D-Tour 2022 – Tag 22 – Berlin – Rädigke

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Bericht – So, 05.06.2022

Nachtrag zu gestern: Mit Berlin habe ich das 7. Bundesland erreicht.

Gestern Abend wurde es wieder recht spät, da ich lange gefahren bin und es sehr viel zu bloggen gab. Eigentlich wollte ich etwas länger schlafen, aber die direkten Nachbarn auf dem Campingplatz haben kleine Kinder, welche eher früh wach (und laut) sind. Also recht wenig geschlafen… und außerdem fühle ich mich ohnehin etwas ausgepowert und leer. Zum einen habe ich die letzten drei Tage jeweils mit über 110 km schon ordentlich Kilometer geschrubbt und zum anderen habe ich mit der absolvierten West-Ost-Durchquerung und dem Erreichen von Berlin jetzt meine wesentlichen, persönlichen Highlights abgehakt. Aktuell fühlt sich die Fahrt nach Hause noch nicht so ganz motivierend an, vermutlich, weil es schon noch recht weit ist. Des Weiteren sieht es mit Campinplätzen in guter Reichweite möglichst nah an der Strecke wieder etwas mau aus, so dass ich noch kein richtiges Tagesziel habe, sondern erst mal losfahren und später schauen werden, wo ich unterkomme. Als ob das nicht reicht, meldete sich bereits 400 Meter nach dem Start die erste Speiche. (Immerhin blieb es heute auf den weiteren 78 km dabei. Also heute tatsächlich nur eine Ersatzspeiche benötigt.) – Egal warum, jedesfalls hat meine Motivation heute eine kleine Delle, so dass ich etwas gebraucht habe, in die heutige Etappe reinzukommen. Richtig los ging es nach dem Speichenwechsel gegen 10:30 Uhr.

Schon nach kurzer Fahrzeit komme ich von Berlin nach Potsdam und damit schon in die vierte Landeshauptstadt (nach Erfurt, Dresden und Berlin). In Babelsberg – nein, nicht in den Film-Studios, sondern in dem Potsdamer Stadtteil – finde ich trotz des heutigen Sonntags eine offene Bäckerei mit vollständigem Sortiment, so dass ich mich – wie üblich – mit zwei belegten Brötchen (die hier aber Schrippen heißen), einem Teilchen und etwas Cola eindecke. Es wird heute ein heißer Tag werden, wie auch das folgende Bild der Potsdamer Havel mit quasi wolkenfreiem blauen Himmel zeigt.

Dann geht’s weiter Richtung Zentrum von Potsdam, wo die Dichte an imposanten Bauwerken merklich zunimmt.

Und bald schon komme ich zu einem Eingang nach Schloss Sanssouci, wo ein Obelisk mit ägyptischen Hieroglyphen steht.

Der Zugang ist für Radfahrer eigentlich nicht erlaubt, aber da ich mein schweres und niedriges Rad kaum schieben kann, bin ich einfach ganz langsam im Schritttempo und noch rücksichtsvoller als ohnehin schon gefahren. Das ging dann ganz gut und mich hat zum Glück auch kein Wärter oder so aufgehalten.

Der sog. “Holländische Garten”:

So erreiche ich in langsamer Fahrt das Schloss mit seinem treppenförmig angelegten Garten.

Nachdem die Pflicht-Sightseeing-Locations besucht waren, sollte es endlich schnell weitergehen, um Strecke zu machen… aber Potsdam ist größer als gedacht, und der offizielle Radweg (u.a. an der Havel und seinen ganzen Seen entlang) ist zwar einigermaßen schön, aber nur relativ langsam befahrbar, da manchmal schmal, am heutigen Sonntag voll mit Menschen oder vom Untergruund her nicht optimal. Zwar war Potsdam eigentlich ganz schön und hat mich auch schnell und gut mit Verpflegung versorgt, aber so langsam nervte es und ich wollte endlich raus aus der Stadt, denn über Land rollt es meist wesentlich besser und schneller. Viel fotografiert habe ich dann nicht mehr, weil die Havel ja doch meist ähnlich aussieht… aber das “Business Center Luftschiffhafen” in Potsdam-West war dann doch ein Foto wert. Die Gebäude stehen z. T. auf Stelzen. Sieht irgendwie merkwürdig aus, aber interessant.

Ein Abschiedsfoto von der Havel habe ich dann aber doch noch gemacht, weil man hier sieht, wie viele Boots sonntags bei gutem Wetter unterwegs sind. Scheint hier einige Leute zu geben, die sich ein eigenes Boot leisten können.

Einige Zeit später hörte ich von hinten ein neues, noch unbekanntes, metallisches Klappern. – Oje, was ist DAS denn schon wieder? Ich habe gerade eh schon ein kleines Motivationsproblem und durch den späteren Start und die lange Fahrt durch Potsdam noch zu wenige Kilometer auf der Uhr. Da habe ich jetzt echt so gar keinen Bock auf neue Probleme! – Wie ich dann feststellte, hatte sich aber “nur” eine Schraube am Rahmen, die das hintere Schutzblech hält, etwas gelockert. Puh. Die eigentlich Reparatur hat nur Sekunden gedauert. Schraube festziehen und fertig. Aber leider musste ich dazu den Anhänger etwas ausräumen, um ans passende Werkzeug (hier: Inbus-Schlüssel) zu kommen, und die Schraube saß auch noch so ungünstig, dass ich den Anhänger abkoppeln und die Gepäckträgertasche mit allem, was dranhängt, abnehmen musste. Nervig, aber letzlich halb so schlimm.

Die weitere Fahrt war über weite Strecken weder besonders ereignisreich noch fotogen. Daher kommen wir mal zu lustigen Ortsnamen. Da habe ich immer mal wieder welche gesehen, bei denen ich zumindest schmunzeln musste. – Zum Beispiel den Ort “Grund”, durch den ich irgendwann letzte Woche schon durchgefahren bin. Da muss man wohl hin, wenn man mal keinen Grund hat.

Dem Ort “Kanin” spendiere ich ein “chen”. 😉

Tja, und so grundsätzlich gibt es natürlich Orte, die ihrem Namen alle Ehre machen. Wenn z. B. in einem Ortsnamen “Berg” oder “Hohen” vorkommt, kann man sehr sicher davon ausgehen, dass ordentliche Steigungen auf einen zukommen.

Und dann gibt es aber auch Ortsnamen, die versprechen mehr als sie halten… 😉 [Anm. Tina: Na gottseidank! :-D]

Um dann schnellstmöglich zu meinem heutigen Campingplatz zu kommen, der leider nicht an der vorgesehenen Strecke liegt, habe ich mir eine Route dorthin geplant, die auf der Karte auch ganz gut aussah, mich aber ein Stück über diese extrem sandige Wüstenpiste führte, so dass ich mich festgefahren habe. Die Räder hatten sich z. T. mehrere Zentimeter tief eingegraben. Ich musste zwar absteigen, konnte mein Gefährt dann aber zum Glück wieder selbst befreien… und danach habe ich mich sogar über die anschließende Schotterstrecke gefreut, denn da sank man immerhin nicht mehr im Sand ein. Bei sowas wird man sehr schnell genügsam. Etwas später konnte ich dann aber endlich wieder auf normale Teerstraßen wechseln und so ganz gut den Zeltplatz erreichen, wo ich einen Platz für mein Zelt, Strom, eine Dusche, ein kleines Abendessen (Bockwurst mit Brötchen) und gekühltes Radler bekommen habe; und meine Wäsche konnte ich sogar auch noch waschen. Die Wäsche hängt jetzt im Zelt. Über Nacht soll es allerdings regnen, so dass ich nicht sicher bin, ob die Wäsche morgen früh schon trocken ist. Erfahrungsgemäß eher nicht, aber mal sehen…

Ach ja, und ich habe gerade gesehen, dass ich schon ganz nah an Sachsen-Anhalt dran bin, welches dann das 8. Bundesland sein wird, dass ich durchfahre. Damit werde ich morgen früh schon in der Hälfte der deutschen Bundesländer gewesen sein. Schon mal nicht schlecht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich mich ja in einem relativ schmalen Streifen in der Mitte Deutschlands bewege. Die nördlichen und südlichen Bundesländer sind damit auf dieser Tour natürlich unerreichbar, aber einige davon habe ich ja auch schon auf der Nord-Süd-Tour 2016 durchquert oder zumindest gestreift.

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Stefan Leupers ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seinen ersten Computer bekam er 1984 mit 11 Jahren. Er studierte Diplom-Informatik an der RWTH Aachen und beschäftigt sich seit 1993 mit Linux. Zu seinen Interessentgebieten zählen seit dem Studium Kommunikationssysteme sowie seit 2013 auch Heimautomation; insbesondere FHEM. Seit 2016 fährt er Liegedreirad und seit 2018 Elektroauto. Die Elektroautos werden - zumindest von Frühling bis Herbst - vorwiegend mit selbst erzeugtem PV-Strom vom eigenen Dach geladen.