Deutschlandtour – Tag 2 – 101,7 km – Itzehoe -> Zeven
Sonntag, 04.09.2016:
Da es gestern Abend recht spät wurde, habe ich mir gegönnt, den Wecker auf 8 Uhr zu stellen. Aufgewacht bin ich sogar schon um 7:55 Uhr. Am liebsten hätte ich mich zwar wieder umgedreht und weitergeschlafen, aber es sollte ja mit der Tour weitergehen. Es hatte fast die ganze Nacht geregnet und auch am Morgen noch gelegentlich.
Ich hatte gehofft, am Tag 2 schneller zu sein mit Packen, Beladen usw… und das war ich auch, aber nur wenige Minuten, so dass ich doch erst wieder knapp 2 Stunden nach dem Wecker losfuhr. Diesmal also sogar erst um 10 Uhr, dennoch war ich vorsichtig optimistisch, die 100 km bis zum Campingplatz in Zeven zu schaffen und nicht erst wieder nach 20 Uhr anzukommen. Vorher hatte ich eh keine Unterkunft auf meiner Liste.
Von Hodorf ging es zunächst nach Glücksstadt, wo ich mir zwei belegte Brötchen und – wie gestern schon – eine kleine 0,5 l Flasche Cola geholt habe. Das eine Brötchen habe ich auf der Fähre gegessen, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Von der Zeit her war das allerdings eher ein Mittagessen statt ein Frühstück… also, ich hatte quasi ein Frikadellenbrötchen zum Brunch. 😉
Das andere Brötchen ist für später gedacht, weil – wie schon gestern – zu befürchten war, dass es unterwegs keine/kaum Orte gibt, die groß genug sind, um einen Bäcker zu haben, der noch dazu am Sonntag auf hat. Tankstellen sind auf dem Land scheinbar auch eher rar gesät. Und so war es dann auch. Daher war ich froh, ca. 2,5 Stunden später eine Rast in einem Bushäuschen zu machen und das Käsebrötchen zu essen. Weitere 2 Stunden später fand ich in Bremervörde eine Tankstelle und füllte die Energievorräte mit einem großen Twix und einem Radler wieder auf, um für die heutige Schlussetappe nach Zeven gerüstet zu sein. Natürlich kam ein zweites Radler fürs Abendessen mit. 🙂 Beim Neukauf von Getränken an den Tankstellen habe ich meist die alten, leeren Flaschen oder Dosen zurückgegeben, um Platz zu schaffen und das Pfand zurück zu erhalten.
Apropos Bushäuschen, kurz hinter Hodorf fand ich das folgende Bushäuschen. Sowas habe ich noch nie gesehen. Gemütlicher geht’s wohl kaum!
Die Fahrt mit der Elbfähre war prima. Es gab in Glückstadt eine lange Schlange mit Autos, die darauf warteten übersetzen zu können. Ich musste mich jedoch nicht hinten anstellen, sondern konnte auf dem Fuß- und Radweg bis ganz nach vorne vorfahren. Als ich ankam, war auch schon eine Fähre dabei anzulegen. Nachdem alle Fahrzeuge die Fähre verlassen hatten, konnte ich mit meinem Rad als erstes die Fähre entern.
Auf der Fähre gab es – neben dem schon erwähnten Brötchen – auch ein nettes Gespräch mit zwei älteren Herren, die wohl öfters Touren zusammen unternehmen. Diesmal zwar nur eine kurze 2-Tagestour, aber den Weserradweg kannten sie wohl auch schon. Nach der Überfahrt durfte ich wiederum die Fähre als erster verlassen. 🙂
Thema Steigungen: Gestern hat mich das ständige Auf und Ab, ja noch kräftig geärgert. Heute waren die ersten ca. 50 Kilometer fast topfeben. Die zweiten 50 km hatten zwar ein paar Steigungen und Gefälle mit drin, aber wesentlich weniger als gestern. Sehr angenehm. Auch das trug zur guten Laune bei.
Heute bin ich den ganzen Tag nur in Regenklamotten gefahren, und es hat auch immer mal wieder kurze Schauer gegeben… aber auch sonnige Abschnitte, die allerdings in den Regenklamotten eher unangenehm waren. Regensachen ausziehen war aber auch keine Option, da die nächsten dunklen Wolken nie weit waren. Die Regensachen haben sich auch super bewährt, denn bei den diversen “normalen” Schauern ist kein Regen in die Kleidung eingedrungen. – Der Härtetest in Sachen Regen für meine Ausrüstung begann dann sehr plötzlich gegen 17:15 Uhr zwischen Bremervörde und Zeven. Da hat mich eine Starkregengewitterfront erwischt, bei der es wie aus Kübeln goss, allerdings kam der Regen selten von oben, sondern meist von rechts horizontal angerauscht. Zu dem Zeitpunkt fuhr ich gerade auf dem Radweg neben der B71 und es ging eben (oder sogar leicht bergab) immer nur geradeaus, so dass ich trotz schlechter Sicht durch den Starkregen mit vollem Tempo weiterfahren konnte. Das Ziel lag ja nur noch eine Stunde entfernt. – Die Regenklamotten kamen dabei dann doch an ihre Grenzen. Alle Taschen haben jedoch perfekt dicht gehalten. Das ist ja das Wichtigste. – Nach dem kräftigen Guss kam übrigens sofort strahlender Sonnenschein raus; genau genommen sogar noch während des ausklingenden Regens, denn es gab einen schönen kompletten Regenbogen.
Als ich dann gegen 18:30 Uhr endlich auf dem Campingplatz Sonnenkamp in Zeven ankam, war natürlich niemand mehr an der Rezeption (Sonntags nur bis 17:30 besetzt). Kein Problem, denke ich und rufe die angegebene 24-h-Rufnummer an, aber auch nach zwei Versuchen ging dort niemand ran. 🙁 Die einzige Hoffnung war, dass man in dem italienischen Restaurant neben dem Gelände eine Nummer hatte, unter der wirklich noch jemand zu erreichen ist. Die hatte der Inhaber zwar nicht, aber er meinte, ich könne einfach aufs Gelände fahren und mir einen Platz aussuchen. Es gäbe überall Strom und Wasseranschlüsse etc. und die Anmeldung könne ich dann ja morgen früh nachholen, wenn wieder jemand da ist. – Aufgrund des Regens hatte ich ja wieder ein bisschen mit einer festeren Behausung geliebäugelt, aber das ging jetzt natürlich nicht. Also habe ich in einer trockenen Phase mein Zelt aufgebaut. Zum Glück habe ich auch den Zeltanbau als Fahrradgarage mit, denn als ich gerade alles aufgebaut hatte, fing es wieder an zu regnen. Also habe ich nur noch schnell das noch bepackte Rad ins Zelt geschoben und konnte dann in Ruhe alles im Trockenen auspacken und mir dort – neben meinem Rad – nach dem Duschen auch mit dem Trangia ein Abendessen kochen. Sehr praktisch. – Das einzig unangenehme waren nur die vielen Schnaken, also diese harmlosen, aber lästigen, langbeinigen, fliegenden Viecher, die sich scharenweise um meine kleine Deckentaschenlampe bzw. später dann um den ausbrennenden Trangia versammelt haben. Den Kontakt mit dem Feuer haben die meisten nicht überlebt. Doofe, lebensmüde Viecher! Im Gegensatz zu meinem Schlafzelt, hat der Anbau nämlich kein Innenzelt zum Schutz vor Insekten, aber praktisch ist er dennoch sehr, da er Platz satt bietet.
Zur Stimmungslage: Die war heute ganztägig prima! 🙂
Ich habe morgens wieder länger gebraucht als gehofft und bin erst spät losgefahren, aber ich fand es nicht schlimm. Es hat immer wieder geregnet, aber ich fand es nicht schlimm. Ich bin wieder spontan von der vorher geplanten Route abgewichen, aber es war nicht schlimm. – All die Dinge, die mich gestern noch gestört hätten, waren mir heute egal, denn es gehört dazu und irgendwie wird’s schon klappen.
Und wenn man dem Körper regelmäßig Energienachschub liefert, beschwert er sich auch gar nicht so. 😉
Mit dem heutigen Tag war ich also noch viel zufriedener als gestern und ich habe so langsam das Gefühl, einigermaßen auf der Tour angekommen zu sein. Morgen werde ich schon die Weser erreichen, so dass sogar die spontane Routenumplanerei weitestgehend wegfallen sollte, da ich – entsprechend dem Radweg D9 – für eine ganze Zeit lang einfach immer an der Weser fahren möchte. Entlang der Weser gibt es auch mehr größere Orte und mehr Campingplätze als hier oben im Norden, so dass die Fahrt grundsätzlich entspannter wird, da ich nicht unbedingt eine bestimmte km-Zahl bis zu einem Ziel erreichen muss, sondern wirklich ziemlich frei fahren kann, bis ich keine Lust mehr habe bzw. es Zeit wird für das Nachtlager. – Ursprünglich dachte ich, dass es gerade am ersten Tag kein Problem ist, eine besonders lange Strecke zu fahren, weil man da noch besonders motiviert und fit ist, aber jetzt weiß ich, dass man – zumindest, wenn man (wie ich) noch keine Erfahrung mit solchen Touren hat – es gerade am Anfang etwas ruhiger angeben lassen sollte, da das unbedingte Erreichen-Müssen weit entfernter Ziele Stress verursacht, weil – wie man gestern gesehen hat – gerne mal unvorhergesehene Probleme auftreten.
Und hier noch er GPS-Track der heutigen Strecke. Die Farben des Tracks zeigen wieder die relativen Höhen: Blau für tief und je heller das grün, desto höher.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Wer eine gut zu fahrende Strecke sucht, ist mit der Rad-Navigation von Google Maps nicht immer gut bedient. 🙁 Kurz vor dem Campingplatz hat mich die Google-Rad-Navigation über eine vermeintliche Abkürzung zum Campingplatz gelotst. Kurz war sie vermutlich, aber dafür ging es sandige Feldwege bergauf, schlammige Waldwege bergab usw. Ich glaube, da wäre ich in diesem Fall mit der Auto-Navigation besser gefahren…
Hallo Stefan,
du kommst gut voran, es freut mich für dich!
Auch mit der Versorgung scheint es gut zu klappen. Diese Woche soll das Wetter auch noch mitspielen. Ich hoffe du behältst die Freude und gute Laune unterwegs.
Danke für die ausführlichen Eindrücke in deinem Blog. Es macht Spaß die Route vom Sessel aus zu verfolgen.
Alles Gute für Unterwegs!
Viele Grüße aus Belgien!