Freitag, 09.09.2016:

Losfahr-Rekord: Abfahrt schon um 8:40 Uhr, allerdings war ich auch schon kurz vor dem Wecker (stand auf 7 Uhr) wach. Morgentau gab es zwar hier – Campingplatz Höxter – wieder etwas, aber es hielt sich noch in Grenzen.

Blöderweise konnte ich gestern Abend diesen fertigen Artikel hier nicht mehr online stellen, weil irgendwann das Tethering (d.h. die Bluetooth-Verbindung) zwischen Notebook und Smartphone nicht mehr funktionierte, d.h. genau genommen sieht alles gut aus, aber es tut’s trotzdem nicht. Das Smartphone ist online (getestet) und stellt einen mobile WLAN-Hotspot zur Verfügung. Das Notebook (mein Surface Pro 3 mit Windows 10) verbindet sich auch und sagt, er habe Internet. Ich kann sogar erfolgreich ein „ping www.google.de“ absetzen, aber Webseiten gehen trotzdem nicht. Natürlich habe ich beide Geräte mal neu gestartet, aber das ändert leider gar nichts.

Daraufhin habe ich versucht, in Höxter ein freies WLAN zu finden, mit dem ich mich per Notebook verbinden kann, um den fertigen Blogeintrag noch schnell hochzuladen, aber das war trotz zeitraubender, mehrfacher Versuche an unterschiedlichen Stellen mit unterschiedlichen Netzen leider nicht von Erfolg gekrönt. Teilweise bekam ich übers Smartphone Zugang, aber auf dem Notebook klappte es dann trotzdem nicht. 🙁 Irgendwann habe ich dann entnervt aufgegeben und bin losgefahren. Nicht ohne mich vorher bei einem Bäcker mit der üblichen Tagesration (2 belegte Brötchen, 1 Teilchen und 1 Cola) einzudecken. Diverse Kilometer später kamen dann an einer Tankstelle noch zwei Radler hinzu. – Nun ja, als ich dann endlich richtig aus der Stadt Höxter losfuhr war es dann schon ca. 9:30 Uhr (oder sogar noch etwas später?). In der Fußgängerzone hatte ich noch ein Foto von diesen schönen Häusern gemacht:

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Das Minimalziel für heute war die Drei-Flüsse-Stadt Hann. Münden (früher: Hannoversch-Münden), wo sich Werra und Fulda zur Weser vereinen. An dieser Stelle war ich gegen 14:45 Uhr.

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Ich war überrascht, dass dort sogar der Merkspruch auf einem Stein eingraviert war, mit dem man sich die Namen der Flüsse merken kann. Dies scheint mir das Original von 1899 zu sein. Ich kenne seit meiner Kindheit/Jugend eine etwas weniger nationalistische Variante: „Wo Werra und Fulda sich küssen / und ihren Namen lassen müssen / da entsteht durch diesen Kuss / der Weser-Fluss.“ – Was der Spruch mir aber nicht beigebracht hatte, ist, dass der Zusammenfluss in der Stadt Hann. Münden geschieht. Tja, wieder was gelernt.

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Das war da zwar eine richtig schöne Stelle, aber um kurz vor 15 Uhr und mit nur 71 km wollte ich noch nicht Schluss machen. Außerdem hatte ich ja gerade Bekanntschaft mit der Fulda gemacht und wollte wenigstens noch ein Stück an ihr entlangfahren. Das Problem ist, dass der nächste Campingplatz auf meiner Liste noch ca. 50 km entfernt lag. Dafür war die Zeit eigentlich nun doch ein bisschen knapp, da ich ja eigentlich vor 18 Uhr auf dem Campingplatz sein möchte, lieber früher, damit ich alles Wichtige noch im Hellen erledigen kann. Das würde wohl nicht mehr ganz klappen, aber was bleibt mir anderes übrig. Die nächste Station ist Kassel und dort habe ich nur eine Jugendherberge auf der Liste, aber da das Wetter gut ist, möchte ich ja – wie die ganzen letzten Tage schon – zelten. Daher war also das neue Ziel der Campingplatz in Guxhagen. Die erste und einzige richtige Pause hatte ich in Hann. Münden, wo ich auch endlich das 2. Brötchen und ein Radler vertilgte. Vormittags das Frühstücksbrötchen und am späteren Nachmittag das Teilchen (heute eine Nussecke, die sich zwischen den kalten Radlern trotz Schokolade überraschend gut in der kleinen Kühltasche gehalten hat) habe ich während der Fahrt zu mir genommen, um keine weitere Zeit zu verlieren. Also, kurz anhalten und die Sachen rausholen, musste ich natürlich schon, aber zum Essen habe ich mich eben nicht auf eine gemütliche Bank gesetzt, sondern auf meinen mindestens ebenso gemütlichen Liegesitz. Und wo ich da gerade schon mal so sitze, kann ich ja auch ein bisschen in die Pedale treten und Strecke machen… 😉

Und tatsächlich habe ich es dann geschafft, den Campingplatz Fuldaschleife bei Guxhagen um ziemlich genau 19 Uhr nach 123 km zu erreichen. 🙂
Ich bin sehr zufrieden, wieder mal einiges über 100 km geschafft zu haben, denn in den nächsten Tagen kommen wohl auch härtere Passagen mit kilometerlangen Steigungen, so dass ich dann vermutlich kürzere Etappen einlegen muss.

Bisher habe ich es immer geschafft, ohne Aufpreis Strom in mein Zelt zu bekommen. Für Wohnwagen/-mobile kostet sowas i.d.R. 2 – 4 €, allerdings verbrauchen die ja auch viel mehr, weil sie meist Kühlschrank, Kochplatten, Licht etc. haben. Das habe ich in meinem Zelt ja alles gar nicht. Ich betreibe nur für ein paar Stunden mein Notebook und lade mein Smartphone und diverse Akkus (Fotoapparat, Garmin GPS, Lampe vorne, Lampe hinten) auf. Alles zusammen sind das nur ca. 0,1 kWh, also echt nicht viel. Heute hat es aber leider nicht geklappt, weil scheinbar kein Platz mehr direkt neben einer Steckdose frei war. Mir wurde aber gesagt, dass auf der Zeltwiese eine Kabeltrommel sei und ich mir diese ausleihen könnte, um von dem Bauwagen, der als Abwaschwagen dient und auch eine Steckdose hat, den Strom zu meinem Zelt zu legen. Das habe ich dann auch gemacht, aber ich musste dann feststellen, dass die Kabeltrommel wohl leider defekt ist. So habe ich nur das nötigste direkt im Bauwagen aufgeladen, und das Handy wird aktuell am Notebook und bei Bedarf später noch an einer Powerbank aufgeladen.

Heute habe ich mir ausnahmsweise mal nichts selbst gekocht, sondern habe mir ein Schnitzel mit Pommes und Salat im Campingplatz-Restaurant gegönnt! Warum? Nicht nur, weil es schon spät war und das Kochen im Zelt immer so viele Insekten anlockt, sondern vor allem zur Feier der mutmaßlichen Halbzeit, denn der Gesamtstreckenzähler zeigt 687 km an, was ungefähr die Hälfte der zuvor ermittelten Gesamtstrecke ist! Kann natürlich sein, dass die Gesamtstrecke durch ein paar Umwege noch etwas länger wird, aber so ungefähr kommt das hin.

Somit war das mal wieder ein gelungener Tag mit gutem Wetter, vielen Kilometern, dem Abschluss des Weserradweges und dem Erreichen der Halbdistanz!

Zum Wetter: Heute Vormittag war es recht dunstig/bewölkt, was aber ganz gut war, denn dadurch war es nicht ganz so heiß. Später kam dann die Sonne raus und es wurde deutlich wärmer, aber immer noch etwas kühler als gestern. Morgen und in den nächsten Tagen sollen die Temperaturen aber wieder kräftig steigen. Vielleicht nicht ganz optimal, aber deutlich besser als Regen! Daher habe ich wettermäßig im Moment Riesenglück, denn ich hatte erst einen richtigen Regentag. 🙂

Nochmal zu der Norwegerin, die ich neulich getroffen habe: Ich hatte ihr erzählt, dass ich zu Beginn meiner Ericsson-Zeit – so 1999/2000 – öfters in Südnorwegen direkt an der Küste war. Ich bin damals immer von Düsseldorf über Kopenhagen nach Kristiansand geflogen. Von dort ging es mit dem Bus in ca. einer Stunde nach Grimstad, wo die Ericsson-Niederlassung war, wo ich hin musste. Es stellte sich dann heraus, dass die Norwegerin genau aus Kristiansand kommt und auch Grimstad wohl recht gut kennt. Mann, die Welt ist echt manchmal klein. – Ich meine, Norwegen ist groß. Sie könnte von wer weiß wo kommen. Und ich war bisher überhaupt nur in diesen beiden Norwegischen Städten. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf einem x-beliebigen Campingplatz an der Weser jemand genau von dort treffe? Irre!

Und wie üblich noch der Track:

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Donnerstag, 08.09.2016:

Genau 100 km heute; Punktlandung würde ich sagen. 🙂 Geht also doch noch. Ich muss nur früh genug wegkommen. Und das hat heute prima geklappt. Wecker wieder auf 7 Uhr und Abfahrt weniger als 2 Stunden später (ein paar Minuten vor Neun). In der Zeit war diesmal nicht nur packen, Zelt abbauen und Fahrrad satteln dabei, sondern – vor dem Beladen – auch noch Fahrrad reparieren; d.h. eigentlich wäre ich sogar noch etwas schneller gewesen. Vielleicht lag es daran, dass es heute Morgen auf dem Campingplatz in Rinteln – direkt am Doktorsee (der heißt wirklich so!) und unweit der Weser – kein bisschen Morgentau gab! Also keine nassen Füße beim Schlurfen über die Wiese und vor allem kein nasses Zelt! Ich bin echt begeistert. Da hat das Zeltabbauen auf jeden Fall mehr Spaß gemacht und ging deshalb vermutlich auch schneller. Direkt nach dem Start fand ich in Rinteln einen Bäcker, so dass ich die nächsten Stunden regelmäßig Nahrung (= Energie) nachfüllen konnte. So ging die Fahrt heute also bei bestem Wetter recht vergnügt los.

Kurz nach 10 Uhr sah ich dann was Interessantes am Wegesrand, genauer auf der Weser am Ufer, nämlich ein großes Floß. Da eh Zeit dafür war, habe ich das für eine Frühstückspause genutzt und ein paar Fotos gemacht. Andere Zuschauer sagten mir, dass das Floß gestern angelegt habe, was wohl ein recht schwieriges Manöver gewesen sei. Jetzt schienen die Vorbereitungen auf die Weiterfahrt zu laufen, aber da es leider nicht danach aussah, dass das in Kürze geschieht, bin ich dann weitergefahren. Die Ausstattung war jedenfalls toll. Ein überdachter Sitzbereich mit Biertischen und Bänken, eine überdachte Kombüse, eine Feuerstelle usw. Die DLRG war auch mit einem Boot vor Ort, aber seht selbst:

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Die wohl bekannteste Station meiner heutigen Etappe ist Hameln. Ich habe – wie geplant KEINE Sightseeingtour gemacht, aber was so am Wegrand liegt, nehme ich natürlich mit. Ein Rattenfänger ist mir zum Glück nicht begegnet; außer auf dem Schild eines Hotels. Ansonsten scheint in der Stadt wirklich alles auf diese Legende aufgebaut zu sein. So gibt es z. B. eine Rattenfängerhalle und die Begrüßung und Verabschiedung sahen so aus:

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Weiter auf dem Weg sah ich überraschenderweise ein in Betrieb befindliches Atomkraftwerk an der Weser. Ein vorbeiradelnder älterer Herr erklärte mir, dass das das AKW Grohnde sei. Niedersachens jüngstes AKW mit einer Laufzeit bis 2022. – Mir war nicht mal der Name bekannt. Scheinbar hat es da weniger Pannen und Proteste gegeben als bei anderen Meilern, so dass das AKW weniger/nicht in den Nachrichten auftauchte!?

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Dann habe ich ewig lange nach einer Bank im Schatten Ausschau gehalten, um Mittagspause zu machen, aber auf dem Streckenabschnitt gab’s einfach nix Vernünftiges. Wenn denn mal eine Bank da war, dann in der prallen Sonne. Das wäre heute aber nicht auszuhalten gewesen. Durch den Fahrwind war’s auf dem Rad gerade noch erträglich, aber wehe man kommt zum Stillstand oder muss auch nur langsam eine Steigung hoch. Die Steigung ist dann gar nicht das Schlimmste, sondern der fehlende Fahrtwind bei dem geringen Tempo. Mit meinem sehr voll beladenen Rad komme ich Steigungen nur im Schneckentempo hoch; dafür bin ich bei Abfahrten der King und kann dann gelegentlich sogar wieder Pedelec-Fahrer ein- und überholen. 😉 Äh, ach ja, eigentlich wollte ich ja von der Mittagspause berichten. Die habe ich dann schließlich am Wegesrand im Schatten einiger – ebenfalls in dem Bereich sehr seltenen – Bäume gemacht: wie üblich zweites Brötchen und der Rest der Cola. Da es keine Bank gab und mein Liegerad ohnehin sehr gemütlich ist, bin ich einfach sitzen geblieben und habe den Kopf abgelegt auf dem wasserdichten Beutel mit dem Schlafsack. Sehr weich und bequem. Am liebsten hätte ich die Augen einfach zu und einen Mittagsschlaf gemacht, aber dafür war die Stelle dann leider doch etwas zu belebt; außerdem wollte ich ja heute mal wieder Strecke machen und Kilometer sammeln.

In Bodenwerder fand ich an der Strecke einen REWE mit Getränke-Markt dabei, so dass ich gekühltes Radler (diesmal musste ich also nicht zur Tanke!) sowie im „normalen“ Markt noch eine Dose Linseneintopf für’s Abendessen sowie ein Pack Bifi Roll zum Auffüllen der Notreserven kaufen konnte.

Heute war es echt warm, denn die Sonne hat von morgens bis abends geschienen, was grundsätzlich natürlich schön ist. Daher habe ich heute aber auch mindestens 5,5 Liter getrunken, davon mindestens 3,5 Liter Leitungswasser aus meinem Trinksystem, aber Pinkelpausen waren extrem rar. An solchen Tagen verdunstet das meiste einfach…

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Figuren am Weseruser in Holzminden

Über Holzminden (siehe Foto) ging es dann nach Höxter, wo für mich dann für heute Schluss sein sollte. Dieser letzte Streckenabschnitt war übrigens fazinierend, denn es kam mir eigentlich fast die ganze Zeit so vor, als ob ich leicht abwärts fahren würde, aber die Weser war nicht weit und ich fuhr ja weiterhin die Weser flußaufwärts. Also, wenn die Weser jetzt nicht plötzlich Berge rauffließen kann, kann das eigentlich nicht sein.. aber dann war das irgendwie eine verdammt gute optische Täuschung. Dabei lief das Rad auf der Schlussetappe gefühlt auch etwas leichter… komisch. – Nein, ich glaube nicht, dass ich einen Sonnenstich habe, da ich immer meine Kappe trug und ja bekanntlich genug getrunken habe. Bis dahin auch nur ein Radler. Das kann es also nicht sein. 😉

Die erste Unterkunftsmöglichkeit (Zelten beim Weser Aktivhotel Corvey), welche noch etwas vor dem Stadtkern von Höxter liegt, hatte heute aber leider nicht offen, so dass ich ein paar Kilometer weiter bis ins Zentrum von Höxter radeln und dort die Weserbrücke überqueren musste, um auf den Platz „Wesercamping Höxter“ zu gelangen. So habe ich die 100 km heute doch noch so gerade eben erreicht. Danke nochmal an die geschlossene erste Unterkunft. 😉

Dann wie üblich schnell das Zelt aufbauen, was kochen, essen und natürlich duschen. Praktischerweise hat dieser Campingplatz nicht nur eine Waschmaschine, wie die meisten, sondern auch einen Wäscheständer im Waschraum. Daher habe ich mir noch schnell die nötigen Münzen für die Waschmaschine geholt und meine Klamotten reingeworfen. Ich denke/hoffe mal, dass die dort drinnen auf dem Ständer bis morgen früh auf jeden Fall trocken sein sollten. Für morgen habe ich eh noch frische Sachen, aber das sind dann auch die letzten für tagsüber.

Hier nochmal ein Bild vom aufgebauten Zelt mit Blick ins Innere. Das eigentliche Zelt – ein Exped Gemini II – ist hinten. Das hat natürlich ein Insekten-sicheres Innenzelt. Dazu habe ich dann noch diesen Anbau, das „Exped Outer Space„, welches recht flexibel ist und sich mit vielen anderen Zelten kombinieren lässt. Ich nutze es vor allem als Fahrradgarage (links seht ihr zumindest einen Reifen und den schwarzen Sitz), weil man Räder auf Campingplätzen nicht unbedingt in Zeltnähe anschließen kann, ich möchte es aber aus Sicherheitsgründen schon gerne in meiner Nähe haben. Zusätzlich kommen auch alle meine Taschen gut darin unter und bei Regen habe ich darin auch schon mit dem Trangia (vorne rechts) gekocht. Ich verlasse das Zelt auch immer nur über den Anbau, einfach, weil er durch den großen Bogen höher ist und man sich so schon halb stellen kann, was im niedrigeren Zelt kaum/nicht möglich ist. Das Outer Space hat zwar nochmal extra gekostet und bringt nochmal ein gutes Kilogramm Extragewicht, aber es hat sich schon jetzt für mich sehr bezahlt gemacht und ich möchte es definitiv nicht missen.

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Und wie üblich noch der Track:

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