Montag, 05.09.2016:

Da ich heute wieder “nur” eine Strecke von 100 km oder vielleicht sogar eher weniger schaffen wollte, hatte ich den Wecker wieder auf 8 Uhr gestellt. Abfahrt um 10 Uhr war OK, aber dadurch, dass ja auch noch das Zelt mitsamt Schlafsack, Isomatte etc. eingepackt werden musste, hat alles noch ein bisschen länger gedauert. Als ich gerade im Zelt dabei war, die Sachen in die Taschen zu packen, regnete es übrigens noch, so dass das Zelt nochmal richtig schön nass wurde. 🙁 Und zur Rezeption musste ich ja auch noch, um die Übernachtung zu bezahlen (10,- €). Dabei wollte die nette Dame von der Rezeption unbedingt mal auf dem Liegerad probesitzen. Nun ja, letztlich bin ich dann erst nach 10:30 Uhr losgekommen. 🙁

Von gestern waren ja alle Sachen, die ich am Körper trug, klamm bis klatschnass. Ich habe die dann zum Trocknen auf Bügel in mein Zelt gehängt. Ja, mein Zeltanbau, der eigentlich primär als Fahrradgarage gedacht war, hat mir gestern schon gute Dienste als großzügige und vor allem trockene Kochstelle geleistet hat, ist hoch genug und hat passende Ösen, um die Sachen dort hinzuhängen; siehe Bild.

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Nur leider war die Luftfeuchtigkeit durch den anhaltenden Regen in der Nacht so hoch, dass die Sachen keine Chance hatten, trocken zu werden. Schade, vor allem, weil auch noch die gute Regenjacke so nass war, dass es keinen großen Spaß machen würde, das klamme Ding wieder anzuziehen. Zum Glück habe ich eine zweite, wenn auch weniger gute Regenjacke eingepackt. Sie hat leider keine Kapuze, sitzt deutlich enger und hat auch keine so tolle variable Lüftungsmöglichkeiten wie die andere Jacke… aber besser als nichts. 😉 Die nassen Sachen habe ich erst mal in eine Tüte verpackt, um sie heute Abend – bei hoffentlich besserem Wetter – trocknen zu lassen.

Das Wetter war erst trüb, also stark bewölkt, aber immerhin trocken. Gegen Mittag kam sogar mal leichter Nieselregen runter, so dass ich meine Zweitregenjacke rausgekramt und angezogen habe. Etwas später wurden die Wolkenlücken immer größer und die Sonne kam immer mehr raus, so dass es mir in der Regenjacke bald schon wieder zu warm wurde und ich sie bei der nächsten Rast ausgezogen habe. Das gute Wetter hielt sich dann bis zum Abend. Es geht wettermäßig also deutlich bergauf. Juchu!

Eine Bäckerei habe ich schon kurz nach dem Start direkt in Zeven gefunden. Um die Suche zu beschleunigen, fragte ich eine Radfahrerin, wo denn die nächste Bäckerei sei. Eine war quasi direkt gegenüber, aber sie empfahl mir stattdessen eine, die 2 Straßen weiter lag, weil es da weniger voll sei. Netter Tipp. Ich kam wirklich sofort dran und die belegten Brötchen waren die besten, die ich bisher auf der Tour gegessen habe. Ähnlich war es übrigens gestern in Glückstadt. Da hatte ich auch einen Passanten (Mann mit Tochter) gefragt. Er verwies mich auf die beiden Bäckereien auf dem Platz gegenüber. Allerdings warnte er mich auch direkt, dass das die nicht so gut seien, weil es eben so System-Bäckereien seien, also kein richtiger alteingesessener Bäcker, der noch vieles/alles selbst macht. Er sollte damit übrigens recht behalten. Der Laden war eine Katastrophe! Die junge Bedienung hatte keine Ahnung und es hat alles sehr lange gedauert. Zur Krönung haben sie die auch noch den Belag so dermaßen in Remoulade ertränkt, dass bei jedem zweiten Biss etwas davon rausquoll und mir auf die Klamotten und/oder den Boden tropfte. Bei meiner Stammbäckerei in Aachen fragen sie wenigstens, ob man Remoulade oder Butter möchte. Ergo: Am besten Passanten fragen, die sich vor Ort auskennen, sich was empfehlen lassen und für einen Geheimtipp lieber einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.

Mein Laune war auf der ersten Etappe von Zeven bis Sottrum mal wieder etwas gedrückt. Vielleicht weil ich noch später als bisher losgekommen bin. Vielleicht weil die Klamotten über Nacht nicht trocken geworden sind. Vielleicht weil ich gehofft hatte, dass es trocken bleibt, aber es nicht so aussah. Vielleicht weil… ach, was weiß ich. – Diesmal habe ich die schlechte Laune jedoch nicht einfach so hingenommen, sondern aktiv dagegen angekämpft, in dem ich Lieder gesungen habe. Keine Sorge, nur, wenn keiner in der Nähe war. 😉 Blöd, wenn einem zunächst nur melancholische Spirituals und Gospels einfallen oder Lieder von denen man neben dem Refrain höchstens noch Fragmente der Strophen zusammenbekommt. Aber gut ist, wenn es trotzdem funktioniert. 😉 Als ich dann mit Sottrum nicht nur die erste Teilstrecke des heutigen Tages erreicht, sondern noch dazu eine Tankstelle mit einer sehr freundlichen und sehr an der Tour interessierten Bedienung gefunden und je ein Radler für Mittagspause und Abendessen eingekauft hatte, war meine Laune wieder gut. Dazu trug allerdings auch das Wetter deutlich bei, denn die Sonne kam raus.

Das nächste große Ziel war Verden an der Aller bzw. die Weser, die kurz dahinter liegt. Bedeutend ist das für mich vor allem deshalb, weil sich die Gesamtstrecke in 4 unterschiedlich lange Teilstücke aufteilt. Die erste Etappe geht von Flensburg nach Verden bzw. die Weser. Diese Etappe habe ich quasi frei – anhand von OpenStreetMap-Karten und den darin verzeichneten Radwegen – geplant. Ab der Weser beginnt für mich das zweite und längste Teilstück der gesamten Tour, denn von der Weser bei Verden bis nach Donauwörth an der Donau (klar, oder?) folge ich dem Deutschland-Radweg D9. Danach folge ich als 3. Etappe bis Ulm dem D6 die Donau hinauf und schließlich folgt als viertes und letztes noch der Illerradweg bis Oberstdorf. Auch, wenn die 4 Etappen sehr unterschiedliche Länge haben, ist es doch ein sehr gutes Gefühl, das erste ca. 300 km lange Teilstück erfolgreich und recht schnell absolviert zu haben. Daher tanzten beim Anblick der Weser die Glückhormone. 😉

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Ursprünglich wollte ich heute bis zum Campingplatz Drakenburg bei/vor Nienburg kommen, was wieder ca. 100 km gewesen wären. Das hätte ich zwar konditionell problemlos geschafft, aber irgendwann am Nachmittag habe ich mir doch überlegt, dass es vielleicht besser wäre, heute nur bis Hoya zu fahren, was dann nur 75 km gewesen wären. Meinen angepeilten Schnitt von 100+ Kilometern pro Tag hätte das nicht gefährdet, weil der erste Tag ja mit 132 km zu Buche schlug. Außerdem würde ich dann mal vor 18 Uhr auf einem Campingplatz eintrudeln und so hoffentlich noch jemanden an der Rezeption antreffen. Außerdem könnte ich aufgrund der früheren Ankunft auch mal früher ins Bett, könnte früher aufstehen, früher losfahren und am nächsten Tag mehr wieder mehr Kilometer schaffen und trotzdem früh einen Campingplatz ansteuern. Es gab also eigentlich fast nur Argumente für einen früheren Halt in Hoya, statt Nienburg. In Hoya schaute ich dann mal genau nach, wo der Campingplatz ist, denn ich war mir nicht sicher, ob der direkt an der D9-Route, die hier zugleich der Weserradweg ist, liegt oder wenigstens ausgeschildert ist. Es stellte sich dann heraus, dass der Campingplatz, den ich in meiner Etappenliste Hoya zugeordnet hatte, in Wirklichkeit einiges vor(!) Hoya liegt. Ich war jetzt aber schon in(!) Hoya. Das hatte ich mir sogar notiert, aber wohl beim letzten Check der Liste nicht bemerkt. Um also zu dem “Hoya-Campingplatz” zu kommen, hätte ich fast 8 km zurück(!) fahren müssen. Aber das wollte ich natürlich auf keinen Fall! Lieber fahre ich nochmal 20 km weiter zum Campingplatz Drakenburg. Das ist dann auch genau der Campingplatz, den ich eigentlich mal als ursprüngliches Ziel des heutigen Tages ausgesucht und den ich mir außerdem als besonders empfehlenswert erachtet hatte, nachdem ich bei der Planung der Übernachtungsmöglichkeiten deren Webseite studiert hatte.

Am ersten Tag habe ich lange gezweifelt, ob ich Hodorf erreiche, aber ich habe es erreicht. Am zweiten Tag wollte ich ursprünglich zelten, hatte mir aufgrund des Regens aber schon vorgenommen, nach einer Unterkunft mit festem Dach zu fragen, aber letztlich blieb mir nichts anderes übrig als – wie geplant – zu zelten. Am dritten Tag hatte ich den Campingplatz Drakenburg als Wunschziel im Hinterkopf, habe dann aber aus guten Gründen den festen Entschluss gefasst, nicht dort hinzufahren, und bin doch dort gelandet. Komisch, bisher sind viele – naja zumindest einige – Pläne nur durch Zufall wahr geworden. Aber das Warum ist ja eigentlich egal, die Hauptsache ist, dass es geklappt hat.

An der Anmeldung war zwar niemand, aber unter der angegebenen Handynummer meldete sich sofort jemand und versprach, mich abzuholen, was dann auch sogleich geschah. Ein netter, älterer Herr kam auf dem Fahrrad angefahren, hat mich freundlich willkommen geheißen und mir alles gezeigt. Super! Und die Übernachtung kostet sogar nur 7,- € für eine Person mit Zelt. Dazu habe ich noch für 2,50 € eine Münze für die Waschmaschine gekauft. Direkt neben meinem Zelt, für das ich auch wieder Stromanschluss habe, steht außerdem eine fest installierte Wäschespinne. Ich habe die feuchten Sachen sofort aufgehängt, allerdings waren sie bis zum endgültigen Sonnenuntergang noch nicht trocken und als ich das nächste Mal geprüft habe, war schon erster Nebel aufgestiegen und die Sachen eher noch feuchter als vorher. Ich habe jetzt die frisch gewaschenen Sachen dazu gehängt und hoffe, dass morgen früh die ersten Sonnenstrahlen die Feuchtigkeit schnell wieder vertreiben. Ein Grund mehr, nicht allzu früh aufzubrechen, damit die Klamotten noch Sonne tanken können. 😉

Thema Gesundheit: Mir geht’s prima! Vorgestern hatte ich zwar einmal ganz kurz ein kleines Zwicken im linken Knie und einmal kurz im Oberschenkel, aber dann war das auch sofort wieder weg. Heute Morgen meldete sich dann aber das linke Knie wieder; nur das linke. Ich habe dann aber ruhig weitergetreten, nochmal verstärkt darauf geachtet, an Steigungen rechtzeitig runterzuschalten und z. B. beim Anfahren oder an Steigungen etwas stärker mit rechts zu treten. Das hat gut funktioniert. Je länger ich fuhr, desto seltener meldete sich das linke Knie und am Ende hatte ich es schon fast vergessen. Vielleicht habe ich gestern auch einfach nur zu viel gekniet im Zelt? Wer weiß… – Ich denke jedenfalls nicht, dass es was Schlimmes ist, denn ich habe ja heute immerhin auch 95 km geschafft, wobei es sogar immer besser wurde.

Und hier noch er GPS-Track der heutigen Strecke. Die Farben des Tracks zeigen wieder die relativen Höhen: Blau für tief und je heller das grün, desto höher. – Alles sehr entspannt heute. Kaum Steigungen, kein andauerndes Auf und Ab. Wunderbar. 🙂

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Sonntag, 04.09.2016:

Da es gestern Abend recht spät wurde, habe ich mir gegönnt, den Wecker auf 8 Uhr zu stellen. Aufgewacht bin ich sogar schon um 7:55 Uhr. Am liebsten hätte ich mich zwar wieder umgedreht und weitergeschlafen, aber es sollte ja mit der Tour weitergehen. Es hatte fast die ganze Nacht geregnet und auch am Morgen noch gelegentlich.

Ich hatte gehofft, am Tag 2 schneller zu sein mit Packen, Beladen usw… und das war ich auch, aber nur wenige Minuten, so dass ich doch erst wieder knapp 2 Stunden nach dem Wecker losfuhr. Diesmal also sogar erst um 10 Uhr, dennoch war ich vorsichtig optimistisch, die 100 km bis zum Campingplatz in Zeven zu schaffen und nicht erst wieder nach 20 Uhr anzukommen. Vorher hatte ich eh keine Unterkunft auf meiner Liste.

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Abfahrbereit vor dem Campingwagen am Fährhaus Hodorf.

Von Hodorf ging es zunächst nach Glücksstadt, wo ich mir zwei belegte Brötchen und – wie gestern schon – eine kleine 0,5 l Flasche Cola geholt habe. Das eine Brötchen habe ich auf der Fähre gegessen, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Von der Zeit her war das allerdings eher ein Mittagessen statt ein Frühstück… also, ich hatte quasi ein Frikadellenbrötchen zum Brunch. 😉

Das andere Brötchen ist für später gedacht, weil – wie schon gestern – zu befürchten war, dass es unterwegs keine/kaum Orte gibt, die groß genug sind, um einen Bäcker zu haben, der noch dazu am Sonntag auf hat. Tankstellen sind auf dem Land scheinbar auch eher rar gesät. Und so war es dann auch. Daher war ich froh, ca. 2,5 Stunden später eine Rast in einem Bushäuschen zu machen und das Käsebrötchen zu essen. Weitere 2 Stunden später fand ich in Bremervörde eine Tankstelle und füllte die Energievorräte mit einem großen Twix und einem Radler wieder auf, um für die heutige Schlussetappe nach Zeven gerüstet zu sein. Natürlich kam ein zweites Radler fürs Abendessen mit. 🙂 Beim Neukauf von Getränken an den Tankstellen habe ich meist die alten, leeren Flaschen oder Dosen zurückgegeben, um Platz zu schaffen und das Pfand zurück zu erhalten.

Apropos Bushäuschen, kurz hinter Hodorf fand ich das folgende Bushäuschen. Sowas habe ich noch nie gesehen. Gemütlicher geht’s wohl kaum! p1000250

p1000257Die Fahrt mit der Elbfähre war prima. Es gab in Glückstadt eine lange Schlange mit Autos, die darauf warteten übersetzen zu können. Ich musste mich jedoch nicht hinten anstellen, sondern konnte auf dem Fuß- und Radweg bis ganz nach vorne vorfahren. Als ich ankam, war auch schon eine Fähre dabei anzulegen. Nachdem alle Fahrzeuge die Fähre verlassen hatten, konnte ich mit meinem Rad als erstes die Fähre entern.

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Stefan auf der Elbfähre

Auf der Fähre gab es – neben dem schon erwähnten Brötchen – auch ein nettes Gespräch mit zwei älteren Herren, die wohl öfters Touren zusammen unternehmen. Diesmal zwar nur eine kurze 2-Tagestour, aber den Weserradweg kannten sie wohl auch schon. Nach der Überfahrt durfte ich wiederum die Fähre als erster verlassen. 🙂

Thema Steigungen: Gestern hat mich das ständige Auf und Ab, ja noch kräftig geärgert. Heute waren die ersten ca. 50 Kilometer fast topfeben. Die zweiten 50 km hatten zwar ein paar Steigungen und Gefälle mit drin, aber wesentlich weniger als gestern. Sehr angenehm. Auch das trug zur guten Laune bei.

Heute bin ich den ganzen Tag nur in Regenklamotten gefahren, und es hat auch immer mal wieder kurze Schauer gegeben… aber auch sonnige Abschnitte, die allerdings in den Regenklamotten eher unangenehm waren. Regensachen ausziehen war aber auch keine Option, da die nächsten dunklen Wolken nie weit waren. Die Regensachen haben sich auch super bewährt, denn bei den diversen “normalen” Schauern ist kein Regen in die Kleidung eingedrungen. – Der Härtetest in Sachen Regen für meine Ausrüstung begann dann sehr plötzlich gegen 17:15 Uhr zwischen Bremervörde und Zeven. Da hat mich eine Starkregengewitterfront erwischt, bei der es wie aus Kübeln goss, allerdings kam der Regen selten von oben, sondern meist von rechts horizontal angerauscht. Zu dem Zeitpunkt fuhr ich gerade auf dem Radweg neben der B71 und es ging eben (oder sogar leicht bergab) immer nur geradeaus, so dass ich trotz schlechter Sicht durch den Starkregen mit vollem Tempo weiterfahren konnte. Das Ziel lag ja nur noch eine Stunde entfernt. – Die Regenklamotten kamen dabei dann doch an ihre Grenzen. Alle Taschen haben jedoch perfekt dicht gehalten. Das ist ja das Wichtigste. – Nach dem kräftigen Guss kam übrigens sofort strahlender Sonnenschein raus; genau genommen sogar noch während des ausklingenden Regens, denn es gab einen schönen kompletten Regenbogen.

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Als ich dann gegen 18:30 Uhr endlich auf dem Campingplatz Sonnenkamp in Zeven ankam, war natürlich niemand mehr an der Rezeption (Sonntags nur bis 17:30 besetzt). Kein Problem, denke ich und rufe die angegebene 24-h-Rufnummer an, aber auch nach zwei Versuchen ging dort niemand ran. 🙁 Die einzige Hoffnung war, dass man in dem italienischen Restaurant neben dem Gelände eine Nummer hatte, unter der wirklich noch jemand zu erreichen ist. Die hatte der Inhaber zwar nicht, aber er meinte, ich könne einfach aufs Gelände fahren und mir einen Platz aussuchen. Es gäbe überall Strom und Wasseranschlüsse etc. und die Anmeldung könne ich dann ja morgen früh nachholen, wenn wieder jemand da ist. – Aufgrund des Regens hatte ich ja wieder ein bisschen mit einer festeren Behausung geliebäugelt, aber das ging jetzt natürlich nicht. Also habe ich in einer trockenen Phase mein Zelt aufgebaut. Zum Glück habe ich auch den Zeltanbau als Fahrradgarage mit, denn als ich gerade alles aufgebaut hatte, fing es wieder an zu regnen. Also habe ich nur noch schnell das noch bepackte Rad ins Zelt geschoben und konnte dann in Ruhe alles im Trockenen auspacken und mir dort – neben meinem Rad – nach dem Duschen auch mit dem Trangia ein Abendessen kochen. Sehr praktisch. – Das einzig unangenehme waren nur die vielen Schnaken, also diese harmlosen, aber lästigen, langbeinigen, fliegenden Viecher, die sich scharenweise um meine kleine Deckentaschenlampe bzw. später dann um den ausbrennenden Trangia versammelt haben. Den Kontakt mit dem Feuer haben die meisten nicht überlebt. Doofe, lebensmüde Viecher! Im Gegensatz zu meinem Schlafzelt, hat der Anbau nämlich kein Innenzelt zum Schutz vor Insekten, aber praktisch ist er dennoch sehr, da er Platz satt bietet.

Zur Stimmungslage: Die war heute ganztägig prima! 🙂

Ich habe morgens wieder länger gebraucht als gehofft und bin erst spät losgefahren, aber ich fand es nicht schlimm. Es hat immer wieder geregnet, aber ich fand es nicht schlimm. Ich bin wieder spontan von der vorher geplanten Route abgewichen, aber es war nicht schlimm. – All die Dinge, die mich gestern noch gestört hätten, waren mir heute egal, denn es gehört dazu und irgendwie wird’s schon klappen.
Und wenn man dem Körper regelmäßig Energienachschub liefert, beschwert er sich auch gar nicht so. 😉

Mit dem heutigen Tag war ich also noch viel zufriedener als gestern und ich habe so langsam das Gefühl, einigermaßen auf der Tour angekommen zu sein. Morgen werde ich schon die Weser erreichen, so dass sogar die spontane Routenumplanerei weitestgehend wegfallen sollte, da ich – entsprechend dem Radweg D9 – für eine ganze Zeit lang einfach immer an der Weser fahren möchte. Entlang der Weser gibt es auch mehr größere Orte und mehr Campingplätze als hier oben im Norden, so dass die Fahrt grundsätzlich entspannter wird, da ich nicht unbedingt eine bestimmte km-Zahl bis zu einem Ziel erreichen muss, sondern wirklich ziemlich frei fahren kann, bis ich keine Lust mehr habe bzw. es Zeit wird für das Nachtlager. – Ursprünglich dachte ich, dass es gerade am ersten Tag kein Problem ist, eine besonders lange Strecke zu fahren, weil man da noch besonders motiviert und fit ist, aber jetzt weiß ich, dass man – zumindest, wenn man (wie ich) noch keine Erfahrung mit solchen Touren hat – es gerade am Anfang etwas ruhiger angeben lassen sollte, da das unbedingte Erreichen-Müssen weit entfernter Ziele Stress verursacht, weil – wie man gestern gesehen hat – gerne mal unvorhergesehene Probleme auftreten.

Und hier noch er GPS-Track der heutigen Strecke. Die Farben des Tracks zeigen wieder die relativen Höhen: Blau für tief und je heller das grün, desto höher.

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Und noch ein Tipp zum Schluss: Wer eine gut zu fahrende Strecke sucht, ist mit der Rad-Navigation von Google Maps nicht immer gut bedient. 🙁 Kurz vor dem Campingplatz hat mich die Google-Rad-Navigation über eine vermeintliche Abkürzung zum Campingplatz gelotst. Kurz war sie vermutlich, aber dafür ging es sandige Feldwege bergauf, schlammige Waldwege bergab usw. Ich glaube, da wäre ich in diesem Fall mit der Auto-Navigation besser gefahren…