288 km in 2 Tagen – Vennbahnweg hin und zurück (mit An- und Abfahrt)
Der Vennbahnweg geht von Aachen (Deutschland) durchs Hohe Venn (Belgien) bis nach Troisvierges (Luxemburg) und ist nach offiziellen Angaben 125 km lang. Hinzu kommen bei mir noch knapp 20 km für die Anfahrt von zuhause in Baesweiler bis zum Startbahnhof in Aachen Rothe Erde. Laut meiner Planung wären das dann knapp 145 km für eine Strecke, was also ganz gut an einem Tag machbar sein sollte, denn schließlich bin ich im letzten Jahr schon mal 149 km rund um die Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler gefahren.
Man soll wohl mit der Bahn auch wieder ganz gut von Troisvierges nach Aachen zurückkommen können, aber mein Liegedreirad ist für Bahnfahrten leider etwas unhandlich; vollbeladen erst recht. Bei normalen Zweirädern wäre das aber sicher eine interessante Möglichkeit.
Schon im letzen Jahr hatte ich mal darüber nachgedacht als Trainingsfahrt für die große Deutschland-Tour den Vennbahnweg zu fahren, aber die Bahnreise mit Liegerad hatte mich dann doch etwas abgeschreckt und außerdem fehlte letztlich auch die Zeit.
Aber jetzt habe ich die optimale Lösung für das Bahnproblem gefunden. Ich fahre einfach an einem Tag hin, übernachte im Zelt auf dem Campingplatz in Troisvierge und fahre am nächsten Tag die gleiche Strecke zurück. Keine Bahnnutzung, kein Problem.
Das lange Wochenende bot sich an. Donnerstag in Ruhe alles vorbereiten, Freitag dann den Vennbahnweg rauf, Samstag wieder runter und Sonntag ausruhen. 🙂
Donnerstag, 15. Juni 2017
Zunächst musste das Rad noch ein bisschen auf Vordermann gebracht werden, da in letzter Zeit der höchste Gang hinten nur noch mit Glück reinging. Außerdem hatte sich im Schaltwerk ohnehin eine Menge Dreck angesammelt, den ich mit einer alten Zahnbürste und etwas Kettenreiniger ganz gut entfernen konnte. Anschließend die Kette neu schmieren, etwas WD40 an Schalt- und Bremszüge und Reifendruck checken. Fertig.
Dann wurde eine abgespeckte Packliste erstellt, da ich ja nur für eine Nacht und alleine unterwegs sein würde. Zu meiner großen Freude passte so alles in die beiden großen 35 l Packtaschen sowie in den Liegeradrucksack, den ich für die Dinge verwende, die ich tagsüber evtl. benötigen könnte (etwas Verpflegung, Regensachen, Werkzeug, Ersatzakkus etc.). In den Packtaschen hatte ich im Wesentlichen auf der einen Seite den Schlafsack und das Zelt (inkl. meiner “Fahrradgarage”, also dem Vorzelt) und in der anderen die Isomatte, frische Klamotten, Kulturbeutel und ein paar andere Kleinigkeiten. In den Außentaschen dazu auf der einen Seite die kleine Kühltasche (mit kalten Getränken sowie 4 geschmierten Broten als Tagesverpflegung) und auf der anderen Seite die Brennspiritusflasche und das Kochset. Diesmal habe ich allerdings nicht das große Trangia-Set eingepackt, sondern nur den Trangia-Brenner mit leichtgewichtigen Aufsteck-Kreuz und dem Falt-Windschutz sowie einem kleinen 750 ml Topf, Besteck, Feuerzeug, Feuerstein usw.
Bei meiner langen Deutschlandtour und auch bei einer 3-Tagestour neulich mit den Kindern hatte ich notgedrungen deutlich mehr Gepäck dabei. So aber konnte ich diesmal die drei wasserdichten Packsäcke, die sich normalerweise noch zwischen Außentaschen/Gepäckträger sowie Liegeradrucksack befinden, zuhause lassen. Dadurch war der Schwerpunkt des Gepäcks deutlich niedriger und das Trike fuhr sich fast wie ohne Gepäck. Allerdings hatte ich so auch nur 23 kg Zuladung im Gegensatz zu hochbeladenen fast 50 kg bei der Deutschlandtour.
Das Rad wurde – bis auf die gekühlten Getränke, die Brote und die beiden obligatorischen 3-Liter-Wasserbeutel mit Trinkschlauch – bereits am Abend fertig gepackt, so dass ich am nächsten Morgen schnell loskonnte.
Freitag, 16. Juni 2017
Der Wecker stand auf 6 Uhr. Dann schnell duschen, anziehen und die letzten Sachen packen. Abfahrt gegen 7:10 Uhr.
Zunächst ging es auf der üblichen Route zu meiner Arbeitsstelle in Aachen-Haaren, von dort aus weiter in die Stadt rein bis zum Bahnhof “Aachen – Rothe Erde”, wo damals die Vennbahn abzweigte. Zwar ist der Vennbahnweg ab Aachen Hauptbahnhof ausgeschildert, aber von dort wollte ich nicht starten, da es a) ca. 4 km Umweg bedeutet hätte und b) ich dafür noch weiter in die Stadt hätte reinfahren müssen. Da Aachen leider recht radfahr-feindlich ist, hätte das keinen großen Spaß gemacht. Zwar gibt es in Aachen hier und da ein paar Radwege oder zumindest sog. Radschutzstreifen auf der Straße, aber das meiste ist leider Flickwerk, da offensichtlich im Rat der Stadt das Konzept und vor allem der Wille zu konsequenter Fahrradfreundlichkeit fehlen. Hier sollte man sich deutlich mehr bei unseren direkten Nachbarn in den Niederlanden oder an Städten wie Kopenhagen (Dänemark) orientieren! Die machen nämlich wunderbar vor, wie man den Radverkehr sicher gestalten kann und so auch mehr Bürger vom Auto aufs Rad lockt. Aber lassen wir das, bevor ich mich noch mehr aufrege…
Nach dem obligatorischen Startfoto am Beginn des Vennbahnwegs am Bhf. Rothe Erde ging es dann nach 20 km Anfahrt um 8:38 Uhr so richtig los.
In der Stadt war es natürlich noch nicht so schön, aber sehr bald schon wurde die Strecke deutlich grüner, und manchmal sah man sogar noch die alten Schienen neben der Strecke.
Auf und neben der Strecke gibt es so Manches zu entdecken; z. B. viele Tiere. Gesehen habe ich u.a. zwei große Hasen, zwei Eichhörnchen, eine kleine Maus, ein Rehkitz (allerdings im Gehege) und natürlich viele Vögel, Hunde, Katzen und unzählige Kühe. – In Luxemburg habe ich dann schließlich sogar eine künstlerisch begabte Schnecke entdeckt, die interessante Muster auf den Asphalt gezaubert hat:
Auch Geschichtliches gibt es zu Entdecken, nämlich direkt neben den Bahngleisen Überreste der Panzersperren des Westwalls aus dem 2. Weltkrieg.
Auch die Flora (Pflanzenwelt) ist interessant: Entlang der Strecke sah ich nämlich des Öfteren den wunderschönen Roten Fingerhut.
Aber ACHTUNG, die Pflanze sieht zwar toll aus, ist aber giftig. Daher nur Anschauen; Kinder und Tiere fernhalten!
Im hinteren Streckenabschnitt (noch in Belgien) gibt ein paar Wälder, wo die Bäume in Perfektion in Reih und Glied stehen. Einerseits beeindruckt die Symmetrie, aber andererseits hat das mit “wilder” Natur natürlich nicht mehr viel zu tun… aber auch in Deutschland ist natürlich der überwiegende Teil des Waldes bewirtschaftet.
Laubbäume dagegen kuscheln sich meist nicht so nah aneinander wie diese Nadelbäume oben. Schon klar, dass auch einem Baum da schon mal kalt werden kann. Aber nette Anwohner hatten wohl Mitleid und haben dem Baum einen Pullover gestrickt. Schickes Muster.
Die lange, lange Steigung (über 30 km) von Rothe Erde bis rauf nach Lammersdorf ist gut geteert und rollt daher super. Oben angekommen kommen ein paar Kilometer Schotter (so ungefähr von Lammersdorf bis Konzen), aber der Unterboden ist topfeben und sehr gut verdichtet, so dass man trotzdem noch gut vorankommt.
Sehr bald ändert sich der Untergrund jedoch auch schon wieder in Teer; wie ja auch der Großteil der Strecke gut geteert ist.
Begeistert bin ich von der belgischen Art, Kreuzungen des Vennbahnweges mit anderen Wegen und Straßen abzusichern! – Der vorfahrtsberechtigte Querverkehr wird durch eine vollflächige rote Markierung auf die Gefahrenstelle hingewiesen. Die Radfahrer werden durch grün markierte Bahnen auf die Kreuzung hingewiesen, und die roten Drängelgitter sind – im Gegensatz zu den üblichen deutschen Modellen – so breit, dass man auch mit einem Trike oder Fahrrad mit Kinderanhänger problemlos durchkommt ohne hängen zu bleiben. Optimal!
Und noch ein Beispiel von einer der zum Glück seltenen Überquerungen einer stärker befahrenen Straße. Wieder ist die Straße komplett rot gefärbt, um Autofahrer auf die Gefahrenstelle hinzuweisen, und auch die Radfahrer werden gut aufmerksam gemacht und gebremst:
Ein Highlight der Strecke sind natürlich immer wieder die Bahnhöfe; besonders wenn – wie hier in Sourbrodt (oder vorher auch schon in Walheim) – noch Signalanlagen und alte Waggons oder gar Lokomotiven stehen bleiben durften.
Zwischendurch kann man übrigens auch Fernsehen. 3D und Auswahl der Sprache (FR, NL, DE) inklusive. Wie viel Zoll Diagonale hat das Teil eigentlich? Auf jeden Fall ein Super-Breitbild-Format. 😉
Eine sehr schöne Stelle ist auch die Anfahrt auf Born (Belgien) mit seinem Viadukt, welches die Dorfkirche so wunderbar einrahmt.
Als ich Born erreichte, war es längst mal wieder Zeit, eine kleine Essenspause zu machen, um den Körper rechtzeitig mit Energie zu versorgen. Auf meiner Deutschland-Tour im letzten Jahr hatte ich ja schnell lernen müssen, dass mein Körper unleidlich werden und für schlechte Laune sorgen kann, wenn er auf anstrengenden Touren nicht spätestens alle 3 Stunden Energie-Nachschub bekommt. Daher hatte ich mir vorgenommen, rechtzeitig alle 2,5 Stunden mindestens ein Brot einzuwerfen, um dem vorzubeugen. Ich hatte mir dazu 4 Brote geschmiert und zusätzlich noch ein paar Butterkekse und was von Haribo eingesteckt. Allerdings gab es vor Born schon eine Zeit lang keinen Rastplatz, so dass ich am Ortsausgang von Born einfach auf dem Seitenstreifen Pause gemacht und gegessen habe. Schließlich ist es auf meinem Liegedreirad mindestens genauso bequem wie auf irgendeiner Bank; wenn nicht sogar bequemer. 😉
Allerdings war ich dann doch etwas enttäuscht, als ich nur wenige hundert Meter nach meiner Pause diesen tollen Rastplatz sah. Schade, jetzt hatte ich meine Pause schon gemacht und musste mir den Test der Liegen leider untersagen, da ich ja noch einige Kilometer vor mir hatte. Pech.
Vorschlag für die Macher solcher Radwege:
Sehr hilfreich wäre es, wenn es – wie auf Autobahnen für Raststätten und Tankstellen üblich – Hinweisschilder an Rastplätzen gäbe, wie weit es noch bis zum nächsten Rastplatz ist. Dann kann man sich besser entscheiden, ob man noch etwas weiterfahren möchte und lieber kurzfristig Pause machen sollte.
Und nun ein kleines Quiz: Welche Zahl ist doppelt?
Diese Schilder gibt es entlang der ganzen Strecke immer wieder, so dass man in Notfällen Rettungskräfte recht gezielt anfordern kann. Super Sache, aber habe ich zum Glück nicht gebraucht.
Nochmal zurück zur Strecke: Die ersten gut 90 km Vennbahnweg bis St. Vith liefen prima. Die Strecke war – bis auf die kleine Ausnahme hinter Lammersdorf – immer gut geteert und man fuhr immer auf der Vennbahntrasse. Die letzen 34 km waren zwar landschaftlich weiter grandios, aber die Strecke fand ich gar nicht mehr so toll, denn man fuhr nun öfters mal abseits der Vennbahntrasse mit z. T. echt heftigen 10%igen Anstiegen und Gefällen oder man fuhr auf der Trasse, aber von Teer keine Spur mehr. Neben vergleichsweise lockerem Schotter gab es sogar lange Abschnitte mit nur zwei Fahrspuren und Grasstreifen in der Mitte, was für Trikes leider sehr unangenehm ist, weil es massiv bremst, wenn man mit zwei von drei Rädern durchs Gras fahren muss; noch dazu bergauf. *stöhn*
Nun ja, ich habe auch das überstanden und konnte nach einem weiteren steilen Anstieg kurz vor dem Schluss den Panoramablick auf den Bahnhof meines Zieles Troisvierges genießen:
Dann noch schnell den Berg hinunterrollen und ein schönes Zielfoto machen. Die Vennbahn fährt hier zwar nicht mehr, aber andere Bahnen sehr wohl, wie man sieht.
Danach ging es noch ein letztes Mal bergauf, nämlich die Hauptstraße von Troisvierges hinauf, um dann aber bald schon zum Campingplatz abzubiegen, wo ich schließlich um 18:45 Uhr, d.h. nach 11:35 h Bruttofahrzeit angekommen bin. Das ergibt laut meinem Garmin einen Gesamtschnitt von 12,5 km/h, d.h. inkl. aller Pausen-/Standzeiten von nur 1:08 h. Betrachtet man nur die Fahrzeiten (ohne Pausen) lag der Schnitt bei 13,9 km/h. – Laut meiner Routenplanung mit gpsies.com, womit ich alle meine Routen plane, beträgt die absolute Höhendifferenz von Start bis Ziel 431 m, wobei der Gesamtanstieg 1.578 Höhenmetern beträgt (mit 1.286 hm Gesamtabstieg). In Anbetracht der Anstiege und der am Ende teilweise schlechten Wegstrecke ist der Gesamtschnitt für mich völlig OK.
Und hier das Höhenprofil aus meinem GPS-Track:
Gestartet bin ich zuhause bei 136 Höhenmetern, der höchste Punkt liegt bei 564 Metern ü. NN., aber wie man sieht, begibt man sich mehrfach auf das Niveau von um die 550 hm, wobei dazwischen leider Täler mit 100 bis 200 Höhenmetern weniger liegen.
Auf dem Campingplatz wurde ich freundlich (und auf Deutsch) empfangen. Die Übernachtung im Zelt hat 11,70 € gekostet und zwar inkl. unbegrenzt warm duschen :-D. Auf der Zeltwiese stieß ich dann schnell auf ein nettes, junges Pärchen, dass ich im Verlauf der Tour schon mindestens dreimal gesehen hatte, denn sie haben wohl öfter Pausen als ich gemacht, waren aber auf ihren normalen Zweirädern auch etwas schneller als ich und haben mich daher immer wieder überholen können. Als ich eintraf, hatten sie immerhin schon ihr Zelt aufgebaut und ein kühles Getränk in der Hand. Wir haben uns dann noch eine Weile nett unterhalten. Es stellt sich heraus, dass sie am Vortag mit dem Rad von Köln nach Roetgen gefahren und heute dann dort auf dem Vennbahnweg eingestiegen sind. Bis Sonntag wollen sie noch weiter nach Trier und von dort mit dem Zug zurück nach Köln. Klingt ebenfalls nach einer netten Tour.
Thema Essen bzw. Kochen:
Ich hatte ja auf dieser Tour erstmalig nicht das große Trangia-Kochset, sondern nur die abgespeckte Variante dabei, welches ich leider noch nicht im praktischen Einsatz hatte, was sich leider als Problem herausstellte. – Das Problem lag aber nicht unbedingt an der Ausstattung an sich, sondern wohl eher an meiner Essenwahl. Ich hatte mir nämlich für die Tour so eine Trockenfertigpackung mit Spätzle und Champingnonsauce ausgesucht, die man einfach nur in 500 ml kaltes Wasser einrühren und erhitzen muss. Das erste Problem war, dass der Topf mit nur 750 ml etwas zu knapp bemessen war. Eigentlich sollte man das Gericht ohnehin in einer Pfanne zubereiten, was ich aber zu spät gesehen habe. Der Topf jedenfalls war mit Wasser und Spätzle zusammen schon so gut wie voll. Als das Ganze dann auch noch anfing zu blubbern, kochte es natürlich sofort über und saute den trangia-Brenner ein. Dann offenbarte sich der zweite Nachteil der Lightweight-Variante. Da das Aufsteckkreuz, auf dem der Topf steht, direkt auf dem Trangia-Brenner steckt, kann man den Regulierring nicht anbringen, um die Brennstärke zu verringern. Man kann also nur mit voller Hitze kochen, was das Überkochen noch verschärft hat. Zunächst habe ich mir durch Interval-Kochen beholfen, d.h. ich habe den Topf immer kurz auf den Brenner gestellt bis es fast überkocht, dann kurz wieder runter, dann wieder drauf usw. Leider nicht optimal und etwas lästig. Es wäre notfalls gegangen, aber ich war doch sehr froh, als mir das nette Pärchen anbot, dass sie mir einen größeren Topf leihen können, den sie gerade nicht brauchten. Das Angebot habe ich gerne angenommen. – An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank für die großartige Hilfe unter Fahrradcampern. Ihr seid die Besten, Prost! 🙂
Ich werde den kleinen Topf wohl erstmal im heimischen Garten auf taugliche Gerichte prüfen müssen… oder einfach immer einen großen Topf mitnehmen. Tja, selbst Schuld, wenn man die Dinge nicht schon zuhause testet, sondern erstmals auf Tour. – Naja, zur Not hätte ich auch noch Brühwürfel, eine kl. Nudelsuppe und Bifis fürs Abendessen gehabt. Ich wäre also auch nicht verhungert, wenn das Gericht komplett misslungen wäre. Ganz doof bin ich ja auch nicht…
Die anschließende warme Dusche tat gut! Die Augen zugemacht habe ich dann schließlich gegen 23 Uhr.
Samstag, 17. Juni 2017
Die Nacht war nicht ganz so gut. Einerseits ist die erste Nacht im Zelt meistens etwas unruhiger, weil ungewohnt, aber vor allem taten meine beiden Knie doch ziemlich weh. Muskulär hatte ich keinerlei Beschwerden. Da bin ich scheinbar noch fit genug, aber die dauerhaften bzw. zum Teil krassen Steigungen gingen doch sehr auf die Knie. 🙁
Irgendwann bin ich dann aber doch für etwas länger eingeschlafen und wäre am liebsten noch etwas liegen geblieben, als um 6:15 Uhr der Wecker ging. Aber ich weiß ja, dass ich ohne Hektik ca. 2 Stunden brauche, um aufzustehen, mich frisch zu machen, alles zu packen und auf dem Rad zu verzurren. Da ich diesmal weniger Gepäck dabei hatte, ging es entsprechend etwas schneller. Daher Wecker erst auf 6:15 Uhr statt 6:00 Uhr. 15 Minuten Extraschlaf!
Ich war auf jeden Fall pünktlich um kurz vor 8 Uhr an der Rezeption, um auszuchecken, d.h. den Dusch-Chip abzugeben und die Übernachtung zu bezahlen. Vorher hatte die Rezeption ohnehin nicht auf, wobei mir der freundliche Besitzer(?) am Vorabend sogar angeboten hatte, dass er auch früher da sein könnte, wenn mir 8 Uhr für die Abreise zu spät sei. Da wird Service echt groß geschrieben. Super. – Aber 8 Uhr war für mich ausreichend.
So fuhr ich dann ziemlich genau um 8 Uhr los. Zunächst noch bei der Bäckerei Fonk auf der Hauptstraße vorbei, um 3 belegte Brötchen und ein Teilchen als Tagesverpflegung einzukaufen. Kalte Getränke (Cola in Dosen) hatte ich schon auf dem Campingplatz besorgt.
Kurz noch was zu den Sprachen: Bei der Anreise hatte ich in Troisvierges zwei Passanten gefragt, wie ich am schnellsten zum Campingplatz komme. Ich kannte zwar meine offizielle Route, aber die ging den Berg rauf und ich hatte gehofft, dass es vielleicht einen anderen Weg im Tal gäbe, wo auch der Campingplatz liegt. Die beiden unabhängig voneinander angesprochenen Herren haben meine deutsche Frage zwar nicht so ganz verstanden und auf französisch geantwortet, aber da sie immerhin “Camping” verstanden haben, waren sie doch sehr bemüht, mir mit Händen und Füßen sowie – einer von Ihnen – sogar mit sowas ähnlichem wie Deutsch zu helfen. Die Dame an der Rezeption des Campingplatzes beim Auschecken sprach französich und englisch, der vermutliche Chef auch deutsch. Die beiden freundlichen Damen in der Bäckerei sprachen ebenfalls sehr gut Deutsch (auch untereinander); mit einem sehr charmanten Luxemburgischen Akzent. Ist das schon Luxemburgisch bzw. Lëtzebuergesch wie die Einheimischen sagen; oder vielleicht hochdeutsch mit lëtzebuergeschem Einschlag?
Die Rückfahrt verläuft problemlos. Mein nächtliche Befürchtung, dass die Rückfahrt aufgrund von Knieproblemen evtl. gefährdet sein könnte, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Zwar waren die Kniee immer noch angeschlagen und beschwerten sich etwas, wenn ich zu feste in die Pedale trat bzw. treten musste, wie z. B. an den 10%-Steigungen, aber zum Glück hatte ich das gut im Griff und kam recht flott vorwärts.
Am Vortag hatte ich ja noch etwas über 11,5 h für die Hinfahrt benötigt, für die Rückfahrt jetzt jedoch nur noch genau 10 Stunden, so dass ich bereits um 18 Uhr wieder zuhause war. Dabei hatte ich mit 1:06 h fast genau die gleichen Pausen-/Standzeiten wie auf der Hinfahrt, aber da es auf der Rückfahrt deutlich mehr bergab ging, schnellte der Gesamtschnitt um gut 2 km/h auf 14.4 km/h rauf; das Fahrtmittel (ohne Pausen) betrug sogar 16,2 km/h. Da machten sich die kilometerlangen Abfahrten, die ich trotz wenig Anstrengung mit z. T. mehr als 30 km/h fahren konnte, als Ausgleich zu den langsamen Aufstiegen positiv bemerkbar.
Auf der Hinfahrt hatte ich eine Abfahrt, bei der ich kurzfristig knapp 50 km/h schnell war, aber auf der Rückfahrt habe ich dann hinter Lenglerlach (9,8 km nach dem Start am Campingplatz) mit mindestens 58 km/h den Geschwindigkeitsrekord dieser Tour aufgestellt. Leider konnte ich das Tempo nicht auskosten oder gar für den nächsten Anstieg nutzen. Stattdessen war eine scharfe Bremsung vor der bald folgenden engen Kurve notwendig. Schade… aber hat trotzdem Spaß gemacht. 😀
Das Höhenprofil der Rückfahrt sieht so aus (die Hinfahrt gespiegelt):
Karte (→ Vollbild)
Gezeigt wird die Hinfahrt, aber die Rückfahrt verlief auf exakt der gleichen Strecke.
Fazit
288 km in zwei Tagen durch drei Länder mit einem Gesamtanstieg von 2.864 Höhenmetern.
Eine anstrengende, aber schöne Tour.