guten Einblick, aber als ich mich dann mal hinter mein Rad gelegt habe, sah ich sofort das Problem. Nichts gebrochen, nichts verbogen… sondern verdreht! Dazu muss man wissen, dass das Wild One von Steintrike bzw. Bike Revolution quasi aus zwei Teilen besteht. Das Vorderteil mit den Radaufhängungen rechts und links, dem Kurbelmast etc. und das Hinterteil mit der Hinterradgabel und dem Gepäckträger. Die Basis der beiden Teile sind Metallrohre, die ineinander gesteckt und mit zwei Schrauben verschraubt bzw. durch Zusammenziehen des äußeren Rohres verklemmt werden. Genau um diese Achse hatte sich jetzt das Hinterteil nach rechts verdreht. Vermutlich erst nur ein bisschen und dann nach und nach immer mehr. Klar, wenn einmal ein klein wenig Schrägstand da ist, machen die Gepäcklast und sonstige Belastungen beim Fahren das übrige. Also blieb mir nicht anderes übrig, als alles Gepäck abzuladen, die Packtasche, in der das Werkzeug ist, auszuräumen, denn das schwere Werkzeug ist natürlich ganz unten in der Tasche. Für kleinere Malheurs habe ich Ersatzschlauch, Flickzeug, Pumpe etc. und ein Multitool im direkten Zugriff im Fahrradrucksack, der leicht zugänglich oben drauf befestigt ist, aber hier brauchte ich einen recht dicken Inbus-Schlüssel, den ich nicht immer griffbereit haben muss. Nachdem das ganze Gepäck weg war, sah man die Bescherung auch endlich richtig deutlich; siehe Foto unten. Nun, dann also Fahrrad auf die Seite gelegt, die beiden Schrauben gelöst, Rad zurückdrehen und alles richten und zuletzt die Schrauben wieder – so fest wie möglich – anziehen. Natürlich zum wiederholten Male Gepäck draufpacken, Gurte spannen usw. – Die letzten 5 km nach Rotenburg an der Fulda, liefen dann endlich wieder ganz wunderbar. SO macht Trikefahren wieder Spaß. Aber die 40 km davor waren echt schlimm. Ich frage mich natürlich, warum ich das Problem nicht früher erkannt habe. Nun, erstens hatte ich das Problem zuvor noch nie. Zweitens lief das Rad ja mit gleicher Beladung am Vortag noch perfekt, denn sonst wären die 132 km nicht möglich gewesen. Drittens konnte man den Schiefstand durch das viele Gepäck darüber und daneben nicht so leicht erkennen. Viertens sind mir keine merkwürdigen Geräusche aufgefallen. Weder das Verdrehen der Rahmenrohre noch die wegen des schiefen Hinterrades sicher auch leicht verdrehte Kettenführung, die zum schwereren Treten beigetragen haben könnte, haben besondere Geräusche gemacht. Jedenfalls keine, die mir aufgefallen sind. Naja, egal, jetzt weiß ich was es war. Die Frage ist noch, warum es passiert ist, wenn’s vorher so lange gut gegangen ist. Da bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich erinnere mich, dass ich mich heute Morgen beim Zusammenpacken – entgegen meiner sonstigen Gewohnheit – einmal leicht auf den Gepäckträger gesetzt habe. Nicht mal mit vollem Körpergewicht, aber vielleicht ist dabei schon was passiert? Ansonsten könnte ich mir noch vorstellen, dass die besonders rasante, da steile und leicht kurvige Abfahrt relativ früh heute Vormittag, auf der ich ohne Treten über 60 km/h erreicht habe, vielleicht bei der schweren Beladung des Guten etwas zu viel war? Wer weiß… – Ich gehe jedenfalls davon aus, dass ein minimaler, anfänglicher Schrägstand schon ausgereicht hat und die Gepäcklast in Verbindung mit Kurvenfahrten es dann nach und nach verschlimmert hat.

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Wetter: Leider wieder etwas Morgentau auf Wiese und Zelt heute Morgen, aber dann war den ganzen Tag Sonne pur. Insofern war heute die komplette Strecke ein

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Leider gab’s relativ wenige schattige Abschnitte und an Steigungen machte mir vor allem der fehlende Fahrtwind zu schaffen, aber ich fahre lieber in der Sonne (und schwitze und trinke entsprechend viel) als bei Regen. Insofern ist gerade alles super mit dem Wetter. Zum Glück soll es wohl auch noch eine Weile so weitergehen. Das wäre prima. 🙂

Der Rest des Tages in Kurzfassung, da eigentlich wie immer:
Abendessen kaufen, Campingplatz aufsuchen, Zelt aufbauen, Essen kochen, Essen, Abspülen, Duschen (inklusive!), Bloggen, Schlafen. (Hoffentlich, denn die Bahn ist recht nah und es fahren viele Güterzüge. Hoffentlich nachts keine oder zumindest deutlich weniger. – Nachtrag: Alles OK, ich konnte gut schlafen und habe nachts, vielleicht auch Dank der Ohrstöpsel und meiner Müdigkeit, keine Güterzüge mehr gehört.) – Insgesamt einer der günstigsten, aber dennoch sehr schönen, gut gepflegten und freundlich geführten Campingplätze. Dies war übrigens der einzige Campingplatz auf der ganzen Reise, der auf der Preisliste offiziell “Strom für ein Zelt” aufgeführt hat, was aber mit 60 Cent sehr günstig war. So war die Übernachtung trotz der Stromkosten immer noch günstiger als die meisten anderen Campingplätze, wo ich den Strom gratis bekommen habe. => Empfehlenswert!

Und wie üblich noch der Track:

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