D-Tour 2022 – Tag 9 – Weimar – Eisenberg

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Bericht – Mo, 23.05.2022

Redaktioneller Hinweis: Ich habe das umfangreiche Update zum gestrigen Tag fertig.

“Wie, heute nur popelige 63 km? Schwächelt der nach den gestrigen 125 km etwas jetzt?” werdet ihr vielleicht denken. Nein, ich fühlte mich gestern Abend und auch heute morgen ziemlich gut. Die Knie werden ja eh täglich besser und die Beinmuskulatur sagt zwar, dass sie was von gestern merkt, aber sie im Wesentlichen für viele weitere Kilometer bereit ist. Es sind mal wieder taktische Gründe, die zu der Entscheidung geführt haben. Zwar hätte ich einen Campingplatz in 100+ km erreichen können, aber dann wäre es wieder spät geworden (und ich hatte ja gestern meinen Tagesbericht schon nicht geschafft und habe was aufzuholen), für den Abend war Regen angekündigt und ich sollte man wieder Wäsche waschen, wobei das Trocknen im Zimmer einer Jugendherberge wesentlich besser geht als im Zelt. Darüber hinaus habe ich mal ein bisschen auf die nächsten Tage und potentielle Übernachtungsplätze geschaut, und da würde es sich ganz gut mit längeren Etappen einfügen, wenn ich heute nur relativ kurz fahre.

Also habe ich schon heute morgen bei der Jugendherberge Froschmühle kurz vor Eisenberg angerufen und gefragt, ob ich da heute übernachten könnte. Die Antwort der sehr freundlichen Herbergsmutter war zunächst “Nein, das ganze Haus ist komplett voll mit 4 Schulklassen”… aber, wenn ich ein Zelt dabei hätte, könnte ich auch auf der Wiese hinter dem Haus zelten. Ich sagte, dass das eine Möglichkeit wäre, ich aber für heute lieber trocken übernachten würde. Hmm, ja, sie hätten da noch diesen Bungalow, den sie aber normalerweise nicht an Gäste vermieten würden – nur im Notfall. Wie sie es sagte, habe ich aber schon rausgehört, dass ich dieser “Notfall” wohl sein könnte.

So macht ich mich dann um 10:30 Uhr auf den Weg. Erste Station Jena. An die Stadt habe ich eine gute Erinnerung, weil wir auf unserer West-Ost-Familien-Wohnmobiltour auf einem sehr schönen Campingplatz in Jena gestanden haben. Die Rezeption (und gleichzeitig Bücherei) ist ein ausrangierter Straßenbahn-Waggon. Aber diesmal ging es recht schnell durch die Stadt durch. Keine wesentlichen Sehenswürdigkeite an der Strecke; nur der omnipräsente große Turm, also dieses für eine solche nicht allzu große Stadt irgendwie ungewöhnlich hohe Hochhaus, taucht in der Stadt immer wieder im Blickfeld auf.

Auf das Schild der Paradiesstraße hat jemand ein Figürchen gesetzt, Dank einer roten Ampel konnte ich den Blick etwas schweifen lassen. Vom Liegerad aus auch bequem nach oben. Sonst wäre mir dieses Kleinod sicher entgangen. 🙂

Durch Jena fließt übrigens die Saale. Hallo, Saale! Ist nicht böse gemeint, aber Du siehst auch nicht viel anders aus als die ganzen anderen Flüsse und Flüsschen, die ich schon kennengelernt habe. Trotzdem alles Gute, denn ich muss Dich bald schon wieder verlassen. [Anm. Tina: 😉 Er redet schon mit Flüssen … oh-oh …]

In Jena gibt’s übrigens auch Nashörner… also, naja zumindest eines…. aus Stein. Was es da so alleine macht und warum es da so steht, hat es mir leider nicht verraten.

Im Süden von Jena gibt es ein Areal mit vielen solcher großen Wohnsilos. Viele Leute auf kleinem Raum. Sieht aber zumindest renoviert aus und grenzt auch direkt an Parks; die Saale und die A4 verschwindet daneben in einem Tunnel.

Ein ganzes Stück weiter steht an einer recht einsamen Stelle im Wald direkt neben einer A4-Autobahnbrücke dieser nackte Steinmann. Warum? Und was wollte uns der Künstler damit sagen? Noch dazu scheint das eine eher einsame Stelle zu sein, denn normalerweise kommt man da auf dem normalen Radweg nicht vorbei. Ich war einmal im Wald falsch bzw. nicht abgebogen und mich (unnötig) einige Steigungen raufgequält, als ich den hier sah. Dann erst habe ich bemerkt, dass ich falsch bin und habe umgedreht. Übrigens, wenden auf engem Raum war mit dem etwas sperrigen Liegedreirad noch nie so ganz einfach, aber jetzt – mit Anhänger – ist es mit dem kompletten Gespann noch schwieriger geworden. Wendekreis wie ein LKW. Allerdings kann ich notfalls absteigen und Rad und/oder Anhänger auch mal hochheben und umsetzen, wenn’s nicht anders geht. Das habe ich bei LKWs noch nicht gesehen, dass das ein Fahrer gemacht hat. ;–)

Ich glaube, bisher kannte ich Bilder von Schildern, die langsam vom Baum “aufgefressen” werden, nur aus dem Internet. Jetzt habe ich eines live gesehen. Schon krass, was Bäume so können.

Ein “lost place”, ein verlassener Ort. Wer würde da nicht auch gerne in die Zeit zurückreisen, als das hier noch ein geschäftiger Ort war?

Im Wald hat’s auch Trolle, aber dieser hier war ganz harmlos. Hat mich in Ruhe gelassen und keinen dummen Spruch gemacht…. im Gegensatz zu Trollen im Internet. Am besten ignorieren, oder – wie in diesem Fall – fotografieren.

Weit war es dann auch nicht mehr bis zur Unterkunft, aber kurz vor der Jugendherberge sind mir noch gleich zwei Malheure passiert. Vielleicht hängen die miteinander zusammen, vielleicht auch nicht.

  1. Vor und nach einem Ausflugslokal waren so Hubel auf der Straße montiert, damit Autos da nicht zu schnell fahren. Den ersten hatte ich noch gesehen und bin langsam drüber gefahren. Da es schon wieder bergab ging, wurde ich danach recht bald schneller, wurde dann aber vom zweiten Hubel überrascht, weil ich gerade noch nach einem Schild geschaut hatte. Scheinbar war bei der linken Außentasche die Verriegelung heute morgen nicht ganz eingerastet, so dass die Tasche sich durch den Schlag von unten aus dem Gepäckträger gelöst hat und ein paar Meter über den Asphalt mitgeschleift wurde. Das hält selbst die beste Tasche nicht aus. Sie hat jetzt ein schlitzförmiges Loch unten vorne und ist damit natürlich nicht mehr wasserdicht/regensicher. Blöd, da sollte ich wohl jetzt zusätzlich alles in einen Müllsack einpacken. Zum Glück habe ich welche für solche und ähnliche Fälle eingepackt. Die schöne Orignal-Tasche von meinem trangia-Brennspiritus-Kocher-Set hat’s auch erwischt und sogar von der traniga Pfanne ist am Rand etwas abgeschürft. Nicht tragisch, aber trotzdem unschön. Sehr ärgerlich. – Ich glaube kaum, dass es klappt, aber ich kann mich ja mal nach einer neuen Tasche in gleicher Größe umsehen.
  2. Am Hinterrad ist eine Speiche gebrochen. Zum Glück jetzt erst mal nur eine… und Schlauch und Reifen sind auch heile geblieben, aber trotzdem doof. – 2016 waren drei Speichen gebrochen, der Reifen geplatzt und ich hatte dann eine große Acht in der Felge. – Diesmal ging es glimpflich ab und aktuell tut/fährt noch alles, aber das kann so natürlich nicht bleiben. Werde also morgen eine Fahrradwerkstatt aufsuchen müssen. In Gera habe ich mehrere, gut bewertete direkt in Streckennähe gefunden, so dass ich hoffentlich mit vorsichtiger Fahrweise bis da hin komme. Ansonsten rufe ich notfalls den ADFC an, um mich zur nächsten Werkstatt abzuschleppen Das ist einer der Vorteile, die man als ADFC-Mitglied hat. Solltet Ihr auch mal überlegen, ob ihr nicht Mitglied werden wollt, denn die tun ja auch politisch einiges für den Radverkehr. Ansonsten, beim komoot Premium-Abo ist sowas auch mit dabei. Gibt also einige Möglichkeiten, um an Pannenhilfe für Radfahrer zu kommen.

Das Blöde ist nur, dass mich die Reparatur viel Zeit kosten wird, wenn die überhaupt passende Speichen zur Verfügung haben und das reparieren können. Dabei hatte ich für morgen einen Campingplatz in 100+ km anvisiert und übermorgen auch. Das käme ausnahmsweise mal alles ganz gut hin… aber mit der notwendigen Reparatur wird das vermutlich nix. Da muss ich die Übernachtungen der nächsten Tage nochmal ganz neu überdenken und vermutlich umplanen. Wäre echt doof, wenn es dann wieder nicht so passt mit den Etappenlängen… aber egal… irgendwie, irgendwo, irgendwann werde ich schon ankommen.

Als ich dann die Herbergsmutter getroffen habe, verkündete sie freudestrahlend, dass sie nun sogar doch ein normales Zimmer für mich hätte, weil die Klassen sich so sortiert hätten, dass ein Zimmer weniger benötigt wurde. So habe ich jetzt ein nettes kleines 2-Bett-Zimmer unterm Dach. Dazu muss man wissen, dass ich in Jugenherbergen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer Zimmer ganz oben oder zumindest ganz hinten am Ende eines langen Ganges bekomme. Das war schon 2016 so. Ist sicher alles Zufall, aber trotzdem (un-)gemein viel Schlepperei. – Egal, ich konnte duschen, meine Wäsche ist gewaschen und kann trocknen und mein Fahrrad steht auch gut im Schuppen. Gekocht habe ich mir natürlich auch wieder was, draußen auf schönen, rustikalen, überdachten Bänken/Tischen. Währendessen aßen die Schulklassen drinnen oder warteten/spielten draußen, bis die nächste Klasse essen durfte.

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Stefan Leupers ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seinen ersten Computer bekam er 1984 mit 11 Jahren. Er studierte Diplom-Informatik an der RWTH Aachen und beschäftigt sich seit 1993 mit Linux. Zu seinen Interessentgebieten zählen seit dem Studium Kommunikationssysteme sowie seit 2013 auch Heimautomation; insbesondere FHEM. Seit 2016 fährt er Liegedreirad und seit 2018 Elektroauto. Die Elektroautos werden - zumindest von Frühling bis Herbst - vorwiegend mit selbst erzeugtem PV-Strom vom eigenen Dach geladen.