D-Tour 2022 – Tag 12 – Naundorf – Dresden

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Bericht – Do, 26.05.2022

Ich habe ganz gut im Freibad geschlafen, welches ich über Nacht für mich alleine hatte. Hier ein paar morgendliche Impressionen des Geländes. Bei Sonnenschein und 25 °C oder mehr bestimmt echt nett. Wenn ich es richtig verstanden habe, finden heute auf jeden Fall ein paar Vatertagsfeierlichkeiten statt. Das Wetter ist heute wohl nicht so richtig Freibad-tauglich, aber zum gemütlichen Beisammensitzen reicht’s bestimmt.

Und hier konnte ich mein Rad parken und mein Zelt aufschlagen. Es hat nicht geregnet, aber selbst das wäre hier kein Problem gewesen. – Obwohl sie ja offiziell kein Campingplatz sind, haben wohl schön öfter mal Wanderer und Radfahrer dort übernachtet. Also, wenn ihr eine Unterkunft braucht, traut Euch und fragt beim Freibad Naundorf nach! Die Leute da sind sehr nett.

Da ich heute etwas weniger abzubauen und einzupacken hatte, ging es bereits um 9 Uhr los, obwohl der Wecker auf 7:30 Uhr stand. Also gute Voraussetzungen, um heute richtig weit zu kommen. Leider ging es sehr bald schon wieder im Wald auf schlechtem Untergrund steil bergauf. Das war mal wieder sehr grenzwertig! Für E-Montainbiker ohne Gepäck vielleicht noch OK, aber nicht für Tourenradler. Naja, trotzdem wieder mal geschafft… und aufgrund des besseren Fitnesszustandes auch lockerer genommen als noch am Anfang in der Eifel und an der Sieg.

Fast ganz oben dann u.a. dieses Forstfahrzeug gesehen. joa, mit den Ketten ordentlich geländegängig.

Wenn jemand einen Grund sucht, ich habe in Sachsen einen guten Grund gefunden. 😉

Endlich ganz oben angekommen. Wieder mal schöne Aussicht mit viel Grün… leider fehlt noch das Blau im Himmel, so dass ich bei den Abfahrten die Fahrradweste zugemacht habe, damit der Körper durch den Fahrtwind nicht zu sehr auskühlt. Bei den Steigungen war das logischerweise nicht nötig. Da habe ich die Weste immer schnell wieder aufgemacht und trotzdem viel geschwitzt.

In Tharandt gibt es hoch oben über der Stadt ein Schloss und eine Burgruine. Wer länger in der Gegend ist, kann sich das sicher mal anschauen.

In Freital gibt es nicht nur schöne Gebäude wie dieses hier, sondern auch – auf Tour an einem Feiertag noch wichtiger – auch endlich eine Tankstelle, an der ich mich mit Verpflegung versorgen kann, weil Bäckereien heute i.d.R. geschlossen haben. Sonn- und Feiertag sind auf Tour echt doof, weil man sich für die Tagesverpflegung normalerweise auf Bäckereien verlässt. In der Tanke habe ich mir heute sogar eine Bockwurst im Brötchen gegönnt und sofort gegessen, weil der Hunger mittlerweile recht groß war. Normalerweise fahre ich ja morgens erstmal ca. eine Stunde, manchmal auch 1,5 Stunden, aber heute waren es fast 3 Stunden und 30 Kilometer, bevor endlich eine Tankstelle nah an der Strecke liegt. Also spätes “Früh”stück um kurz vor 12 Uhr.

Kurz nach der Rast habe ich übrigens einem Campingplatz südlich von Neustadt in Sachsen angerufen. Das wären dann heute ca. 100 km und sollte, trotz diverser Steigungen eigentlich machbar sein, weil ich ja schön früh losgekommen bin. Außerdem sagte die Dame, dass ich mich einfach irgendwo hinstellen könne, falls ich erst nach 20 Uhr kommen würde, weil dann die Rezeption nicht mehr besetzt ist. Das wäre kein Problem, denn duschen geht so (ohne Duschmarken), und Strom kann ich mir auch anschließen. Die Kästen sind nicht verschlossen. Alles absolut perfekt. Genauso mag ich das. Einfach und unkompliziert. Ankommen, wann man will und dann eben einfach morgens vor der Abfahrt noch schnell zahlen und wieder weg. Das Wetter wurde langsam besser, gegessen habe ich auch gut, bis nach Dresden ist es nicht mehr weit und zur Elbe geht’s quasi nur noch bergab und die abendliche Unterkunft ist gesichert. Alles super! Gute Laune bei mir.

Interessanter Turm kurz nach dem Ortseingang von Dresden; laut Karte von einer ehemaligen Weizenmühle.

Als ich dann nach ca. 40 Kilmetern gerade in Höhe des Bahnhofs Dresden-Mitte bin, also schon ganz knapp vor der historischen Altstadt und der Elbe, habe ich plötzlich massive Schaltprobleme, d.h. der Drehgriff des Pinion-Getriebes lässt sich nicht mehr bewegen. Ich habe aktuell den 1. Gang drin. Damit kann ich auch fahren, aber hochschalten geht nicht mehr. Die Verbindungen zwischen Drehgriff und Getriebe sehen eigentlich alle gut aus. Kein Problem erkennbar. Was für ein Mist! Ich wollte doch jetzt gemütlich entlang des offiziellen D4-Radwegs Dresden-Sightseeing vom Rad aus machen und dann noch 60 km weiterfahren, um den beschriebenen Campingplatz zu erreichen. Aber das geht sicher nicht nur im 1. Gang. Ok, wäre schlimmer, wenn ein hoher Gang drin wäre, aber nur im 1. Gang wird das auch nix. Tja, und da heute leider Feiertag ist, haben nicht nur Bäckereien, sondern natürlich auch Fahrrad-Werkstätten geschlossen. Also muss ich in Dresden übernachten und morgen früh direkt in eine Werkstatt. Am besten in eine, die sich mit Pinion auskennt. Zum Glück bin ich in einer Großstadt, so dass ich auf der Pinion-Webseite gleich mehrere Partner in Dresden finde. Hoffentlich können die mir dann morgen helfen. – Genauso spontan, wie das Rad kaputtging, habe ich dann die nächstgelegene Jugenherberge in Dresden angerufen (es gibt mehrere) und gefragt, ob die ein Zimmer für mich und einen sicheren Platz für mein Fahrrad hätten. Beides wurde mit “ja” beantwortet. Die Jugendherberge war nur ca. 2 km entfernt und somit trotz langsamer Fahrt recht schnell erreicht.

Wow, DAS ist schon mehr Hotel als Jugendherberge, aber nur für Mitglieder. Laut Eigenauskunft die größte Jugendherberge Sachsens. Eine Rezeption, die 24 h am Tag besetzt ist, kostenloses WLAN und ich konnte sogar für nur 2,- € meine Wäsche waschen. So ist das wenigstens auch schon mal wieder erledigt. Tja, und das Dresden-Sightseeing habe ich dann nicht per Rad, sondern zu Fuß erledigt. Zwar war ich schon 2002 mit Tina und 2018 mit der ganzen Familie in Dresden, aber die Stadt hat einfach so viele schöne Ecken, die man sich einfach immer wieder gerne anschaut. Außerdem lädt so eine Stadt mit ihren vielen Lokalen natürlich dazu ein, sich auch mal ein bisschen für das bisher Geleistete zu belohnen. Ich habe jetzt fast 1000 Kilometer und es immerhin schon bis Dresden und zur Elbe geschafft. Bis Zittau ist es quasi nur noch ein Katzensprung. Sieht jedenfalls auf der Fortschrittskarte schon ganz gut aus, oder? – Also habe ich mich recht schnell damit abgefunden, den Nachmittag und die Nacht in Dresden zu verbringen. Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus! Ok, bei mir war es genauer gesagt keine Limonade, sondern ein ca. 7 km Sightseeing-Rundgang, ein Radler, ein Wiener Schnitzel und ein Eis. 😉

Die üblichen Highlights, aber trotzdem schön:

Zwinger von der Südseite von außen.

Nordseite des Zwingers von innen. Die Aufnahme gefällt mir besonders gut. Kaum zu glauben, dass alle Bilder immer nur mit der Handykamera gemacht wurden. Ok, immerhin ein Samsung S10, welches mal das Spitzenmodell war, aber trotzdem.

Aktuell sind übrigens große Teile des Innenhofs gesperrt, weil dort Ausgrabungen stattfinden, um die Geschichte des Zwingers besser untersuchen zu können.

Die Semperoper (auch bekannt aus der Radeberger-Werbung):

Das Residenzschloss mit Schlosskirche:

Und der erste Blick auf die Elbe!

Zweiter Blick auf die Elbe. Aktuell ziemliches Niedrigwasser. Kurze Zeit später stehe ich unten am Strand am Rand des Wasser (siehe auch die beiden folgenden Bilder). Am Strand und vor allem auf der Wiese und den Terassen darüber tummelten sich übrigens jede Menge Leute. Viele Leute sind da bei gutem Wetter sicher oft, aber diesmal waren viele davon angetrunken und es ertönten allerorts Schlager und Ballermann-Hits aus mobilen Boxen. Vatertag in Dresden fühlt ich ein bisschen an wie Karnveval in Köln. Nur sind die wenigsten verkleidet. Da kann man jetzt genervt sein, ich fand’s allerdings eher unterhaltsam… und etwas Gute-Laune-Musik kann ich aktuell durchaus vertragen. – Übrigens sind mir die Männerhorden mit Bierflaschen, Kippen und Musik (teilweise aber auch ganze Familien) nicht nur in Dresden begegnet, sondern eigentlich in jedem Dorf und auf jedem Waldweg auf dem 40 Kilometern. Heute waren echt alle auf den Beinen.

Und jetzt zwei Dresden-Ansichten von der anderen Elbe-Seite, also vom Nordufer. Direkt am Wasser. Ich habe den Track meiner kleinen Wanderung aufgezeichnet (siehe kleiner Kringel in Dresden) und laut Karte stehe ich da schon im Fluss. Also ist die Elbe normalerweise deutlich höher.

Und hier ist einfach mal so eine Kette im Boden befestigt. Was die da wohl mal festgehalten hat? Scheint aber gerissen zu sein. Heute auch recht weit weg vom Wasser, aber das ist sicher oft anders.

Und hier ein kleiner Zufluss der Elbe vor der Altstadtkulisse. Ich habe erst später gesehen, dass sich der Kirchturm perfekt darin spiegelt. 🙂

Auch nördlich der Elbe hat Dresden sehr imposante Gebäude zu bieten. Dieses hier beherbergen die sächsichen Kultus- und Finanzministerien. Wir sind immerhin in Sachsens Landeshauptstadt. Nach Erfurt also schon die zweite Landeshauptstadt, die ich besuche.

Und nochmal das ganze Panorama. Dresden ist einfach eine schöne Stadt. Sie wird ja auch Elb-Florenz genannt.

Ok, zugegeben, es gibt in Dresden auch eher hässliche Ecken. Die Stadt wurde in Zweiten Weltkrieg ja auch sehr stark zerstört. Zum Glück sind aber viele historische Gebäude erhalten geblieben oder wieder sehr schön restauriert worden.

Apropos restauriert. Die wiederaufgebaute Frauenkirche bildet im Wesentlichen den krönenden Abschluss meiner Tour. Echt toll, dass sie die genauso schön wieder aufgebaut haben, wie sie früher mal war. Und, dass sie sogar noch einige erhaltene Originalsteine an der jeweiligen Originalposition wieder mit eingebaut haben und wirklich grandios. Die dunklen Steine sind alt (auf dieser Seite recht wenige), die neuen hell. Das muss ein riesiges Puzzle gewesen sein. Eine Meisterleistung! Natürlich damals im 18. Jahrhundert bei der Erst-Erbauung, aber auch noch im ausgehenden 20. Jahrhundert bei der Wieder-Errichtung.

Ergo: Neue Radprobleme, aber immerhin 42 km weiter gekommen (heute ohne weitere Speichenbrüche) und eine schöne 7 km Fußrunde durch Dresden gemacht und mir mal was gegönnt. Mal sehen, was der morgige Tag bringt…

Hier müsste ich jetzt eigentlich die Melodie vom Ende der Lindenstraße einspielen… denn das ist ja schon wieder so ein unfreiwilliger Cliffhanger. Vor ein paar Tagen hatte ich Euch abends vom ersten Speichenbruch erzählt, jetzt von den Schaltproblemen. – Wenn Ihr wissen wollt, wie’s weitergeht, schaut morgen wieder rein. Ich bin selbst gespannt…

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Stefan Leupers ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seinen ersten Computer bekam er 1984 mit 11 Jahren. Er studierte Diplom-Informatik an der RWTH Aachen und beschäftigt sich seit 1993 mit Linux. Zu seinen Interessentgebieten zählen seit dem Studium Kommunikationssysteme sowie seit 2013 auch Heimautomation; insbesondere FHEM. Seit 2016 fährt er Liegedreirad und seit 2018 Elektroauto. Die Elektroautos werden - zumindest von Frühling bis Herbst - vorwiegend mit selbst erzeugtem PV-Strom vom eigenen Dach geladen.