Donnerstag, 08.09.2016:

Genau 100 km heute; Punktlandung würde ich sagen. 🙂 Geht also doch noch. Ich muss nur früh genug wegkommen. Und das hat heute prima geklappt. Wecker wieder auf 7 Uhr und Abfahrt weniger als 2 Stunden später (ein paar Minuten vor Neun). In der Zeit war diesmal nicht nur packen, Zelt abbauen und Fahrrad satteln dabei, sondern – vor dem Beladen – auch noch Fahrrad reparieren; d.h. eigentlich wäre ich sogar noch etwas schneller gewesen. Vielleicht lag es daran, dass es heute Morgen auf dem Campingplatz in Rinteln – direkt am Doktorsee (der heißt wirklich so!) und unweit der Weser – kein bisschen Morgentau gab! Also keine nassen Füße beim Schlurfen über die Wiese und vor allem kein nasses Zelt! Ich bin echt begeistert. Da hat das Zeltabbauen auf jeden Fall mehr Spaß gemacht und ging deshalb vermutlich auch schneller. Direkt nach dem Start fand ich in Rinteln einen Bäcker, so dass ich die nächsten Stunden regelmäßig Nahrung (= Energie) nachfüllen konnte. So ging die Fahrt heute also bei bestem Wetter recht vergnügt los.

Kurz nach 10 Uhr sah ich dann was Interessantes am Wegesrand, genauer auf der Weser am Ufer, nämlich ein großes Floß. Da eh Zeit dafür war, habe ich das für eine Frühstückspause genutzt und ein paar Fotos gemacht. Andere Zuschauer sagten mir, dass das Floß gestern angelegt habe, was wohl ein recht schwieriges Manöver gewesen sei. Jetzt schienen die Vorbereitungen auf die Weiterfahrt zu laufen, aber da es leider nicht danach aussah, dass das in Kürze geschieht, bin ich dann weitergefahren. Die Ausstattung war jedenfalls toll. Ein überdachter Sitzbereich mit Biertischen und Bänken, eine überdachte Kombüse, eine Feuerstelle usw. Die DLRG war auch mit einem Boot vor Ort, aber seht selbst:

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Die wohl bekannteste Station meiner heutigen Etappe ist Hameln. Ich habe – wie geplant KEINE Sightseeingtour gemacht, aber was so am Wegrand liegt, nehme ich natürlich mit. Ein Rattenfänger ist mir zum Glück nicht begegnet; außer auf dem Schild eines Hotels. Ansonsten scheint in der Stadt wirklich alles auf diese Legende aufgebaut zu sein. So gibt es z. B. eine Rattenfängerhalle und die Begrüßung und Verabschiedung sahen so aus:

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Weiter auf dem Weg sah ich überraschenderweise ein in Betrieb befindliches Atomkraftwerk an der Weser. Ein vorbeiradelnder älterer Herr erklärte mir, dass das das AKW Grohnde sei. Niedersachens jüngstes AKW mit einer Laufzeit bis 2022. – Mir war nicht mal der Name bekannt. Scheinbar hat es da weniger Pannen und Proteste gegeben als bei anderen Meilern, so dass das AKW weniger/nicht in den Nachrichten auftauchte!?

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Dann habe ich ewig lange nach einer Bank im Schatten Ausschau gehalten, um Mittagspause zu machen, aber auf dem Streckenabschnitt gab’s einfach nix Vernünftiges. Wenn denn mal eine Bank da war, dann in der prallen Sonne. Das wäre heute aber nicht auszuhalten gewesen. Durch den Fahrwind war’s auf dem Rad gerade noch erträglich, aber wehe man kommt zum Stillstand oder muss auch nur langsam eine Steigung hoch. Die Steigung ist dann gar nicht das Schlimmste, sondern der fehlende Fahrtwind bei dem geringen Tempo. Mit meinem sehr voll beladenen Rad komme ich Steigungen nur im Schneckentempo hoch; dafür bin ich bei Abfahrten der King und kann dann gelegentlich sogar wieder Pedelec-Fahrer ein- und überholen. 😉 Äh, ach ja, eigentlich wollte ich ja von der Mittagspause berichten. Die habe ich dann schließlich am Wegesrand im Schatten einiger – ebenfalls in dem Bereich sehr seltenen – Bäume gemacht: wie üblich zweites Brötchen und der Rest der Cola. Da es keine Bank gab und mein Liegerad ohnehin sehr gemütlich ist, bin ich einfach sitzen geblieben und habe den Kopf abgelegt auf dem wasserdichten Beutel mit dem Schlafsack. Sehr weich und bequem. Am liebsten hätte ich die Augen einfach zu und einen Mittagsschlaf gemacht, aber dafür war die Stelle dann leider doch etwas zu belebt; außerdem wollte ich ja heute mal wieder Strecke machen und Kilometer sammeln.

In Bodenwerder fand ich an der Strecke einen REWE mit Getränke-Markt dabei, so dass ich gekühltes Radler (diesmal musste ich also nicht zur Tanke!) sowie im “normalen” Markt noch eine Dose Linseneintopf für’s Abendessen sowie ein Pack Bifi Roll zum Auffüllen der Notreserven kaufen konnte.

Heute war es echt warm, denn die Sonne hat von morgens bis abends geschienen, was grundsätzlich natürlich schön ist. Daher habe ich heute aber auch mindestens 5,5 Liter getrunken, davon mindestens 3,5 Liter Leitungswasser aus meinem Trinksystem, aber Pinkelpausen waren extrem rar. An solchen Tagen verdunstet das meiste einfach…

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Figuren am Weseruser in Holzminden

Über Holzminden (siehe Foto) ging es dann nach Höxter, wo für mich dann für heute Schluss sein sollte. Dieser letzte Streckenabschnitt war übrigens fazinierend, denn es kam mir eigentlich fast die ganze Zeit so vor, als ob ich leicht abwärts fahren würde, aber die Weser war nicht weit und ich fuhr ja weiterhin die Weser flußaufwärts. Also, wenn die Weser jetzt nicht plötzlich Berge rauffließen kann, kann das eigentlich nicht sein.. aber dann war das irgendwie eine verdammt gute optische Täuschung. Dabei lief das Rad auf der Schlussetappe gefühlt auch etwas leichter… komisch. – Nein, ich glaube nicht, dass ich einen Sonnenstich habe, da ich immer meine Kappe trug und ja bekanntlich genug getrunken habe. Bis dahin auch nur ein Radler. Das kann es also nicht sein. 😉

Die erste Unterkunftsmöglichkeit (Zelten beim Weser Aktivhotel Corvey), welche noch etwas vor dem Stadtkern von Höxter liegt, hatte heute aber leider nicht offen, so dass ich ein paar Kilometer weiter bis ins Zentrum von Höxter radeln und dort die Weserbrücke überqueren musste, um auf den Platz “Wesercamping Höxter” zu gelangen. So habe ich die 100 km heute doch noch so gerade eben erreicht. Danke nochmal an die geschlossene erste Unterkunft. 😉

Dann wie üblich schnell das Zelt aufbauen, was kochen, essen und natürlich duschen. Praktischerweise hat dieser Campingplatz nicht nur eine Waschmaschine, wie die meisten, sondern auch einen Wäscheständer im Waschraum. Daher habe ich mir noch schnell die nötigen Münzen für die Waschmaschine geholt und meine Klamotten reingeworfen. Ich denke/hoffe mal, dass die dort drinnen auf dem Ständer bis morgen früh auf jeden Fall trocken sein sollten. Für morgen habe ich eh noch frische Sachen, aber das sind dann auch die letzten für tagsüber.

Hier nochmal ein Bild vom aufgebauten Zelt mit Blick ins Innere. Das eigentliche Zelt – ein Exped Gemini II – ist hinten. Das hat natürlich ein Insekten-sicheres Innenzelt. Dazu habe ich dann noch diesen Anbau, das “Exped Outer Space“, welches recht flexibel ist und sich mit vielen anderen Zelten kombinieren lässt. Ich nutze es vor allem als Fahrradgarage (links seht ihr zumindest einen Reifen und den schwarzen Sitz), weil man Räder auf Campingplätzen nicht unbedingt in Zeltnähe anschließen kann, ich möchte es aber aus Sicherheitsgründen schon gerne in meiner Nähe haben. Zusätzlich kommen auch alle meine Taschen gut darin unter und bei Regen habe ich darin auch schon mit dem Trangia (vorne rechts) gekocht. Ich verlasse das Zelt auch immer nur über den Anbau, einfach, weil er durch den großen Bogen höher ist und man sich so schon halb stellen kann, was im niedrigeren Zelt kaum/nicht möglich ist. Das Outer Space hat zwar nochmal extra gekostet und bringt nochmal ein gutes Kilogramm Extragewicht, aber es hat sich schon jetzt für mich sehr bezahlt gemacht und ich möchte es definitiv nicht missen.

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Und wie üblich noch der Track:

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