Im September 2016 konnte ich meinen Traum verwirklichen und Deutschland einmal komplett mit dem Fahrrad durchqueren; von der dänischen Grenze bei Flensburg bis zur österreichischen Grenze bei Oberstdorf. Die reine Fahrzeit betrug 17 Tage. Hinzu kamen ein Tag Vorbereitung/Packen, zwei Tage für An- und Abreise sowie ein Tag für eine Wanderung durch die Breitachklamm bis zur österreichischen Grenze, also insgesamt genau drei Wochen (= 21 Tage).
Zeitungsartikel in der Aachener Zeitung, Lokalteil Nordkreis, 22.11.2016, Seite 16 (auch online verfügbar)
Ausschnitt aus Artikel über den „Tag der besonderen Leistungen“ (08.03.2017) in der Baesweiler Stadtinfo vom 04.04.2017, Seite 7 (auch online verfügbar)
Den Mietwagen haben meine Frau Tina und ich gestern Abend noch bei Europcar in Aachen abgeholt. Eigentlich war ein VW Passat Kombi geplant, da ich da sicher weiß, dass mein Liegedreirad reinpasst. Bekommen habe ich dann einen Opel Insignia Kombi. Der ist zwar auch nicht gerade klein, aber sicherheitshalber hatten wir das Rad mitgenommen und haben sofort vor Ort das Rad umgeladen, um zu testen, ob es passt. Nun, offensichtlich hat der Opel einen etwas niedrigeren Laderaum, so dass zunächst der Fahrradsitz am Dach anstieß, aber zum Glück fehlte nicht viel, so dass mit etwas kräftigerem Druck doch noch alles passend gemacht werden konnte. Das Rad hat ja einiges an Federweg. *puh*
Die Fahrradtaschen und auch das Auto habe ich alle gestern schon in Ruhe gepackt, so dass es heute früh um kurz nach 8 Uhr losgehen konnte. Die Fahrt verlief prima. Auf den 623 km gab es nur zwei kurze Staus – einer bei Bremen und einer hinter Hamburg – aber die haben jeweils nur wenige Minuten zusätzlich gekostet. Mit allen Pausen habe ich daher nur ca. 7 Stunden benötigt und war schon um kurz nach 15 Uhr in Flensburg. Mit Tanken, Wagen abgeben und Fahrrad bepacken war es dann aber schon 16 Uhr, ehe ich zur dänischen Grenze gefahren bin, um das „offizielle“ Startfoto am nördlichsten Punkt meiner Tour zu machen.
Danach ging es wieder zurück in die Flensburger Altstadt in der Nähe des Hafens, wo ich über AirBnB ein schönes, kleines Zimmer gebucht hatte. Insgesamt war die Strecke 22,1 km lang und hatte immerhin ca. 150 / 170 Höhenmeter rauf und runter. In Norddeutschland ist das Land ganz flach haben sie gesagt… da gibt es keine Berge haben sie gesagt… nun, Berge vielleicht nicht, aber viele Hügel und das summiert sich ganz schön. Aber egal… so bin ich die Strecke eben recht gemütlich mit knapp über 12 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit angegangen und habe dafür 1:50 h zzgl. eine gute halbe Stunde für Pausen zum Gegend anschauen und Fotografieren gebraucht. Da hielt sich die Anstrengung in Grenzen, obwohl mich einige Hügel schon ganz gut schön ins Schwitzen gebracht haben.
Die Farben des Tracks zeigen hier übrigens die relativen Höhen auf der Strecke an: Blau für tief (hier: bis runter auf Meereshöhe = 0 m über NN) und je heller das grün, desto höher (hier: max. Höhe 54 m ü. NN).
Hinweis/Tipp: Der küstennahe Radweg von Wassersleben zum Ostseebad ist aufgrund eines Erdrutsches durch Schilder als Sackgasse markiert. Man kann aber trotzdem dort fahren, denn das Fahrrad lässt sich recht problemlos über die Abrutschung schieben.
Ich habe hier in Norddeutschland übrigens einige sehr schöne, alte Reed-gedeckte Häuser gesehen. Ein besonders schönes Exemplar ist das folgende von 1747:
In der Norderstraße in Flensburg – nur 50 Meter von meinem Zimmer entfernt – habe ich das folgende Foto aufgenommen:
Als ich vor Ort war, konnte ich mir keinen Reim darauf machen und habe immer vergessen meine Vermieterin nach dem Sinn zu befragen, aber mittlerweile habe ich herausgefunden, dass es sich um ein „Shoefiti“ handelt (-> Wikipedia). Lustig! 🙂
Nach Bezug des Zimmers und der dringend benötigten Dusche brauchte ich natürlich noch was zu essen. Wenn ich schon mal in Flensburg – also an der Ostsee(!) bin – möchte ich natürlich auch fangfrischen Ostseefisch essen. Eine vorheriger Check der Speisekarte eines in der Nähe gelegenen Restaurants förderte hauptsächlich Nordsee- und Atlantikfische zutage, was irgendwie nicht so recht zu einer Ostsee-Stadt passt. Daraufhin fragte ich meine Gastgeberin, und sie empfahl mir für wirklich guten, fangfrischen Fisch das Restaurant „Jessen’s Fischperle“ auf der gegenüberliegenden Hafenseite. Also habe ich einen kleinen Abendspaziergang um die Hafenspitze gemacht (15 – 20 Minuten) und das empfohlene Restaurant besucht. Man kann drinnen, aber auch sehr schön draußen sitzen und den Hafenblick sowie die frische Luft genießen. Blöd war nur, dass der einzige kurze, aber heftige und fast waagerechte Regenschauer genau in dem Moment kam, als ich noch das Notebook auf dem Tisch hatte, um schon mal die Bilder von der Kamera herunterzuladen, und das Essen ebenfalls schon auf dem Tisch war. Ich hatte gerade alle Sachen hektisch zusammengepackt, um sie vor dem plötzlichen Regen zu schützen, da hat der Wirt zum Glück die Markise auf der Terrasse ausgefahren, so dass einige andere Gäste und ich doch draußen bleiben und weiter essen konnten. Der Regen hörte nur wenig später genauso schnell auf, wie er gekommen war. Mein Rückweg war daher wieder trocken, so dass ich noch einige schöne Aufnahmen vom Flensburger Hafen bei Nacht machen konnte. Hier eines der schönsten:
Wettermäßig war also heute (fast) alles gut, denn sowohl die Radtour als auch die Spaziergänge waren ja trocken. 🙂